Des Teufels Gebetbuch

[Rezension] Des Teufels Gebetbuch – Markus Heitz

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Klappentext:

Der neue Urban-Mystery-Thriller von Bestseller-Autor Markus Heitz ist ein perfekter Mix aus Unheimlichem, Bösen und subtilem Horror: Der ehemalige Spieler Tadeus Boch gelangt in Baden-Baden in den Besitz einer mysteriösen Spielkarte aus einem vergangenen Jahrhundert. Alsbald gerät er in einen Strudel unvorhergesehener und mysteriöser Ereignisse, in dessen Zentrum die uralte Karte zu stehen scheint. Die Rede ist von einem Fluch. Was hat es mit ihr auf sich? Wer erschuf sie? Gibt es noch weitere? Wo könnte man sie finden? Dafür interessieren sich viele, und bald wird Tadeus gejagt, während er versucht, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Plötzlich steigt der Einsatz: Es ist nicht weniger als sein eigenes Leben.

Rezension:

Ich bin ja nun wirklich kein Mensch, der gerne Karten spielt, wobei ich bei einer Runde Skip-Bo eher weniger nein sagen kann. Gut, also ich glaube jeder von uns hat ein Kartenspiel, welches er sehr gerne spielt und mag es nur das allseits beliebte Mau-Mau sein. Aber wer von uns weiß eigentlich woher die Karten stammen? Diese Frage stellte mir Markus Heitz auf der Buchmesse und ich: „Äääh, keine Ahnung?“ So wirklich weiter bin ich nun noch immer nicht, da irgendwie jeder etwas anderes sagt. Orient, Asien, Frankreich – jeder sagt, er habe die Karten erfunden. Aber jede Version ist interessant und hat ihre unerklärlichen Elemente. Eigentlich kein Wunder, dass man Karten auch als des Teufels Gebetbuch bezeichnet.

Aber komme ich jetzt mal zu der eigentlichen Geschichte. Das Ganze beginnt zum einen irgendwo auf der Ostsee und zum anderen im historischen Leipzig, und wie sollte es bei diesem Setting auch anders sein, ein gewisser Goethe kommt ebenfalls darin vor. Man könnte meinen, der Typ war überall, zumal er ja auch in Gießen war. Na ja, zumindest bekommt man in dem Buch eine Idee wie des Teufels Gebetbuch entstanden ist und wer die handelnden Personen waren. Was besonders interessant ist, die Personen, welche Markus Heitz agieren lässt, gab es wirklich.

So lernt man immer wieder etwas über des Teufels Gebetbuch, welches dann zumindest in Form einer Karte bei Tadeus Boch und Hyun Poe landet. Die beiden erleben zusammen eine teilweise haarsträubende Geschichte. Sie reisen um die halbe Welt von Baden-Baden nach Benin, Russland und Avignon – immer auf der Suche nach den Karten. Allerdings haben die beiden unterschiedliche Ziele. Tadeus will seine Pik Neun wiederbekommen, die so schön mit ihm spricht, und die er so sehr begehrt – mehr als alles andere. Hyun hingegen will das Kartenspiel vernichten, und zwar komplett, da dieses Kartenspiel für den Tod ihres Verlobten verantwortlich ist und sie spürt das Böse in den Karten. Die beiden geraten zwischen die Fronten  eines etwas durchgeknallten Sammlers einerseits und einer Restauratorin andererseits, die sogar ihre eigene Familie hinter dem Kartenspiel anstehen lässt. Dabei geht es nicht nur um Vernachlässigung. Man kann sagen, dass sie dem Spiel absolut hörig ist, was sie aber wirklich gut verbergen kann.

Dann kommt noch ein russischer Oligarch ins Spiel, dessen Sohn bei einem historischen Kartenspiel, dem „Supèrieur“ nach russischen Spielregeln, gestorben ist. Man könnte sagen, das „Supèrieur“ ist die Kartenspielvariante des Russischen Roulettes.

Also ich denke man merkt schon, dass in dem Buch einiges geboten wird. Nebenbei bekommt man noch bei ein wenig Voodoo und Schamanentum aus Korea näher gebracht. Ein paar Morde und sonstige kleine Kriegsschauplätze runden das Ganze ab.

Das klingt alles ziemlich überladen – ist es aber nicht, da Markus Heitz es immer wieder schafft, zwischendrin das Tempo etwas rauszunehmen. Er hetzt den Leser nicht von einem Tatort zum nächsten. Immer wieder bringt er einem das Teufels Gebetbuch etwas näher in dem er einfach einmal in eine andere Zeit hüpft. So ganz nebenbei erläutert er die Entstehung gerade dieses einen Kartenspieles. Nebenbei erfindet er auch noch ein eigenes Kartenspiel. Das „Supèrieur“ ist von Markus Heitz mal so nebenbei entwickelt worden, weswegen die „historische“ Variante des Spieles nicht so wirklich historisch ist und nicht nachgespielt werden sollte. Wobei es sicherlich Menschen geben wird, die genau darüber nachdenken werden.

Alles in allem ist es ein Buch, welches einen echt mitnimmt und man versteht auch irgendwie  die Macht, die ein Kartenspiel auf manche Menschen hat und warum es immer wieder mal verboten wurde. Manche Menschen haben Haus und Hof verspielt – und tun dies noch immer!

Es ist einfach ein gut gemachtes Buch, welches richtig unter die Haut geht, wie es bei einem gut gemachten Thriller auch sein sollte. Für mich eigentlich der Beweis, dass Markus Heitz nicht nur Fantasy kann, sondern auch Thriller und dies mit mehr Tiefgang und Lehrreichem nebenbei als so manch anderer Autor. Also lasst euch nicht abschrecken von den 671 Seiten, sondern genießt sie und verfallt bitte nicht des Teufels Gebetbuch, wobei gerade dies einem ans Herz wächst und man es schon singen und flüstern hören kann.

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