• LITL736 [Podcast] Hinter der Maske: Radikalisierung in der AfD ein Gespräch mit Eva Kienholz

    In dem Interview zwischen Markus Eggert und Eva Kienholz, der Autorin des Buches „Ihr Kampf: Wie Höcke und Co. die AfD radikalisieren“, wird der tiefere Einblick in die Dynamiken der Alternative für Deutschland (AfD) und deren Radikalisierung durch die sogenannte „Flügel“-Bewegung thematisiert. Kienholz beschreibt, wie sie undercover an AfD-Veranstaltungen teilgenommen hat, um die internen Diskurse und den tatsächlichen Charakter der Partei zu erfassen. Sie hebt hervor, dass es einen erheblichen Unterschied gibt, wie die AfD nach außen auftritt im Vergleich zu den internen Gesprächen, die sie beobachten konnte. Dabei äußert sie ihre Unzufriedenheit darüber, dass öffentliche Einladungen für Parteiveranstaltungen gemacht werden, während gleichzeitig eine strenge Kontrolle darüber herrscht, wer teilnehmen darf, was eine Form der Exklusivität zeigt.

    Ein zentrales Thema des Gesprächs ist die Integration des rechten Flügels in die AfD. Kienholz erklärt, dass trotz der offiziellen Auflösung des Flügels, die lediglich als Scheinauflösung betrachtet wird, dessen Einfluss und Präsenz innerhalb der Partei stark gewachsen ist. Sie zitiert Beispiele von aktuellen Wahlgewinnen von Flügel-Vertretern in hohen Positionen und kritisiert die Abkehr von gemäßigten Stimmen innerhalb der AfD. Insbesondere wird darauf eingegangen, dass prominente Persönlichkeiten wie Höcke und Kalbitz weiterhin eine treibende Kraft darstellen und dass die Radikalisierung der Partei fortschreitet.

    Des Weiteren erörtert das Interview das Frauenbild, das in der AfD propagiert wird, und die Widersprüche, die sich daraus ergeben. Kienholz diskutiert, wie die AfD Frauen in alte Geschlechterrollen drängt und wie Frauen innerhalb der Partei entweder unterstützt oder ignoriert werden, je nach ihrer politischen Zugehörigkeit zum Flügel oder zu den gemäßigten Strömungen. Sie äußert Unverständnis über Frauen wie Alice Weidel oder Beatrix von Storch, die in dieser männlich dominierten Partei eine Rolle einnehmen, ohne das Frauenbild der AfD zu hinterfragen.

    Im Laufe des Gesprächs führt Kienholz auch persönliche Eindrücke von Gesprächen mit ehemaligen Mitgliedern an, die aus der AfD ausgetreten sind und die Radikalisierung der Bewegung als problematisch erkannt haben. Die Interaktion zwischen internen und externen Sichtweisen offenbart die Schwierigkeiten, die viele mit den extremen Positionen der Partei haben, und führt zu der Frage, wie solch radikale Ansichten überhaupt Fuß fassen konnten.

    Die Diskussion umfasst auch die Rolle von Medien und Dokumentationen, wie etwa der Doku von ProSieben über die AfD, die nach Kienholz‘ Ansicht eine breitere Masse erreichen kann, um das Bewusstsein für die Herausforderungen der Radikalisierung zu schärfen. Kienholz betont die Notwendigkeit, dass solche Arbeiten für ein Publikum ansprechend und verständlich sein sollten, um den Diskurs über Extremismus zu fördern.

    Sie beleuchtet auch die Verbindungen der AfD zu rechten Netzwerken und deren Ideologien, die jüngere Menschen ansprechen sollen. Die Rolle von Organisationen wie der Identitären Bewegung und deren Einfluss auf die AfD wird als besorgniserregend dargestellt, da sie eine Art „sanfte“ Form des Extremismus präsentieren, die sich an ein jüngeres Publikum richtet.

    Gegen Ende des Interviews wird die Verstrickung der AfD mit Corona-Leugnern angesprochen. Kienholz beschreibt die innere Zerrissenheit der Partei in Bezug auf das Thema Corona-Maßnahmen und demonstriert, wie sich verschiedene Strömungen innerhalb der AfD positionieren. Sie zeigt auf, dass diese Zerrissenheit auch bei öffentlichen Demonstrationen wie denen in Berlin sichtbar wird.

