Juni 53

LITL728 [Podcast] Auf Spurensuche in der DDR – Podcast-Rezension zu „Juni 53“ von Frank Goldammer

In dieser Episode widmen wir uns dem Kriminalroman „Juni 53“, dem fünften Fall für den Ermittler Max Heller, verfasst von Frank Goldammer. Die Handlung ist im Sommer 1953 angesiedelt und beschreibt die schwierigen gesellschaftlichen Verhältnisse in der jungen DDR, wo die Unzufriedenheit der Bevölkerung wächst und immer mehr Menschen in den Westen fliehen möchten. Als am 17. Juni gewaltige Proteste ausbrechen, wird Heller zu einem Dresdner VEB für Rohrisolation gerufen, wo der Leiter auf brutale Weise mit Glaswolle ermordet wurde. Trotz des Chaos um ihn herum lässt Heller sich nicht von den Geschehnissen ablenken und hat seine eigenen Verdachtsmomente über die Umstände des Todes.

In meiner Rezension beleuchte ich die persönliche Verbindung, die ich zur Geschichte aufbauen konnte. Als jemand, der die historischen Bezüge zu diesem Feiertag nur flüchtig kannte, hat mir der Roman auf einfühlsame Weise die deutsch-deutsche Geschichte nähergebracht. Die grausamen Umstände, unter denen der Protagonist und seine Mitmenschen leben, lassen mich die Geschichte mit einer anderen Perspektive betrachten und fördern mein Verständnis für die damaligen gesellschaftlichen Spannungen. Die Einbindung des historischen Kontextes trägt zur Spannung des Krimis bei und verleiht der Erzählung einen authentischen Charakter.

Ein zentrales Element der Geschichte ist Hellers Stellvertreter Reimann, dessen tragisches Schicksal mich berührt hat. Als Charakter wird er als unsicher und vom Leben gezeichnet dargestellt – ein Mensch, der mit seinen körperlichen Einschränkungen und persönlichen Kämpfen zu kämpfen hat. Im Gegensatz zu Heller ist er weit entfernt von einem typischen Helden und entfaltet gerade dadurch eine besondere Tiefe in der Erzählung.

Die Beziehung zwischen Heller und seinem Sohn Klaus, der beim Ministerium für Staatssicherheit arbeitet, bietet eine interessante Dynamik. Kennzeichnend sind die Konflikte, die sich aus ideologischen Differenzen ergeben. Klaus wird für mich zu einem Symbol für das Unverständnis und den Hass, die zwischen Familienmitgliedern bestehen können, wenn extreme Überzeugungen die Oberhand gewinnen. Dies führt in der Geschichte zu einer intensiven Auseinandersetzung mit den Fragen von Loyalität und Verrat in einem repressiven System.

Ich finde, die Geschichte zwingt mich, zu reflektieren darüber, wie ich in einer solchen Situation handeln würde: Flüchten oder bleiben? Die alltäglichen Ängste und Unsicherheiten, die Heller und seine Mitmenschen durchleben, sorgen dafür, dass ich als Leser selbst in diese Dilemmata eintauche. Während ich die Spannung der Handlung verfolge, wird mir bewusst, wie schnell man in einer konfliktbeladenen Gesellschaft seine Ideale und die Loyalität zu näheren Bezugspersonen in Frage stellt.

Trotz der Dunkelheit der Thematik gibt der Krimi auch einen Einblick in die menschlichen Beziehungen und den Überlebenswillen der Protagonisten. Goldammer gelingt es, dieses historische Element unterhaltsam und lehrreich zu gestalten. Ich empfehle „Juni 53“ nicht nur Krimifans, sondern jedem, der mehr über die tragischen und oft missverstandenen Aspekte der DDR-Geschichte erfahren möchte. Für alle, die eine fesselnde Geschichte mit tiefgründigen Charakteren und historischem Hintergrund schätzen, ist dieser Roman ein Muss, und ich freue mich bereits auf das nächste Abenteuer mit Max Heller. Der Roman ist 2019 im DTV-Verlag erschienen und kann in jeder gut geführten Buchhandlung für einen Preis von etwa 11 Euro erworben werden.

Roter Rabe

LITL702 [Podcast] Geheimnisse, Verrat und Familienkonflikte: 'Roter Rabe' von Frank Goldammer

In dieser Episode widme ich mich der ausführlichen Rezension zu „Roter Rabe“, einem packenden Kriminalroman von Frank Goldammer. Der Klappentext führt uns ins Jahr 1951, als Oberkommissar Heller nach einem staatlich genehmigten Urlaub an die Ostsee zurückkehrt. Während seine Frau Karin die Erlaubnis erhält, ihren Sohn im Westen zu besuchen, wird Heller mit seiner Arbeit konfrontiert. Zwei Männer, die des Spionageverdachts verdächtigt werden, sterben in ihren Gefängniszellen, und Heller erkennt, dass ein dunkles Geheimnis hinter diesen mysteriösen Todesfällen steht.

In meiner persönlichen Rezension schildere ich die Atmosphäre des Nachkriegsdresdens der 50er Jahre. Ich erlebe das Gefühl, dass die Stadt sich zwar erholt, aber die ständige Angst um die Abwanderung in den Westen bleibt. Karin, Hellers Frau, die jetzt auch in den Westen reisen möchte, sorgt zusätzlich für Unruhe in der Familie, zumal deren Bekannte behaupten, sie werde nicht zurückkehren. Die Einbindung der Großnichte Anni in ihr Zuhause bringt weitere Herausforderungen für Heller, da er sich auch um die zunehmend dement werdende Frau Marquardt kümmern muss.

