Höllenfeuer

Islamistischer Terror mitten in Deutschland – und ein Staat am Abgrund​

München, 12. September 2022: Es ist ein sonniger Morgen, als in der U-Bahn der Linie 6 ein Islamist einen grauenvollen Anschlag verübt. Mehr als 300 Menschen sterben. Während die Stadt im Ausnahmezustand ist und die Welt entsetzt nach Deutschland blickt, arbeiten im Hintergrund Behörden und Polizei fieberhaft zusammen, um die Hintermänner zu fassen und einen weiteren Anschlag zu verhindern.

Die Ermittlung für die Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe leitet Erster Hauptkommissar Torge Prager. Sein Hauptverdächtiger ist der syrische Arzt Laid Abaaoud, doch Torge kann den Verdacht nur bestätigen, wenn er das Gesetz bricht. Ausgerechnet die große, unglückliche Liebe seines Lebens und Tochter des Innenministers, Oberregierungsrätin Antonia Himmel, glaubt an Laids Unschuld. Was Beiden beinahe entgeht: Antonias Vater, Martin Himmel, sollte sich an jenem Morgen in der U-Bahn befinden. Galt der Anschlag etwa ihm? Wird es einen zweiten geben?

Peter Grandl was machst du mit mir? Ich habe mich mit Peter Grandl mal wieder auf Entdeckungstour begeben. Nachdem ich mich zweimal hintereinander mit Ihm zusammen in einem Turm befand umgeben von Nazis, bin ich diesmal in München und begleite erstmal einen Mann in die Moschee. Dieser Mann wird von unserem Staat beobachtet, verschwindet aber aus der Moschee und wird erstmal nicht wiedergefunden.

Wir lernen auch Antonia Borchardt kennen, die Leiterin der AG Birgit, der Arbeitsgemeinschaft Beschleunigte Identifizierung von Gefährdern aus dem Bereich des islamistischen Terrorismus. Sie ist die Tochter des bayrischen Innenministers Himmel. Und hat gerade an diesem Tag Geburtstag. Besagter Innenminister Himmel will wie immer montags mit der U-Bahn ins Ministerium fahren und so die Nähe zu den normalen Menschen demonstrieren. Er hat gerade mit seinem Sohn aus zweiter Ehe richtige Probleme. Dieser macht ihm mal wieder Vorwürfe, da der Sohn denkt, dass sein Vater am Tod seiner Mutter Schuld sei.

Dass Innenminister Himmel von seiner ersten Frau an den Geburtstag seiner Tochter erinnert wird, ist jetzt nicht ungewöhnlich. Dass der Innenminister dann in die U-Bahn steigt, und dass auch unser Gefährder aus der Moschee in eben diese U-Bahn einsteigt, ist dem geneigten Thrillerleser wohl klar. Eine Frau wird vor den Zug geworfen, damit dieser stehen bleibt und unser Gefährder läuft mit einer Spritzflasche durch den Zug und besprüht die Insassen mit „Wasser“. Dass dann Panik ausbricht, kann man sich gut vorstellen. Diese vergrößert sich, als der Terrorist dann auch noch mit einer Pistole rumschießt. Irgendwann ist jedes Magazin leer geschossen und die Tür der U-Bahn geöffnet, so dass die Menschen aus der Bahn fliehen. Recht schnell klagen die ersten über Übelkeit und haben Schaum vor dem Mund. Dass ein Terrorist nicht einfach nur Wasser versprüht, war auch klar, dass noch viel mehr passiert und recht schnell München abgeriegelt wird und zwar viel heftiger, als wir es von Corona her kennen, kann man sich vorstellen. Das ist also das Anfangsszenario. Es verspricht Spannung.