    Kienholz schließt das Interview mit einem Ausblick auf die politische Entwicklung der AfD und deren Richtungen, während Eggert die Bedeutung von Kienholz‘ Buch für das Verständnis der aktuellen politischen Landschaft unterstreicht. Der eindringliche Austausch bietet nicht nur Erkenntnisse über die AfD, sondern regt auch zu einem kritischen Denken über die Zukunft der politischen Kultur in Deutschland an.

  • LITL712 [Podcast] Die Rolle der CDU und AfD: Ein Gespräch über politische Verantwortung und gesellschaftliche Spaltung

    Im Gespräch zwischen Markus Eggert und Jakob Springfeld wird ein tiefgreifender Dialog über die gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen im Osten Deutschlands geführt. Springfeld, Autor des Buches „Der Westen hat keine Ahnung, was im Osten passiert“, schildert seine gemischten Gefühle hinsichtlich der aktuellen Lage. Er beschreibt eine Besorgnis über die Normalisierung der extremen Rechten und die Toleranz, die ihr von Teilen der politischen Verantwortungsträger entgegengebracht wird. Besonders besorgniserregend ist für ihn die Wahl eines jungen AfD-Politikers in einem demokratischen Gremium in Zwickau, der Verbindungen zu rechtsterroristischen Gruppen hatte. Trotz der alarmierenden Situation gibt es jedoch auch positive Beispiele von Menschen, die sich entschlossen gegen Neonazis stellen, was Springfeld Mut gibt.

    Die beiden Gesprächspartner stimmen darin überein, dass die demokratische Zivilgesellschaft in der Pflicht steht, den politischen Extremismus zu bekämpfen. Markus Eggert teilt seine Erfahrungen aus Gießen, wo ähnliche Probleme mit der rechten Szene bestehen. Springfeld weist auf die Schwierigkeiten hin, die aus dem oft fehlenden Widerspruch gegen extremistische Ideen resultieren. Ein aktuelles Beispiel aus Zwickau, wo demokratische Entscheidungen hinterfragt und somit Rechtstendenzen stärker normalisiert werden, zeigt die brisante Lage auf.

    Besonders kritisieren sie die Reaktion der CDU-Führung auf zivilgesellschaftliche Proteste gegen die rechtsradikale AfD. Springfeld erkennt darin eine tiefergehende Problematik, da trotz der Schockmomente von Ausstiegen aus der Partei oder der Rückgabe von Ehrungen keine reflektierende Auseinandersetzung stattfindet. Er fordert eine intensivere Beschäftigung mit den eigenen demokratischen Ansprüchen, auch innerhalb der CDU, um die Menschen wieder zurück ins demokratische Boot zu holen.

    Ein weiterer Aspekt der Diskussion ist das Thema des Verbot der AfD. Markus Eggert und Jakob Springfeld diskutieren, ob es ein Parteiverbotsverfahren gegen die AfD geben sollte. Springfeld hebt hervor, dass die argumentativen Widerstände gegen ein Verbot oft auf Ängsten basieren, die AfD könnte aus der Opferrolle Kapital schlagen. Dennoch betont er die Notwendigkeit, sich diesen Fragen zu stellen und klare politische Schritte zu unternehmen, um die Verfassung zu schützen.

    Sie erkennen, dass die AfD und andere extrem rechte Gruppen nicht nur im Osten, sondern auch im Westen Deutschlands an Einfluss gewinnen. Eggert sieht das Phänomen nicht mehr als rein ostdeutsches Problem. Die Diskussion zeigt eine besorgniserregende Entwicklung, wohingegen sich Springfeld darüber Sorgen macht, dass der ländliche Raum in Deutschland, sowohl im Osten als auch im Westen, besonders anfällig für extremistische Ideologien ist.

    In ihrem Gespräch thematisieren sie, wie gesellschaftliche Diskurse beeinflusst werden und wie wichtig es ist, zusammenzukommen und miteinander zu reden. Sowohl Eggert als auch Springfeld sagen, dass die Politik eine Vision für die Gesellschaft entwickeln sollte. Sie sehen die Notwendigkeit, dass nicht nur widersprüchliche Regierungsansätze, sondern auch kulturelle Veranstaltungen gefördert werden, um die Gesellschaft wieder zusammenzuführen.

