[Hörbuch] Die Schwarze Königin – Markus Heitz gelesen von: Uve Teschner

Klappentext:

Der Busausflug nach Prag und ins Banat läuft anders, als der junge Len sich je hätte ausmalen können.

Auch wenn seine Großmutter immer behauptet hatte, er sei ein Drăculești und der letzte Nachfahre von Vlad II, hat er selbst nie daran geglaubt. Bis er in Prag von Vampiren gejagt wird – denn Vlad und seine Familie galten als erbitterte Feinde der Blutsauger. Nun fürchten sie, dass Len ein Vorbote ist: für die Rückkehr der Schwarzen Königin! Sie wollen über ihn an die alten magisch-alchemistischen Aufzeichnungen der geheimnisvollen Herrscherin. Dumm nur, dass Len nicht den blassesten Schimmer hat. Sowohl von der Vergangenheit als auch dem Kommenden …

Und die Vergangenheit hat es in sich, wie das parallele, dramatische Geschehen um Königin Barbara, Vlad Dracul und rivalisierende Vampirfürsten in Transsilvanien und der Walachei im Mittelalter zeigt.

Rezension:

Glaubst du an Vampire?
Sicher?

Stell dir vor, deine Oma möchte sich mit ihrer Freundin und deren Enkelin Klara nochmals ihr Heimatdorf ansehen. Sie plant, sich einer Busreise anzuschließen, die zuerst das winterlich-weihnachtliche Prag besucht und später eine touristische Rundreise durchs Banat, um ihre Heimat noch einmal zu sehen Dies ist eine Region, die sich über Ungarn, Serbien und Rumänien verteilt. Blöderweise wird sie krank, dafür darfst du, ihr Enkel Len, mitfahren.
Dir wurde schon als Kind von deiner Oma erzählt, dass du ein Nachfahre des berühmten Vlad II. bist und daher ein Drăculești. Somit hättest du auch eine Verbindung zu dem berüchtigten Drachenorden, der auf Betreiben von Barbara von Cilly und Vlad II. von König Sigismund 1408 gegründet wurde.

Hier beginnt nun die zweite Ebene des Romans. Wir tauchen ein in die Geschichte der schwarzen Königin ins 14./15. Jahrhundert. Nur ein hinterhältiger Tod und ein Fluch konnten diese Geschichte in Gang bringen. Der Tod der ersten Frau Sigismunds, Maria von Ungarn, ist auch in den sichtbaren Fakten so belegt. Den Hergang kann man sich aber wirklich genau so vorstellen. „Unfälle“ sind herrlich für Spekulationen und Geschichten. Damit war der Weg frei für Barbara von Cilly. Sie wird die zweite Gemahlin Sigismunds und damit Königin von Ungarn, im Volk auch die schwarze Königin genannt.
Sie weiß, dass Vampire, mit Fachbegriff „Strigoi“, in der Anderswelt existieren. Es gibt viele unterschiedliche Arten, je nach Region, Abstammung und auch „Kreuzungen“. Das gemeine Volk leidet unter ihnen.
Sie möchte als erste Frau, die Alchemie betreibt, Mittel erfinden, um die Strigoi ein für alle Mal zu vernichten. Vlad, anfangs ihr Geliebter, soll ihr mit Waffen und einer perfekten kriegerischen Ausbildung zur Seite stehen. Damit er auf ein Heer zugreifen kann, wird der Drachenorden gegründet. Sigismund ist der offizielle Gründer, hat jedoch keine Ahnung von der Existenz der Anderswelt und der Gefahr durch Vampire. Auch wenn sie im Volksglauben weit verbreitet sind, ist man sich der Größe der Bedrohung nicht bewusst.

Der Len der Gegenwart hat davon keine Ahnung. Er glaubt nicht, dass es Vampire gibt. Wenn es da nur nicht diese seltsamen Begebenheiten gäbe:
Ein Wolfshund-Rottweiler-Mix rettet sein Leben? Oder war es doch eher ein Kangal? Oder vielleicht ein Werwolf? Ein kleines Mädchen mit blauen Augen springt über die Brüstung der Karlsbrücke, aber ist laut Rechtsmedizin schon zwei Tage davor gestorben? Wer soll ihm das glauben? Die Polizei? Seine Reisegruppe?
Auf jeden Fall Alison, die Grusel-Vloggerin aus London, die ihren Followern, die Unterwelt Prags nahebringen möchte. Und Jolanda, eine Professorin, die eine wissenschaftliche Arbeit über die schwarze Königin schreibt und auf Materialsuche ist. Und vielleicht auch Klara, seine Mitreisende, zu der zarte Gefühlsbanden entstehen? Wer das wissen möchte, muss reinhören.

Die verschiedenen Zeiten sind anhand unterschiedlicher Sprachstile gut zu unterscheiden. Es ist auch angenehm, dass mit Kapitelüberschriften auch Zeit- und Ortsangabe geliefert werden. Man könnte die Reise auch auf Google Maps verfolgen. Es lohnt sich auch mal den ein oder anderen Ort nachzuschlagen. Schaut ruhig mal nach der Burg Ofen oder anderen Orten. Ihr werdet überrascht sein.

Das Booklet enthält eine Auflistung der Personen, ein Glossar mit Definitionen der verschiedenen Vampire und auch ein Quellenverzeichnis. Da kann man bei Bedarf auch mal schnell was nachschlagen.
Uve Teschner ist ein wunderbar angenehmer Sprecher, der selbst die zungenbrecherischsten Worte deutlich ausspricht. Der Roman und diese empathische Stimme ziehen einen mitten hinein in das Mittelalter mit all seinen Kämpfen und Gefahren, aber auch in die Gestalt eines verzweifelten jungen Mannes der Gen Z, der keiner Fliege etwas zu Leide tun kann, aber plötzlich mit der Herausforderung seines Lebens konfrontiert wird.

Es gibt kleine Andeutungen, die einen zum Schmunzeln bringen, wie zum Beispiel Smetanas Moldau oder Papst Pius, der die schwarze Königin der Hexerei bezichtigt, da sie als Frau Alchemie betreibt. Alchemie war ja schon schlimm an sich, aber als Frau! Sie hatte eigentlich nur Glück, dass sie nicht auf dem Scheiterhaufen gelandet ist wie Johan Hus. Auch die Verweise auf Vlads Sohn, Vlad III Draculea., den jeder als Graf Dracula aus der Feder von Bram Stoker kennt, und nein, er ist kein Vampir, wie Stoker fälschlicherweise behauptet. Er war vielleicht sogar für seine Zeit etwas blutrünstig. Aber, hat er nicht vielleicht die Mission seines Vaters Vlad II Dracul und der schwarzen Königin fortgeführt? Waren es nicht vielleicht sogar Vampire und deren Helfershelfer, die er gepfählt hat? Gibt es nicht vielleicht doch auch heute noch Vampire unter uns?

Bestimmt gibt es noch viele Hinweise, die ich beim ersten Hören, nicht mitbekommen habe.
Womit wir beim Fazit wären: Ein zweites Mal Hören lohnt sich! Ein tolles (Hör-)Buch für stürmische Wintertage bei Kerzenschein und heißem Tee.

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