Der Ermittler vom Bundeskriminalamt, der die Terroristen finden soll, trifft mit Antonia wieder auf seine erste große Liebe. Dass dies zu weiteren Komplikationen führen könnte und wird, kann man sich vorstellen. Dass Markus Erdmann auch noch auf der Bühne erscheint, den ich ja nun schon etwas besser durch „Turmschatten“ und „Turmgold“ kenne, macht das Ganze immer reizvoller, wobei mir Himmel irgendwie auch sehr bekannt vorkam. Mein Namensgedächtnis ist nicht ganz so gut ausgeprägt. Ich kann mich besser an Situationen erinnern, Storys. Wenn ich manche Menschen sehe, weiß ich noch welches Buchgenre sie früher gerne gelesen haben etc., aber Namen, vor allem in Büchern, fallen mir immer erst im Gespräch wieder richtig ein. Längere Zeit nachdem ich ein Buch gelesen habe, ist da immer nur eine Art Phantomschmerz – da war doch mal was. Genau so ergeht es mir gerade mit dem Innenminister Himmel.

Ich könnte noch einiges beschreiben, aber wie das alles abläuft in diesem Buch bei fast 500 Seiten, da kann man teilweise nur noch schlucken und ja, Peter Grandl hat mir das ein oder andere Mal Albträume beschert. Wenn ich momentan mit dem Bus Richtung Arbeit fahre, schwebt da immer noch ein bisschen Angst mit. Was wäre wenn?

Es passiert so vieles in Höllenfeuer, da sind die Ängste von uns Bürgern, da wird unser Rechtsstaat mal kurz auf Links gedreht, da sind auf einmal Dinge möglich, die eigentlich nicht möglich sind. Und irgendwie schwebt auch immer wieder die Frage mit, würde es uns auf eine Stufe mit den Terroristen stellen, wenn wir jede Rechtsstaatlichkeit und jedes Mitgefühl langsam, oder in diesem Fall sehr schnell, vergessen würden? Die Terroristen haben nur dann Erfolg, und da ist es egal, ob es rechte, linke oder Religiöse Terroristen sind, wenn wir Angst haben, wenn wir uns von unseren Werten trennen und einfach nur noch dem Gegenüber misstrauen.

Und dieses Misstrauen, ist genau das, was immer wieder mitschwingt. Je drastischer die Story wird, desto weniger vertraut man dem Gegenüber, dabei ist es vollkommen egal, welche Hautfarbe man hat. Das Gegenüber kann wie ein Moslem aussehen, aber trotzdem Christ sein und umgekehrt. Religiöse Fanatiker gibt es in jeder Glaubensrichtung.

Ich hatte mir am Anfang mit dem Buch etwas schwergetan. Dies lag aber nicht am Schreibstil von Peter Grandl, sondern eher an dem Stoff, den ich zu lesen bekommen habe. Es zeigt einiges vom Kampf gegen Terroristen und in diesem Fall gegen den IS. Da stellt man sich die Frage: Warum kämpfen Frauen für den IS? Warum finden Menschen im IS und im Terrorismus eine „Heimat“, in der sie sich verstanden fühlen? Das Buch lässt mich mit Angst zurück, da es mal wieder, wie ich glaube komplett realistisch, die möglichen Abläufe aufzeigt. Peter Grandl spiel mit meinen Ängsten wie auf einer gut gestimmten Gitarre, aber er sorgt auch dafür, dass ich mich hinterfrage. Er ist auch ein Autor, der mir immer wieder die Gefahren von extremistischen Strömungen in unserer Welt aufzeigt. Er beschreibt es so intensiv, dass man das Buch nicht weglegen will, aber auch ab und zu muss, damit man nicht komplett in Angst versinkt. Seine Bücher sind sehr fordernd, wie es in meinen Augen nur wenige Autoren weltweit schaffen, da er Themen immer wieder anders angeht. Er zeichnet eher weniger schwarz und weiß, sondern verwendet auch immer wieder viele Grauschattierungen in seinen Romanen. Dies macht seine Bücher zum einen so gut, zum anderen so unwahrscheinlich fordernd für die Psyche. Man kann und will nicht mehr aufhören zu lesen, nicht ehe man die letzte Seite gelesen hat. Zumal es immer wieder spannende Wendungen gibt, die man so nicht unbedingt erwartet. Also viel Spaß mit diesem Pageturner.

Höllenfeuer

Titel: Höllenfeuer

Autor/In: Grandl, Peter
Verlag: Piper Verlag
ISBN: 978-3-492-06450-7
Preis: 18,00 €
Erscheinungsdatum: 2. Januar 2024

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