    Der Dialog schließt mit dem Appell, solidarisch miteinander umzugehen. Springfeld stellt fest, dass gesellschaftliche Spaltung und Polarisation auch aus einem Mangel an kommunikativer Interaktion entstehen. Daher plädieren sie dafür, die Demokratie vor Ort durch gemeinsame Initiativen zu stärken und Argumente für ein besseres Miteinander zu finden. Es ist ein Aufruf zur aktiven Teilnahme an der politischen Diskussion, zur Akzeptanz verschiedener Perspektiven und zum gemeinsamen Arbeiten an Lösungen, um die Herausforderungen einer sich verändernden Gesellschaft anzugehen.

  • LITL664 [Podcast] Zwischen Polarisierung und Hoffnung: Ein Blick auf Arne Semsrotts Machtübernahme

    In dieser Episode spreche ich über Arne Semsrott neuestes Buch „Machtübernahme“, das sich mit der realen Gefahr einer möglichen autoritären Machtübernahme durch Rechtsextremisten beschäftigt. Wir betrachten die beunruhigenden Entwicklungen unserer politischen Landschaft, in der antidemokratische Positionen zunehmend an Zustimmung gewinnen, und analysieren, was passieren könnte, wenn die AfD tatsächlich an die Macht kommen sollte. Semsrott bietet in seinem Sachbuch nicht nur eine prägnante Analyse, sondern gibt auch konkrete Strategien an die Hand, die uns helfen können, unsere demokratische Gesellschaft zu verteidigen.

    Im Gespräch thematisiere ich auch meine eigene Besorgnis, insbesondere im Hinblick auf die fortschreitende Normalisierung extrem rechter Ideologien in der Politik. Ich teile meine Beobachtungen, dass der öffentliche Diskurs von einer Polarisierung geprägt ist, die die Gesellschaft spaltet, anstatt sie zu vereinen. Dabei beleuchten wir, wie die AfD verschiedene gesellschaftliche Themen instrumentalisiert, um Ängste zu schüren und Widerstand gegen demokratische Werte zu fördern. Dies führt zu der Frage, welche Rolle jeder von uns in einem potenziellen Widerstand spielen sollte und ob aktive Bürgerbeteiligung nicht zwingend erforderlich ist.

    Darüber hinaus besprechen wir die für die Zivilgesellschaft und für sozial benachteiligte Gruppen besorgniserregenden politischen Entwicklungen. Ich teile meine Überzeugung, dass wir für diejenigen da sein sollten, die am Rand der Gesellschaft stehen und aktuell mit einem Anstieg von Diskriminierung und Bedrohungen konfrontiert sind. Arne Semsrott weist darauf hin, dass es gerade jetzt wichtig ist, für eine offene und inklusive Gesellschaft einzutreten und die Anliegen aller Bürger ernst zu nehmen. Gemeinsam hoffen wir auf eine Rückbesinnung auf die Werte der Demokratie und der Nächstenliebe, die insbesondere für politische Vertreter von Bedeutung sein sollten.

    Die Diskussion wird auch von der Frage begleitet, wie sich die Gewerkschaften und Organisationen in solch kritischen Zeiten positionieren können. Wir überlegen, welche Möglichkeiten bestehen, um gegen die schleichende Erosion der Demokratie anzugehen und wie eine breite gesellschaftliche Mobilisierung aussehen könnte. Semsrott kritisiert die mangelnde klare Positionierung seitens einiger Gewerkschaften und fordert mehr Mut, um den Bedrohungen durch extremistische Bewegungen entgegenzutreten.

    Abschließend plädiere ich dafür, das Buch „Machtübernahme“ von Arne Semsroth zu lesen, um ein besseres Verständnis für die aktuellen Herausforderungen zu gewinnen, vor denen unsere Demokratie steht. Es ist an der Zeit, aktiv zu werden, sich zu vernetzen und gemeinsam für eine demokratische Zukunft einzutreten. Letztlich geht es darum, nicht nur zu wählen, sondern auch eine Politik zu fördern, die die Bedürfnisse und Ängste der Menschen ernst nimmt und einem weiteren Erstarken rechtsextremer Ideologien entgegenwirkt.

