[Rezension] Roter Sommer – Berna González Harbour
Klappentext:
Comisaria María Ruiz‘ erster Fall in Madrid
Der Sommer in Madrid ist rot: Von den Flaggen bis zu den Trikots, überall bekennt man Farbe für La Furia Roja, die spanische Nationalmannschaft. Auch Comisaria María Ruiz lässt sich von der Stimmung mitreißen. Doch ausgerechnet am Tag eines wichtigen Spiels wird eine Leiche gefunden und María wird zum Tatort gerufen. Die eigenwillige Comisaria hat bislang jeden ihrer Fälle gelöst und ist bekannt dafür, mit allen Regeln zu brechen. Das rätselhafte Tattoo des Toten führt sie zu einer katholischen Schule, hinter deren Türen sie düstere Geheimnisse wittert. Kaum haben die Ermittlungen begonnen, wird eine zweite Leiche gefunden. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
Der Roman „Roter Sommer“ ist seit dem 27.6.2024 in Deutschland unter dem Filmtitel „Blutroter Sommer – Im Bann des Killers“ als DVD und Stream erhältlich.
Rezension:
Endlich mal wieder einen richtigen Krimi, diesmal aus Spanien. Berna González Harbour entführt einen nach Madrid während der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika 2010. Wer das so kennt weiß, dass während einer Fußball-Weltmeisterschaft doch viel liegen bleibt. Comisaria María Ruiz‘ und ihr Team freuen sich eigentlich schon auf das Viertelfinale am Abend, aber das Verbrechen schläft halt nie. Ein Junge im Teich des Parks Juan Carlos I in Madrid gefunden. Er wird mit Gewichten am Boden festgehalten. Nur durch ein Bein, welches an der Oberfläche sichtbar ist, wird er von den Parkarbeitern gefunden bevor die Karpfen den Jungen verspeist haben.
Zur selben Zeit wird ein Junge aus Santander vermisst, weswegen die Comisaria sich auf die Reise nach Santander macht, nur um mit ihrem alten Chef, der nach Santander versetzt wurde, später festzustellen, dass auch dieser Junge ertrunken ist und dass beide Fälle in Verbindung stehen.
Recht bald rückt auch die Katholische Kirche ins Visier der Ermittler, nachdem sie Bilder fanden, die wohl der Junge aus Madrid von seinen Peinigern hat machen lassen. Sehr schnell wird von der Autorin eine Geschichte gestrickt, die einen mitnimmt. Zum einen ist da die Problematik mit dem Missbrauchsverdacht der Katholischen Kirche auch in Spanien. Zum anderen faszinieren auch die Charaktere und ihre Entwicklung.
Es lässt einen einfach nicht los, wie die Autorin dies alles beschreibt, auch die Zerrissenheit von María Ruiz‘, ob sie sich mit ihrer Familie trifft und feiert oder weiter am Fall arbeitet.
Interessant ist das alles aber auch wegen Luna, einem alternden Journalisten, der bei der Zeitung entlassen wird, da die Auflagen immer weiter sinken. Man kümmert sich nur noch um die schnelllebigen, nach Klicks orientierten Artikel und der Journalismus wie er sein sollte, kommt zu kurz. Luna arbeitet mit der Polizei zusammen und will die komplette Story und nicht das kurze Strohfeuer. So entwickelt sich alles zu einem großen Ganzen zum Schluss.
Man erhält einen Blick wie es hinter den Kulissen sein könnte und wie aus Opfern später auch Täter werden können. Wie verblendeter Glaube einen immer wieder die eigenen Taten rechtfertigen lässt. Versteht mich nicht falsch, aber das Problem haben wir nicht nur mit der Katholischen Kirche oder dem Christlichen Glauben im Allgemeinen. Missbrauch von Schutzbefohlenen gibt es nicht nur da, sondern auch in Vereinen und vor allem in der eigenen Familie. Aber die Katholische Kirche hat auch immer wieder die Macht, so etwas zu vertuschen. Es wird immer wieder in dem Buch gesagt, dass die Kirche sich darum kümmert, und dass die Gerichtsbarkeit der Zivilgesellschaft hier nicht zählt. Dies ist genau das Problem, was die Zweifel daran stärkt. Dabei hat Jesus gesagt, dass es für so einen Menschen, der sich an Kindern vergeht, keine Vergebung gibt. Es war mir nicht bewusst, dass dies in der Bibel steht. Es ist erst durch dieses Buch in mein Bewusstsein eingedrungen.
Kindesmissbrauch ist ein hartes Thema und spannend verpackt. Ich bin mir, wie immer bei Übersetzungen, nicht so sicher, ob nun die Übersetzung so gut ist oder ob es die Autorin ist, aber eigentlich geht das eine nicht ohne das andere. Zumindest bringt das Buch immer wieder eine Vielfalt an Perspektiven in die Kapitel, da man immer wieder zwischen den Protagonisten hin und her switcht. Am Anfang ist dies etwas gewöhnungsbedürftig, aber man gewöhnt sich sehr schnell daran.
Ich weiß nicht ob der vom Verlag erwähnte Film diese Vielschichtigkeit und Tiefe der Personen wiedergeben kann. Ich finde ich es gut, dass immer wieder angedeutet wird, was passiert ist, aber es ist nie wirklich ausgearbeitet. Alles ist immer nur so genau beschrieben, dass das Grauen durch die eigene Fantasie genährt wird.
Ich würde gerne noch den ein oder anderen Ausflug nach Spanien mit Berna González Harbour und Comisaria María Ruiz‘ und ihr Umfeld machen. Mich würde dabei interessieren, ob sich Maria noch etwas öffnen kann, oder wie es mit Luna außerhalb der Zeitung weitergeht. Es muss ja nicht wieder so ein hartes Thema sein, aber die Sprache und das allgemeine Setting der Autorin macht einfach Lust auf viel mehr. Und nicht nur auf einen einzigen Roten Sommer in Madrid.
Titel: Roter Sommer
Autor/In: González Harbour, Berna
ISBN: 978-3-86532-881-6
Verlag: Pendragon Verlag
Preis: 24,00€
Erscheinungsdatum: 24. Juli 2024