Literatur

  • LITL737 [Podcast] Literaturlounge: Will Hill – After the Fire – Mehr als nur ein Jugendbuch

    In dieser Episode widme ich mich der Rezension von „After the Fire“, einem packenden Buch von Will Hill. Die Geschichte beginnt mit der 17-jährigen Moonbeam, die schwer verletzt in einem Krankenhaus liegt und sich einem Psychologen und einem FBI-Agenten gegenübersieht. Als eine der wenigen Überlebenden eines verheerenden Brandes auf der Farm der Legion Gottes wird sie aufgefordert, ihre traumatischen Erlebnisse zu schildern. Während sie über das Leben auf der Farm berichtet, offenbart sie die erschütternden Umstände, die zu der Katastrophe führten, und das Pochen auf ihre innere Wahrheit.

    Das Leben in der Legion Gottes, die von dem charismatischen Führer Father John geleitet wird, wird intensiv beleuchtet. Moonbeam, als Hauptfigur, gibt einen persönlichen Einblick in den strengen Umgang des Anführers und die Manipulation der Bewohner, die ihr gesamtes Leben geprägt haben. Die Erzählung balanciert geschickt zwischen den Geschehnissen vor und nach dem Feuer, was die Leser sowohl emotional als auch psychologisch mitreißt. Moonbeam, die in einem von Angst und Kontrolle geprägten Umfeld aufgewachsen ist, muss sich mit den Folgen der religiösen Indoktrination auseinandersetzen.

    Im Verlauf der Episode erkunde ich die Themen von Hass, Manipulation und die Spirale der Gewalt, die in der Geschichte deutlich werden. Die Schilderungen der Misshandlungen innerhalb der Sekte sind erschreckend, und ich reflektiere, wie diese Dynamik von Hill meisterhaft aufbereitet wird, um die Leser in die Abgründe menschlicher Beziehungen und Machtstrukturen zu ziehen. Die beeindruckende Charakterentwicklung von Moonbeam zeigt, wie schwer es sein kann, sich von einer toxischen Umgebung zu lösen, und wie wichtig es ist, sich der eigenen Realität zu stellen, um nicht zu zerbrechen.

    Mit einem klaren Fokus auf die kontrastierende Welt der gewaltsamen Sekte und der dort herrschenden Unterdrückung, vermittle ich, wie die Geschichte auch als kritisches Lehrwerk dienen kann. Es zeigt, dass, trotz der unübersehbaren Dunkelheit, Hoffnung und der Wille, die eigene Stimme zu erheben, für Moonbeam essenziell sind. Schließlich biete ich einen persönlichen Ausblick und die Idee, das Buch in Schulen zu verwenden, um Jugendlichen den Unterschied zwischen einer Kirche und einer Sekte näherzubringen.

    Ich schließe meine Rezension mit einem Dank an den Autor für seinen eindringlichen Schreibstil und der soliden Übersetzung, die das Werk umso zugänglicher macht. „After the Fire“ ist nicht nur eine fesselnde Geschichte, sondern auch ein wichtiges Werk, das zum Nachdenken anregt und das Bewusstsein für religiöse Manipulation schärft. Das Buch ist im Jahr 2020 erschienen und kann in jeder Buchhandlung für 10,95 Euro erworben werden.

  • LITL736 [Podcast] Hinter der Maske: Radikalisierung in der AfD ein Gespräch mit Eva Kienholz

    In dem Interview zwischen Markus Eggert und Eva Kienholz, der Autorin des Buches „Ihr Kampf: Wie Höcke und Co. die AfD radikalisieren“, wird der tiefere Einblick in die Dynamiken der Alternative für Deutschland (AfD) und deren Radikalisierung durch die sogenannte „Flügel“-Bewegung thematisiert. Kienholz beschreibt, wie sie undercover an AfD-Veranstaltungen teilgenommen hat, um die internen Diskurse und den tatsächlichen Charakter der Partei zu erfassen. Sie hebt hervor, dass es einen erheblichen Unterschied gibt, wie die AfD nach außen auftritt im Vergleich zu den internen Gesprächen, die sie beobachten konnte. Dabei äußert sie ihre Unzufriedenheit darüber, dass öffentliche Einladungen für Parteiveranstaltungen gemacht werden, während gleichzeitig eine strenge Kontrolle darüber herrscht, wer teilnehmen darf, was eine Form der Exklusivität zeigt.

