[Rezension] Stolz und Vorurteil – Jane Austen, Claudia Kühn, Tara Spruit

Klappentext:

Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein Mädchen ab und zu von der Liebe träumt

Elizabeth Bennet hat vier Schwestern und eine Mutter, deren größte Sorge ist, alle Töchter unter die Haube zu bringen. Als der vermögende Mr Bingley und sein attraktiver Freund Darcy das benachbarte Anwesen Netherfield beziehen, ist Mrz. Bennet ganz aus dem Häuschen. Aber schon beim ersten Tanz wird Elizabeth klar, dass sie nie, niemals einem so stolzen und arroganten Mann wie Mr Darcy ihr Herz schenken könnte.

Niemals?

Wirklich, Lizzy???

Rezension:

Es gibt ja Klassiker, die will man einfach lesen, aber wie oft kommt es vor, dass man sagt, das Buch ist ja interessant, aber auch als Büchernerd schiebt man so etwas immer wieder vor sich hin. Dann wurde mir das Rezensionsexemplar von „Stolz und Vorurteil“ angeboten, und zwar als Graphic Novel vom Loewe Verlag, und was soll ich dazu sagen? Ich konnte nicht nein sagen! Es war mir einfach nicht möglich. Somit las ich „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen,

Alleine schon wegen des Buchcovers war ich hin und weg. Diese Wärme und die Schattenspiele in den Gesichtern der beiden Hauptpersonen brachte mir das Leuchten in die Augen. Trotzdem musste ich es erst mal noch ein wenig vor mich herschieben, da ich dem „Braten“, oder dem Einband, nicht so recht traute. Es schien zu gut, um wahr zu sein. Den letzten Schubs habe ich von der Bloggerin Leseratz bekommen, die die Graphic Novel auch rezensiert hat. Auch sie wollte, wie ich, diese Bildungslücke mit der Graphic Novel schließen.

Wir lernen also Elizabeth (Lizzy) Bennet kennen, die eher aus der Mittelschicht kommt. Die Familie spürt schon eine gewisse Angst, dass sie das Anwesen verlassen müssen, da ja auch noch die Mitgift für die fünf Mädchen gezahlt werden muss.

Bei einem Ball lernt sie Mr. Bingley und dessen attraktiven und wohl auch sehr vermögenden Freund Mr. Darcy kennen. Jane, eine Schwester von Elizabeth, verliebt sich bei dieser Gelegenheit in Mr. Bingley. Mr. Darcy erscheint Lizzy zu stolz und abgehoben und das, was sie so hört, ist auch nicht sehr erbaulich. Es fügt sich einfach weiter in dieses vorurteilsbehaftete Bild ein, welches sie von ihm hat.

Wenn ich ehrlich bin, hat mich Mr. Darcy in Grundzügen seines Verhaltens ab und zu an mich erinnert. Lieber etwas mehr Abstand zu den Frauen oder Mädchen halten, die einem das Herz ein wenig höherschlagen lassen. Hach ja, immer wieder schön, wenn ich lese, dass es wohl auch anderen Männern genau so geht wie mir. Doch die Beweggründe für die Distanziertheit sind dabei sehr relevant. Während es bei Mr. Darcy Stolz und Vorurteile sind die ihn auf Distanz halten, waren es bei mir eher Vorsicht und eine Spur Schüchternheit.

Aber ich schweife ab. So ganz ohne Drama geht es auch in dieser Graphic Novel nicht. Da ist die Liebe zwischen Mr. Bingley und Lizzys Schwester Jane, die nicht so wirklich zueinander kommen wollen oder können, auch wenn jeder Blinde wohl sieht, dass die beiden sich lieben. Dazu noch eine Schwester, die einfach mit ihrem Liebsten abhaut, und dass Mr. Darcy noch einer anderen Frau versprochen ist, um die Familienbande noch enger zu gestalten.

Dies alles und noch einiges mehr wird in der Graphic Novel beschrieben. Die Texte stammen von Claudia Kühn und ich denke, dass sie es geschafft hat, die Essenz des Romans von Jane Austen in dieses Buch einfließen zu lassen.

Bei einer Graphic Novel geht es aber nicht nur um den Text, sondern die Zeichnungen sind extrem wichtig. Tara Spruit scheint regelrecht in dieser Zeit gelebt zu haben, so wie sie die Anwesen zeichnet, oder auch die Personen mit einer gewissen Wärme und Raffinesse. Es sind so die Kleinigkeiten, die dem ganzen Leben einhauchen. Und ja, ich bin mir sicher, dass da noch einiges von dem Klassiker von Jane Austen fehlt. Wie das immer so bei Filmen oder Graphic Novels von Klassikern ist, man muss sich auf das Wesentliche beschränken. Über 400 Seiten im Original sind schon eine Hausnummer. Mein Baugefühl sagt mir aber, dass den beiden Claudia Kühn und Tara Spruit es wirklich gelungen ist, vieles einzufangen, was „Stolz und Vorurteil“ zu einem Klassiker macht. Die Thematik an sich ist nie aus der Mode gekommen, denn gerade in der Liebe steht man sich durch seinen eigenen Stolz und Vorurteile oft selbst im Weg.

Wie wäre es, wenn ihr euren Stolz und eure Vorurteile gegenüber Klassikern ablegt und mal in dieses Buch reinschaut? Ich glaube fest daran, dass es euch genauso geht, wie mir, dass ihr wissen wollt, wie es weitergeht, dieses Buch in einem Rutsch lest und euch überlegt, es noch mal in die Hand zu nehmen, um vielleicht etwas zu sehen, was euch beim ersten Durchgang nicht gleich ins Auge gesprungen ist.

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