  • LITL637 [Podcast] Ein Blick hinter die Kulissen der AfD: Franziska Schreibers Insiderbericht

    In dieser Episode widme ich mich dem Sachbuch „Inside AfD“ von Franziska Schreiber, einem eindringlichen Insiderbericht über die rechte Gefahr im deutschen Parlament. Mit 92 Abgeordneten ist die AfD seit September im Bundestag vertreten und verfolgt einen zunehmend konfrontativen Kurs gegenüber den etablierten Parteien. Doch was steckt wirklich hinter der Fassade der Partei? Was sind die Antriebe und Ziele, die die Führung um Alexander Gauland leiten? Wer könnte besser Aufschluss darüber geben als Franziska Schreiber selbst, die bis 2017 Mitglied des Vorstands der Jungen Alternativen, der Jugendorganisation der AfD, war?

    In ihrem Buch liefert Schreiber eine klare Analyse der Antriebskräfte und der Schwächen der AfD, insbesondere des radikalen Flügels um Björn Höcke. Es ist beeindruckend zu sehen, wie sie selbst in einem so jungen Alter von 27 Jahren seine steile Karriere in der Partei beschreibt, die sie 2013 betrat und schnell zur Vorsitzenden in Sachsen und schließlich in den Bundesvorstand aufstieg. Ihre Erlebnisse geben uns einen wertvollen Einblick in die Dynamik und die internen Konflikte innerhalb der AfD, die oft im Schatten ihrer öffentlichen Wahrnehmung stehen.

    Besonders aufschlussreich ist der Moment, als sie zusammen mit anderen liberalen Mitgliedern der Partei 2017 versuchte, einen Kurswechsel in der AfD zu erreichen. Dieser Versuch scheiterte, und ihre Enttäuschung über das sich verändernde Klima und die zunehmende Radikalität innerhalb der Partei führten letztendlich zu ihrem Parteiaustritt. Sie beschloss, die Verantwortung zu übernehmen und die Wähler über den Rechtsruck der AfD aufzuklären, was sie in ihrem Buch eindrucksvoll dokumentiert.

    Ein zentrales Thema in ihrem Werk ist die plötzliche Normalisierung extremistischer Ansichten innerhalb der AfD und wie die Partei gezielt Mitglieder und Sympathisanten in Echokammern isoliert, die ihre radikalen Ideologien verstärken. Die homogenisierte Denkweise, die sich entwickelt, ist alarmierend und zeigt, wie gefährlich die Parteienlandschaft geworden ist, wenn liberale Stimmen nicht mehr Gehör finden können.

    Ich teile meine persönlichen Eindrücke und Gedanken über die verschiedenen Wahrnehmungen der AfD in der Gesellschaft sowie über die eigene Befangenheit, die viele Empfänger ihrer Botschaften empfinden. Es ist erschreckend zu sehen, wie die Hauptparteien wie CDU und SPD oft die Themen und die Rhetorik der AfD aufgreifen, anstatt sich mit drängenderen gesellschaftlichen Herausforderungen wie Bildung oder Infrastruktur zu beschäftigen.

    Franziska Schreber fordert uns auf, aktiv zu werden und die interne Zerrissenheit der AfD auszunutzen. Die Partei hat keine klaren visionären Ideen, sondern besetzt lediglich einige Themen und doch nicht vollständig. Ihre Analyse gibt nicht nur Einblicke in die Strategie der AfD, sondern auch konkrete Handlungsmöglichkeiten für alle, die sich gegen populistische Strömungen und Extremismus einsetzen wollen.

    Abschließend empfehle ich, das Buch „Inside AfD“ zu lesen, um ein tieferes Verständnis der internen Strukturen und der Gefahren, die von der Partei ausgehen, zu erlangen. Es ist entscheidend, dass wir die Stimmen derer hören, die aus dieser Welt ausgetreten sind und deren Erfahrungen uns helfen können, die Herausforderungen, vor denen wir stehen, besser zu bewältigen.