    Ein zentrales Thema des Gesprächs ist die Integration des rechten Flügels in die AfD. Kienholz erklärt, dass trotz der offiziellen Auflösung des Flügels, die lediglich als Scheinauflösung betrachtet wird, dessen Einfluss und Präsenz innerhalb der Partei stark gewachsen ist. Sie zitiert Beispiele von aktuellen Wahlgewinnen von Flügel-Vertretern in hohen Positionen und kritisiert die Abkehr von gemäßigten Stimmen innerhalb der AfD. Insbesondere wird darauf eingegangen, dass prominente Persönlichkeiten wie Höcke und Kalbitz weiterhin eine treibende Kraft darstellen und dass die Radikalisierung der Partei fortschreitet.

    Des Weiteren erörtert das Interview das Frauenbild, das in der AfD propagiert wird, und die Widersprüche, die sich daraus ergeben. Kienholz diskutiert, wie die AfD Frauen in alte Geschlechterrollen drängt und wie Frauen innerhalb der Partei entweder unterstützt oder ignoriert werden, je nach ihrer politischen Zugehörigkeit zum Flügel oder zu den gemäßigten Strömungen. Sie äußert Unverständnis über Frauen wie Alice Weidel oder Beatrix von Storch, die in dieser männlich dominierten Partei eine Rolle einnehmen, ohne das Frauenbild der AfD zu hinterfragen.

    Im Laufe des Gesprächs führt Kienholz auch persönliche Eindrücke von Gesprächen mit ehemaligen Mitgliedern an, die aus der AfD ausgetreten sind und die Radikalisierung der Bewegung als problematisch erkannt haben. Die Interaktion zwischen internen und externen Sichtweisen offenbart die Schwierigkeiten, die viele mit den extremen Positionen der Partei haben, und führt zu der Frage, wie solch radikale Ansichten überhaupt Fuß fassen konnten.

    Die Diskussion umfasst auch die Rolle von Medien und Dokumentationen, wie etwa der Doku von ProSieben über die AfD, die nach Kienholz‘ Ansicht eine breitere Masse erreichen kann, um das Bewusstsein für die Herausforderungen der Radikalisierung zu schärfen. Kienholz betont die Notwendigkeit, dass solche Arbeiten für ein Publikum ansprechend und verständlich sein sollten, um den Diskurs über Extremismus zu fördern.

    Sie beleuchtet auch die Verbindungen der AfD zu rechten Netzwerken und deren Ideologien, die jüngere Menschen ansprechen sollen. Die Rolle von Organisationen wie der Identitären Bewegung und deren Einfluss auf die AfD wird als besorgniserregend dargestellt, da sie eine Art „sanfte“ Form des Extremismus präsentieren, die sich an ein jüngeres Publikum richtet.

    Gegen Ende des Interviews wird die Verstrickung der AfD mit Corona-Leugnern angesprochen. Kienholz beschreibt die innere Zerrissenheit der Partei in Bezug auf das Thema Corona-Maßnahmen und demonstriert, wie sich verschiedene Strömungen innerhalb der AfD positionieren. Sie zeigt auf, dass diese Zerrissenheit auch bei öffentlichen Demonstrationen wie denen in Berlin sichtbar wird.

