direkt vor unseren Augen

Wie Pädokriminelle im Internet vorgehen – und wie wir Kinder davor schützen | Vom führenden deutschen Darknet-Experten

Ein Experte klärt darüber auf, wie Eltern ihre Kinder vor sexualisierter Gewalt im Internet schützen können

Kaum ein Thema erschüttert Menschen so sehr wie sexualisierte Gewalt gegen Kinder – und kaum ein Thema wird so häufig verdrängt. Dabei schätzte die UN schon 2009, dass weltweit in jeder Sekunde 750.000 Pädokriminelle online sind – Tendenz steigend.

Daniel Moßbrucker ist investigativer Journalist und einer der führenden Experten zu Fragen der digitalen Überwachung und des Darknets. Mit seinem Sachbuch legt er erstmals im deutschsprachigen Raum eine systematische und datengestützte Recherche in pädokriminellen Zirkeln im Darknet vor. Er klärt darüber auf, wie Pädokriminelle im Internet vorgehen und wie Eltern ihre Kinder mit diesem Wissen bestmöglich schützen können.

Denn die Gefahren lauern oft dort, wo Eltern sie am wenigsten erwarten: So werden harmlose Schnappschüsse aus dem Familien-Alltag von Kriminellen aus WhatsApp, Instagram & Co. gestohlen und im Darknet verbreitet oder auf ausländischen Plattformen im normalen Internet hochgeladen. Mit seinem Buch bietet Moßbrucker konkrete Hilfestellung und praktische Tipps, die im Alltag umsetzbar sind:

Sollte ich Fotos vom Kinder-Geburtstag auf Instagram teilen?

Ist es gefährlich, wenn unser Sohn abends eine Stunde sein Lieblingsspiel am Laptop spielt?

Und vor allem: Ab wann ist es möglich, mit meinem Kind über diese Gefahren zu sprechen? Und wie?

Moßbrucker plädiert für eine zeitgemäße Medienbildung von Kindern durch Eltern, die ein realistisches Bild von den Gefahren im Netz haben. Sein Ratgeber für Eltern bildet außerdem den Einstieg in die notwendige Debatte zur Pädokriminalität im Internet und ist zugleich ein Appell an Politik und Gesellschaft, dem Thema endlich die Aufmerksamkeit und Informiertheit zu schenken, die es verdient.

Komme ich nun zu einer Rezension, bei der ich mir schwer getan habe. Kennt ihr dieses Problem? Man will ein Buch unbedingt lesen und hat doch Angst vor dem, was darin steht. Ich wollte es vor allem wegen des Missbrauchsfalls in Münster lesen, der ja auch bis in den Landkreis Gießen strahlte.

Aber ich konnte und wollte es nicht weiter vor mich hinschieben und ich weiß, das ich auch mal kurz Lachen musste, da der Autor darauf hingewiesen hat, dass man dieses Buch von vorne bis hinten lesen sollte. Und ich gebe diesen Tipp gerne auch weiter. Man sollte auch Sachbücher immer komplett lesen – von der ersten bis zur letzten Seite – da man dadurch ein besseres Verständnis für die Schlussfolgerungen hat. Herr Moßbrucker nimmt den Leser also an die Hand und bereitet ihn langsam vor auf das was kommt. Er klärt einem langsam bei der Vorbereitung zu dem Thema auf, also den Sprachgebrauch, auch über die Geschichte des Missbrauchs und die Rolle des Internets.

Er weist immer wieder auch die kleinen Zeichen hin, die wir alle, so glaube ich, leicht übersehen, da sind Nacktfotos in einem Treppenhaus oder das Thema Datenschutz versus Kinderschutz, ein Thema welches immer wieder auftaucht, ob es nun Vorratsdatenspeicherung ist oder Chatkontrolle, um nur zwei Themen zu nennen, die immer wieder aufkommen.

Dabei umgehen Menschen mit solchen Neigungen diese Kontrollmechanismen einfach durch das Tor Netzwerk um ins Darknet zu kommen. Auch die Kommunikation in einem Chat kann man mit bestimmten Chatprogrammen anonym machen, die auch über das Tor Netzwerk anonym sind.

Was mir nicht richtig präsent im Kopf war, dass Bitcoin nicht 100% anonym ist. Aber dies ist ein Thema, welches laut dem Autoren nicht so wichtig ist, da im Darknet in den großen Foren, diese Dateien auch kostenlos zum Download angeboten werden. Das diese Dateien wiederum im Clearweb lagern, ist auf der einen Seite erschreckend, aber dies war und ist bei Programmen, die gecracked sind auch immer der Fall, denn den Filehostern ist es zwar nicht egal, aber es ist nicht das Geschäftsmodel, den Nutzern Fragen zu stellen, ob da alles rechtskonform ist.

Immer wieder wurde mir auch bewusst, dass die Gefahr oft im nächsten Umfeld erscheint, also bei Personen, bei denen man es nicht erwartet. Dies ist auch immer wieder ein Problem, welches man in Vereinen hat. Man kann nie 100% sicher sein, ob da nicht ein Arsch vor einem steht. Wir können Menschen leider, oder Gott Sei Dank, nur bis vor die Stirn schauen.

