Mathilda
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[Rezension] Mathilda – Mary Shelley

Ein Jahrhundert im Schatten: Mary Shelleys "Mathilda" – Eine tiefgründige Auseinandersetzung mit tragischen Gefühlen und sprachlicher Schönheit.

Klappentext: Die junge Mathilda wächst nach dem Tod ihrer Mutter einsam und ohne Zuwendung auf. Erst als ihr Vater aus seinem selbst auferlegten Exil zurückkehrt, wagt sie, auf Glück zu hoffen. Doch nach wenigen gemeinsamen Wochen legt sich ein Schatten über die Beziehung der beiden, und Mathilda droht in einen noch tieferen Abgrund zu stürzen…

Radio Activity

LITL687 [Podcast] Ein gefährliches Spiel um Wahrheit: 'Radio Activity' von Karin Kalissa

In dieser Episode bespreche ich das Buch „Radio Activity“ von Karin Kalissa, das sich intensiv mit den Themen Gerechtigkeit und den schmerzlichen Auswirkungen von Verbrechen auseinandersetzt. Der Klappentext beschreibt Nora Thewes, die mit ihrer perfekten Radiostimme und einem Plan den lang-vergessenen Täter zur Strecke bringen will. Zurückgekehrt in ihre Heimatstadt, um ihrer sterbenden Mutter beizustehen, wird sie mit der Wahrheit über ein Verbrechen konfrontiert, das nicht nur ihre Mutter als Kind betroffen hat, sondern sie auch dazu bringt, in einem gefährlichen Spiel um Gerechtigkeit zu kämpfen.

Während meiner persönlichen Rezension habe ich zunächst einen sanften Einstieg in die Geschichte erlebt, der mir gut gefallen hat. Die Idee von drei Freunden, ein alternatives Radio zu gründen und mit Geld der EU zu arbeiten, weckte in mir Erinnerungen an mein eigenes Webradio-Projekt. Die Musikauswahl im Buch war dabei besonders ansprechend und hat mir neue Künstler nähergebracht, während ich gleichzeitig mehr über die Hintergründe der Charaktere, insbesondere von Nora und ihrer Mutter, erfuhr. Die emotionale Tragweite ihrer Geschichte, die mit Verlust und dem Aufarbeiten von schweren Kindheitserinnerungen gefüllt ist, berührt mich tief und regt zum Nachdenken an.

Das Buch thematisiert auch den sexuellen Missbrauch von Kindern, ein Thema, das mich als Person stark mitnimmt. Ich bin der Überzeugung, dass es in unseren Gesetzen nach wie vor zahlreiche Verbesserungsmöglichkeiten gibt, um betroffenen Kindern besser zu helfen und die Täter konsequenter zu verfolgen. Karin Kalissa wagt es, die schmerzhaften Wunden unserer Gesellschaft und die oft unzureichenden Gesetze anzugehen und dies in einem emotionalen und bewegenden Roman zu verpacken. Die verschiedenen Gefühle und Situationen, die sie in der Erzählung erkundet, lassen einen lachen, schimpfen, nachdenken und manchmal auch weinen.

Ich empfehle dieses Buch jedem, der an spannenden und emotionalen Themen interessiert ist und sich nach einer intelligent geschriebenen Lektüre sehnt. Trotz meiner anfänglichen Missverständnisse in Bezug auf die Handlung bin ich froh, dass ich „Radio Activity“ gelesen habe und freue mich darauf, was die Autorin in Zukunft an Themen aufgreifen wird. Das Buch, das 2019 im CH Beck Verlag erschienen ist, kann für 22 Euro erworben werden und ich wünsche allen Lesern viel Freude und Denkanstöße beim Weiterlesen.

Der Größte Spaß

LITL686 [Podcast] Ein facettenreiches Familienportrait: Claire Lombardos 'Der größte Spaß, den wir je hatten'

In dieser Episode befassen wir uns intensiv mit dem Roman „Der größte Spaß, den wir je hatten“ von Claire Lombardo. Der Klappentext kündigt ein facettenreiches Familienportrait an, in dem die vier Sorenson-Schwestern, geprägt von der nahezu perfekten Ehe ihrer Eltern Marilyn und David, ihre eigenen Kämpfe und Herausforderungen durchleben. Wir werfen einen Blick auf die Dynamiken innerhalb dieser Familie, die von Glück und Enttäuschung, Liebe und Verlust geprägt sind.

Wendy, die älteste Schwester, ist als früh verwitwete Frau auf der Suche nach Trost in alkoholischen Getränken und unverbindlichen Beziehungen. Ihre ständige Auseinandersetzung mit der Erinnerung an ihre große Liebe zeigt die Herausforderungen, die mit dem Verlust verbunden sind. Wir diskutieren, wie Wendy versucht, mit ihrem Schmerz umzugehen und ob sie jemals die Stärke finden kann, sich von ihrer Vergangenheit zu lösen.

