[Rezension] Radio Activity – Karin Kalissa
Inhalt:
Wenn sie zu hören ist, werden die Radios lauter gedreht und stocken die Gespräche: Nora Tewes hat die perfekte Radiostimme – und einen Plan: Auf 100.7, einem Sender, den sie mit zwei Freunden gegründet hat, will sie einen lange davongekommenen Täter in die Enge treiben.
Überstürzt ist Nora in ihre Heimatstadt zurückgekehrt, um ihrer Mutter, die im Sterben liegt, nahe zu sein. Unter der Last des viel zu frühen Abschiednehmens bricht eine nur oberflächlich verheilte Wunde auf, und ein Verbrechen, dessen Opfer ihre Mutter als Kind geworden ist, wird offenbar. Nora erstattet Anzeige und erhält eine niederschmetternde Antwort: Verjährt.
Am Mikrofon beginnt sie ein gefährliches Spiel, um die Hörerschaft gegen den Täter zu mobilisieren. Als es schon fast zu spät ist, findet sie gemeinsam mit Simon, einem Rechtsreferendar, einen anderen Weg. Dass dabei die Grenzen der Legalität strapaziert werden, ist eine Sache. Eine andere die Frage, was Nora und Simon einander sein können außer „companions against crime“.
Temporeich, unverwechselbar im Ton, mit eigenwilligen Charakteren, die man nicht mehr vergisst, erzählt Karin Kalisa in ihrem neuen, schmerzlich-schönen und politisch brisanten Roman davon, wie beherztes Handeln die Suche nach Gerechtigkeit vorantreibt.
Rezension:
Radio Activity fängt eher sacht an. Es beginnt damit, dass drei Freunde ein Radio gründen und mit Geld der EU subventioniert werden. Der Grundgedanke der drei ist klar. Sie wollen einfach ein etwas anderes Radio machen. Genau aus dem Grund heraus mache ich ja mit Tom auch ein Webradio. Wir wollen ein etwas anderes Radio machen. Es hat mich ja schon neugierig auf das Buch gemacht. Auch die Musikauswahl des Senders im Buch war teilweise sehr interessant und ja, ich habe auch neue Künstler kennengelernt.
Dann nimmt die Geschichte Fahrt auf. Man lernt Nora kennen und auch ihre mittlerweile verstorbene Mutter. Ich erfuhr ein wenig über das Tanzen, hingegen die Themen Aussteuerung von Musik und Gesang waren mir aufgrund meiner Jahrelangen Nebentätigkeiten bekannt.
Die Geschichte der Mutter ist hart und hat mir doch öfter einen Kloß im Hals beschert oder Tränen in den Augen getrieben, da ich oft an meine Mutter denken musste. Insbesondere in dem Moment als Noras Mutter im Sterben lag. Auch das allgemeine Thema sexueller Missbrauch, besonders von Kindern, macht mich so oder so immer sehr betroffen.
Was die Gesetze in dieser Hinsicht betrifft, bin ich generell der Meinung, dass es da doch noch vieles an Möglichkeiten geben würde, um diese nachzuarbeiten aber auch konsequenter durchzusetzen.
Ich könnte noch über viele Dinge im Zusammenhang mit dem Roman schreiben, aber ich möchte es kurzfassen. Karin Kalissa packt ein heißes Eisen an. Sie legt die Finger in die Wunden unserer Gesellschaft und unserer Gesetze. Dies mach sie in einem sehr emotionalen Buch, mit allen Gefühlen, Situationen zum Lachen, zum Schimpfen, Nachdenken und Weinen. Ich kann dieses Buch jedem ans Herz legen, wenn man auf brisante und emotionale Themen steht und dies in einem Intelligent geschriebenen Buch haben möchte, ist damit sehr gut bedient. Auch wenn ich bei dem Buch am Anfang in die falsche Richtung unterwegs war, bin ich glücklich, dieses Buch gelesen zu haben! Ich bin auch bei dieser Autorin gespannt, was für Themen sie noch anpackt und wie sie es verpackt.
Verlag: C.H. Beck
ISBN: 978-3-406-74093-0