    Kienholz schließt das Interview mit einem Ausblick auf die politische Entwicklung der AfD und deren Richtungen, während Eggert die Bedeutung von Kienholz‘ Buch für das Verständnis der aktuellen politischen Landschaft unterstreicht. Der eindringliche Austausch bietet nicht nur Erkenntnisse über die AfD, sondern regt auch zu einem kritischen Denken über die Zukunft der politischen Kultur in Deutschland an.

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    [Rezension] Sisters – Raina Telgemeier

    Zwischen Zoff und Zuneigung – eine ehrliche Graphic Novel über das Leben mit Geschwistern

    Klappentext: Kleine Schwester, großer Stress! Raina wünscht sich nichts sehnlicher als eine kleine Schwester. Doch als Amara auf die Welt kommt, ist die Enttäuschung groß: Babys können ziemlich laut schreien und zum Spielen sind sie nicht zu gebrauchen. Auch mit zunehmendem Alter verbessert sich die Beziehung zwischen den Schwestern nicht. Als eine gemeinsame, längere Reise…

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  • LITL735 [Podcast] Mord mit Wortwitz: Mein Blick auf „Mord in Sunset Hall“ von Leonie Swann

    In dieser Episode bespreche ich das Buch „Mord in Sunset Hall“ von Leonie Swann, das sich um die intriganten Ereignisse in einer Senioren-WG dreht. Die Geschichte entfaltet sich durch die Augen von Agnes Sharp, die mit gesundheitlichen Herausforderungen und den quirligen Bewohnern ihrer Wohngemeinschaft konfrontiert ist, während sie sich gleichzeitig mit einem rätselhaften Mordfall auseinandersetzen muss. Der Plot wird spannend, als Agnes und ihre Mitbewohner, ein buntes Ensemble von Charakteren, sich entschließen, auf Mörderjagd zu gehen.

    Im Rahmen meiner Rezension beleuchte ich die Charaktere, die in dieser Senioren-WG leben, darunter Edwina, die eine geheimnisvolle Vergangenheit hat, und Marshall, der an Demenz leidet. Ihr gemeinsames Leben wird durch die Ankunft eines mysteriösen Todesfalls in der Nachbarschaft auf den Kopf gestellt. Jede Figur hat ihre eigene Facette, vom Gentleman bis zur blinden Bernadette, die mehr über die Geschehnisse versteht, als es auf den ersten Blick scheint. Die Dynamik zwischen diesen Personen ist sowohl humorvoll als auch emotional, und lässt den Leser tief in die zwischenmenschlichen Beziehungen eintauchen.

    Die Erzählweise von Swann gewährt Einblicke in das Lebensumfeld älterer Menschen und die Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind. Durch humorvolle und scharfsinnige Dialoge bringt sie die komplexe Psyche ihrer Charaktere zum Leben. Während ich durch die Seiten blättere, wird mir immer klarer, dass hinter jedem Lächeln auch Geheimnisse verborgen sind. Diese komplizierten zwischenmenschlichen Verstrickungen halten die Spannung aufrecht und führen die Senioren nicht nur durch die Mordermittlungen, sondern auch zu ihrer eigenen Vergangenheit.

    Ich persönlich wurde von der Erzählweise und dem Wortwitz, der durch die Seiten läuft, gefesselt. Die Komik der Situation und die skurrilen Eigenschaften der Bewohner machen das Buch nicht nur unterhaltsam, sondern ermutigen auch zur Reflexion über das Leben im Alter. Der Gedankenprozess, den ältere Menschen durchlaufen und die Dynamik innerhalb der Gemeinschaft, bieten einen tiefen Einblick in ein oft übersehenes Thema.

    Am Ende dieser Episode gebe ich praktische Informationen zum Buch und empfehle den Zuhörern, „Mord in Sunset Hall“ selbst zu lesen. Das Werk ist ein brillantes Beispiel dafür, wie spannend und unterhaltsam die Welt der älteren Generation sein kann, und ich lade die Zuhörer ein, sich von diesen lebhaften Charakteren und der humorvollen Handlung mitreißen zu lassen.