Dass Soziale Medien immer wieder gerne als Bilderquelle dienen, ist glaube ich jedem klar. Ich bin froh, dass immer mehr Eltern die Gesichter ihrer Kinder verschleiern, und auch darauf achten, dass auch auf Bildern der Elternteile die Kinder immer verpixelt werden.

Was mich extrem erschreckt hat, war das Kapitel, in dem beschrieben wird, wie Kinder von Familien vorgeschoben werden, um online ein wenig Geld zu verdienen. Mir kam da fast die Galle hoch. Es scheint für diese Menschen irgendwie schon fast normal. Ich bekomme nur das kalte Kotzen.

Was mich immer wieder erstaunt hat, war die Tatsache, dass man immer wieder liest, dass die Bilder nicht gelöscht werden, die bei den Filehostern liegen, sondern dass man diese auch einfach duldet. Dabei gibt es doch nichts Nervigeres, als wenn man immer wieder die Daten neu hochladen muss, nur, weil da mal wieder was gelöscht wurde. Es ist zwar relativ schnell erledigt, aber es dauert dann doch. Mich nervt ja schon immer das Updaten des Streams bei meinem Webradio. Es dauert nie lange, aber so eine gewisse Zeit dauert es dann doch bis alles so ist, dass man ihn wieder nutzen kann. Und wenn ich mir vorstelle, dass müsste man täglich mehrmals machen, weil einen irgendjemand wieder angezeigt bzw. dem Filehoster gesagt hat, dass es illegale Dateien sind, das sollte doch zumindest für eine Verärgerung der Pädokriminellen sorgen. Es unterbindet es zwar nicht wirklich könnte ihnen aber zumindest das Leben erschweren

Interessant ist das Interview mit einem der Administratoren eines solchen Forum, es lässt doch tief blicken.

Für die meisten sind wohl die Lösungen am interessantesten, aber man versteht diese Lösungen erst dann, wenn man das Buch bis dahin gelesen hat. Es ist schwer zu verdauen, was da alles so steht, aber man versteht sonst kaum die Denkweisen eines Täters. Man muss Gefahren kennen und ihre Ursachen verstehen, um sie zu bekämpfen und verhindern. Auch ist das Schreien nach dem Staat nicht immer der Richtige weg. Wichtig ist, sein eigenes Kind ernst zu nehmen, mit ihm zu reden, auch über Sexualität, und ein Nein immer zu akzeptieren.

Mir wurde immer klarer, dass wir die Kinder mit ihren Sorgen und Nöten ernst nehmen müssen, und dass wir auf Kleinigkeiten achten sollten. Damit meine ich nicht, dass wir die Kinder überwachen sollten, sondern ganz im Gegenteil ihnen Vertrauen entgegenbringen mit klaren Grenzen, aber auch keine allzu großen Strafen, wenn sie Mist angestellt haben. Ich nehme da ganz gerne mal meine Eltern. Sie hatten es sicherlich nicht leicht mit mir, denn ich habe so einiges angestellt, aber ich konnte immer mit meinen Eltern darüber reden und kann es auch heute noch. Es gibt da ein entsprechendes Vertrauensverhältnis gegenüber meinen Eltern. Gut, wenn ich Mist baue, muss ich es auch alleine ausbaden, aber ich konnte immer zu ihnen hingehen. Das einzige wo sie allergisch reagiert haben, war, wenn ich sie angelogen habe. Und ja, dies war in der analogen Zeit, aber ich glaube, wenn mich jemand online angegraben hätte, ich wäre zu ihnen gegangen, da ich ein Grundvertrauen in meine Eltern hatte und noch habe. Dieses Vertrauen ist in der analogen wie in der digitalen Welt fundamental wichtig.

Ja, der Staat sollte Regelungen im Netz treffen, die Kinder mehr schützen, aber eine Vorratsdatenspeicherung oder härtere Kontrollen bei Chats etc. ist schwierig durchzusetzen und auch nicht zielführend. Besser wäre es, dass Versorgungsangebot an Beratungsstellen auszubauen und niederschwellig erreichbar zu sein. Härtere Strafen werden diese Menschen nicht weiter stören. Stören wird es sie in meinen Augen nach der Lektüre des Buches aber, wenn wir es schaffen, sie zu stören in dem was sie machen, sei es durch die Eltern, Beratungsstellen, oder auch in der Schule. Wir müssen unsere Kinder einfach ernst nehmen und ihnen Zeit geben, wo sie sich mit uns unterhalten können. Ein Nein eines Kindes sollten wir aber auch akzeptieren.

Ich bin froh, dass ich dieses Sachbuch von Seite 1 an bis zum Schluss gelesen habe und ich finde, es muss noch viel mehr gelesen werden, damit solche Dinge wie in Münster nicht noch einmal passieren oder es zumindest schwerer ist. Wir können uns und unsere Kinder nur vor Gefahren schützen, die wir kennen und verstehen und dieses Buch hilft dabei, auch wenn es schwer zu verarbeiten ist.

direkt vor unseren Augen

Titel: Direkt vor unseren Augen

Autorin: Moßbrucker, Daniel
Verlag: Droemer Knaur
ISBN: 978-3-426-27905-2
Preis: 20,00 €
Erscheinungsdatum: 1. September 2023

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