Violet, die zweite Tochter, steht in einem zunehmenden Konflikt zwischen ihrem Bild einer perfekten Mutter und den inneren Unsicherheiten, die sie quälen. Die Hörer erfahren von den Herausforderungen, die sich aus ihrer Rolle als Vollzeit-Mutter ergeben, und wie diese ihre Identität als Anwältin infrage stellen. Lisa, die ehrgeizige Professorin, hat währenddessen mit ihrem unerwarteten Schwangerwerden zu kämpfen und gerät in einen Strudel aus Verwirrung über ihre Wünsche und Lebensvorstellungen.

Das Nesthäkchen Grace ist mit dem Drang konfrontiert, ein Leben zu führen, das ihre Eltern akzeptieren, während sie gleichzeitig eine unerfüllte Existenz führt. Ihr innerer Konflikt wird verstärkt, als Jonah, der Sohn von Violet, unerwartet in die Familie zurückkehrt, nachdem er zur Adoption freigegeben wurde. Jonah fungiert als Katalysator für viele Veränderungen innerhalb der Familie und zwingt die Schwestern, sich ihren wahren Gefühlen und Sorgen zu stellen.

Im Gespräch reflektieren wir über die verschiedenen Perspektiven, die der Leser durch die wechselnden Erzählstimmen der vier Schwestern erhält. Dabei wird deutlich, dass die Stärken und Schwächen einer Familie nicht nur durch äußere Einflüsse geprägt werden, sondern auch durch die individuellen Kämpfe, die jede Schwester für sich selbst ausführt.

Abschließend bespreche ich die Schreibweise von Claire Lombardo und wie sie es schafft, authentische Emotionen zu transportieren und den Leser in eine Welt einzuführen, die zugleich unterhaltsam und nachdenklich ist. Mithilfe von Humor und schweren Themen gelingt es ihr, die Leser mit der Sorenson-Familie zu verbinden. „Der größte Spaß, den wir je hatten“ ist mehr als nur ein Familienroman; es ist eine Untersuchung der Komplexität familiärer Beziehungen und der unvermeidlichen Herausforderungen, denen sich jedes Familienmitglied stellen muss.

Milchzähne

LITL685 [Podcast] Ein Debüt voller Tiefe: Helene Bukowskis 'Milchzähne' entführt in eine düstere Welt

In dieser Episode widmen wir uns dem Debütroman „Milchzähne“ von Helene Bukowski, einer packenden Erzählung, die uns in eine düstere und doch faszinierende Welt entführt. Der Klappentext beschreibt, wie das Kind mit den feuerrot leuchtenden Haaren plötzlich im Kiefernwald auftaucht und niemandem gehört. Diese mysteriöse Einführung weckt sofort das Interesse, und wir diskutieren die zentrale Figur Skalde, die das Kind mit zu sich nimmt, obwohl sie sich der möglichen Konsequenzen bewusst ist. In einem abgelegenen Gebiet, wo Gemeinschaft und Zugehörigkeit von größter Bedeutung sind, ist es nicht leicht, Andersartigkeit zu akzeptieren.

Wir reflektieren die Beziehungen zwischen den Charakteren, insbesondere die zwischen Skalde und ihrer Mutter Edith. Diese beiden Protagonisten, die selbst nie richtig zur Gesellschaft gehören, bilden eine schützende Einheit, die nicht nur gegen äußere Bedrohungen, sondern auch gegen die eigene Einsamkeit ankämpfen muss. Die Intensität ihrer Verbindung wird deutlich, als sich die Gefahr zuspitzt: Die ungewöhnlichen Ereignisse um das fremde Kind ziehen schnell die Aufmerksamkeit der skeptischen Gemeinschaft auf sich, was zu einem packenden Überlebenskampf führt.

Die Erzählweise Bukowskis ist sowohl einfühlsam als auch unbarmherzig, da sie die tief sitzenden Vorurteile und Ängste der Dorfbewohner thematisiert, die sich stark gegen Fremde richten. Während wir die Welt von Skalde und Edith durchleben, wird klar, wie sich äußere Konflikte auf das Innere der Charaktere auswirken – eine grundlegende Reflexion über den eigenen Platz in einer oftmals feindlichen Umgebung.

Wir beleuchten die emotionalen Höhepunkte des Romans, insbesondere das Aufeinanderprallen von Angst und Mitgefühl. Die wiederkehrenden Themen von Identität und Zugehörigkeit machen „Milchzähne“ zu einem Werk, das zum Nachdenken anregt. Bukowski gelingt es, eine Atmosphäre zu schaffen, in der die Leser sich ans eigene Gewissen appelliert fühlen und eigene Vorurteile hinterfragen können.

Abschließend besprechen wir die sprachliche Brillanz des Buches. Bukowskis Schreibstil ist zugänglich und dennoch voller Tiefe, was dazu beiträgt, dass die Leser sich in die Figuren hineinversetzen und die komplexen emotionalen Strömungen verstehen können. Diese Erzählung ist nicht nur ein fesselnder Roman, sondern ein eindringlicher Kommentar zu unserer heutigen Gesellschaft, der uns ermutigt, unsere eigenen Werte und Überzeugungen zu hinterfragen. „Milchzähne“ ist ein eindrucksvolles Debüt und bietet ein Leseerlebnis, das lange nachwirkt.