Linus Geschke

LITL492 [Podcast-Interview] mit Linus Geschke über die Bücher: Tannestein und Finsterthal

In diesem Gespräch spreche ich mit Herrn Geschke, dem Autor der Bücher “Tannenstein” und “Finstertal”. Er erklärt, dass er mit der Schaffung des abtrünnigen Kommissars Born die üblichen Klischees des Krimi-Genres vermeiden wollte. Born ist kriminell und wurde aus dem Polizeidienst gedrängt, aber er hat keine persönlichen Probleme wie Depressionen oder Alkoholismus. Herr Geschke und ich sind der Meinung, dass diese Klischees in Büchern und im Fernsehen oft langweilig werden. Wir sprechen auch darüber, wie Herr Geschke sich dazu entschieden hat, dass Born es mit der russischen Mafia in Tannenstein aufnehmen würde. Er enthüllt, dass er zu Beginn der Geschichte noch keine Ahnung hatte, wie sie enden würde, aber im Verlauf der Entwicklung auf das Thema Menschenhandel und die russische Mafia stieß. Es war nicht von Anfang an geplant. Herr Geschke war von Anfang an von der Idee begeistert, Born als einen Gegenpart zu schreiben. Beim Schreiben denkt er immer an einen Film und fragt sich, wann welche Aktionen passieren sollten. Die Hintergrundgeschichte der Charaktere ist ihm wichtig, um ihr Handeln und ihre Persönlichkeit zu erklären. Er glaubt, dass Verbrechen nicht im luftleeren Raum passieren und dass es wichtig ist, eine Vor- und Nachgeschichte zu haben, um den Figuren Tiefe zu verleihen. Seine Figuren sind keine Schwarz-Weiß-Charaktere, sondern haben sowohl positive als auch negative Seiten.

Mir ist es sehr wichtig, dass auch Bösewichte ihre guten Seiten haben. Es sollte einen Abgrund des Bösen und einen strahlenden Helden geben, damit man ihre Handlungen verstehen kann. Das deutsche-hessische Grenzgebiet bietet die perfekte dunkle und abgeschiedene Landschaft für meine Krimis. Orte haben eine Ausstrahlung und tragen zur Stimmung der Geschichte bei. Sowohl Tannenstein als auch Finstertal sind fiktive Orte, aber die Gegend, in der sie angesiedelt sind, ist sehr real. Es gibt viele Orte, die als Setting hätten dienen können. In Finstertal wollte ich mit Königstein die Nähe zur Großstadt einfangen. Die Wut und Rachsucht von Born gegenüber dem Wanderer bleibt bis zum Schluss. Am Anfang war sie persönlich motiviert, aber im Laufe der Zeit wird Borns Interesse an den Ereignissen in Tannenstein größer. Es freut mich, dass Ihnen der Handlungsverlauf gefallen hat. Viele Leute in meiner Umgebung haben das Buch auch gelesen und waren begeistert, wollen sofort Band 2.

In diesem Teil des Gesprächs geht es um die Entwicklung der Charaktere in Filmen und Büchern. Ich erwähne das Beispiel von “Der Pate”, wo Michael Corleone sich zunächst von seiner Familie distanziert, aber im Laufe der Geschichte zum Paten wird. Eine logische und flüssige Entwicklung der Figuren ist wichtig, um in die Geschichte einzutauchen. Ich habe immer einen Film im Kopf, wenn ich lese, und eine unschlüssige Entwicklung reißt mich aus der Geschichte. Ich glaube, dass manchmal auch mit den bösen Charakteren mitgelitten wird, da man ihre Beweggründe und Handlungen nachvollziehen kann. Ich erwähne auch eine Dokumentation über ehemalige SS-Mitglieder, die im privaten Leben liebevolle Familienmenschen waren, aber beruflich grausame Taten begangen haben. Auch die grausamsten Menschen können angenehme Seiten in ihrer privaten Umgebung haben.

Ich habe die Charaktere in “Finstertal” als Randfiguren empfunden. Der Dunkle ist genauso grausam wie die anderen, da er Frauen entführt, damit andere Männer sie missbrauchen können. Trotzdem entwickelt er für das letzte Opfer eine menschliche Seite. Ich konnte mit allen Seiten mitfiebern. Es freut mich, dass Born sich weiterentwickelt hat. Er war nie eine sympathische Figur für die Leser, sondern tut, was er für richtig hält. Es wird verschiedene Meinungen zu dem Buch geben. Auch Buchrezensionen sind subjektiv und können sich zum Zeitpunkt der Rezension unterscheiden. Manchmal brauche ich auch eine Pause von Krimis oder Thrillern und schaue gerne Komödien oder Trash-TV. St. Petersburg ist eine wunderschöne Stadt mit dem Charme einer vergangenen Epoche im Vergleich zu Moskau, das eine Hauptstadt ist und eine Mischung aus Reichtum und Armut hat. Für mich ist St. Petersburg die schönste Stadt in Russland. Eine Freundin von mir hat ein Auslandssemester dort gemacht und schwärmt von der Schönheit der Stadt.

Ich habe mit einer Person über den DTV-Verlag gesprochen, die sehr begeistert von der Zusammenarbeit mit ihnen ist. Sie finden den Verlag familiär und fühlen sich wohl dort. DTV ist bekannt für ihren Erfolg auf Bestsellerlisten und sie glauben, dass der Verlag viel richtig macht. Die Person mag auch die Art und Weise, wie DTV ihre Bücher vermarktet und das Optimale aus jedem Buch herausholt. Sie betonen, dass jeder Autor den Verlag finden sollte, in dem er sich am wohlsten fühlt. Die wichtigsten Positionen im Verlag sind der Lektor, die Programmleitung, der Vertrieb und das Marketing. Alle müssen zusammenarbeiten, um ein Buch erfolgreich zu machen. Sie haben auch positive Worte über die Schreibweise des Autors gesagt und betont, dass Unterhaltung genauso wichtig wie Literatur ist. Zum Schluss bedanken sie sich für das Interview und verabschieden sich freundlich.

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