Die Komplexität des Falls wird durch die Beziehungen, die Heller mit anderen Charakteren, insbesondere mit Saizev – einem für den russischen Geheimdienst arbeitenden Kontakt – unterhält, verstärkt. Dieses Wirken des Geheimdienstes wirft Fragen hinsichtlich Vertrauen und Loyalität auf und zeigt Hellers Konflikte zwischen seiner Arbeit und seinen persönlichen Beziehungen. Die Zeugen Jehovas, deren scheinbare Selbstmorde im Einklang mit ihren Glaubensgrundsätzen stehen, erzeugen zusätzliche Spannung und Intrige, und Goldammer versteht es meisterhaft, die sozialen Ängste und die Lebensrealitäten der Menschen dieser Zeit darzustellen.

Ich betone die fesselnde Erzählweise Goldammers, die es ermöglicht, tief in die Psychologie seiner Figuren einzutauchen und den Leser durch geschickte Wendungen und Cliffhanger bis zur letzten Seite zu fesseln. „Roter Rabe“ ist nicht nur ein Krimi, sondern auch ein eindringliches Bild der Lebensumstände in der DDR. Die Themen von Überwachung, Verrat und den ständigen Strömungen der Geschichte machen das Buch zu einem echten Page-Turner.

Darüber hinaus informiere ich, dass „Roter Rabe“, der vierte Band in der Max-Heller-Reihe, 2018 erschienen ist und für 12 Euro in jeder gut sortierten Buchhandlung erhältlich ist. Diese spannende Lektüre ist für Krimifans gedacht, die sich nicht nur für spannende Plots interessieren, sondern auch für die tieferen gesellschaftlichen Fragestellungen, die in solchen Geschichten verborgen liegen.

Großes Sommertheater

LITL665 [Podcast] Großes Sommertheater: Wenn die Familie zur Bühne wird von Frank Goldammer

In dieser Episode bespreche ich das Buch »Großes Sommertheater« von Frank Goldammer, das ein packendes und humorvolles Familiendrama entfaltet. Der Klappentext gibt bereits einen ersten Eindruck von der Ausgangssituation: Patriarch Joseph, ein reicher, kranker Mann, lädt seine gesamte Familie an die Ostsee ein, um sicherzustellen, dass alle anwesend sind, während die Frage des Erbes auf dem Tisch liegt. Die sommerliche Idylle wird jedoch schnell von den Spannungen und Konflikten innerhalb der Familie überschattet, die durch alte Rivalitäten und den drängenden Wunsch, einen Teil des Vermögens zu sichern, angeheizt werden.

Die unterschiedlichen Charaktere kommen im Laufe der Handlung stärker zur Geltung. Die Söhne, Harald und Erwin, repräsentieren zwei gegensätzliche Lebenswege: der eine war bereits im Gefängnis, während der andere eine politische Karriere in Berlin verfolgt. Und das schwarze Schaf der Familie, Uwe, bringt mit seiner attraktiven Frau zusätzliche Komplikationen ins Spiel. Diese Konstellation verspricht nicht nur einen unterhaltsamen Familientrubel, sondern birgt auch ernsthafte Perspektiven auf die Themen Identität, soziale Unterschiede und die Herausforderungen, denen sich jeder Einzelne stellen muss.

Ein besonderer Fokus liegt auf den Kindern, insbesondere auf dem kleinen Tyrannen Rocco sowie den Teenagern Tom und Vanessa, deren schüchterne Interaktionen für zusätzliche humorvolle und gleichzeitig nachdenkliche Momente sorgen. Rocco, als jüngstes Mitglied, sorgt für unvorhersehbare Situationen, die die Dynamik in der Villa anheizen. Jedes Verhalten wird durch die hintergründigen Spannungen innerhalb der Familie beeinflusst, die nicht nur in familiären Feiern, sondern in jeder Interaktion sichtbar werden.

Frank Goldammer überrascht in diesem Buch mit einem rabenschwarzen Humor und einem unverblümten Blick auf menschliche Schwächen, was das Lesen zu einem eindrucksvollen Erlebnis macht. Seine Fähigkeit, in verschiedenen Genres zu schreiben und mit Themen zu experimentieren, macht »Großes Sommertheater« zu einem besonderen Lesevergnügen. Ich hoffe, dass auch ihr die Gelegenheit nutzt, diesen Roman zu entdecken, und damit verbunden, die verschiedenen Facetten von Goldammers Schreiben zu erkunden.

Tausend Teufel

LITL554 [Podcast] Rezension: Tausend Teufel - Frank Goldammer

In dieser Rezension spreche ich über den Krimi „Tausend Teufel“ von Frank Goldammer. Das Buch spielt im Jahr 1947 in Dresden, das noch unter sowjetischer Besatzung steht und von den Folgen des Krieges gezeichnet ist. Wir begleiten Oberkommissar Max Heller, der mit den schwierigen Bedingungen des kalten Winters konfrontiert wird, darunter Wohnungsnot, Hunger und Krankheit. Als Heller an einen Tatort gerufen wird, entdeckt er den abgetrennten Kopf eines Mannes, was den Beginn einer erschütternden Ermittlung markiert.

Meine persönliche Review reflektiert die intensive Atmosphäre des Buches, die über den reinen Kriminalfall hinausgeht. Die Darstellung der Kälte, des Hungers und des alltäglichen Leidens der Menschen in den Trümmern Dresdens wird eindringlich geschildert. Besonders berührend sind die Beschreibungen der Kinder, die in prekären Verhältnissen um ihr Überleben kämpfen. Die Darstellung der Ausbeutung und Rache in einer von Missständen geprägten Gesellschaft verleiht der Geschichte eine weitere Dimension, die zum Nachdenken anregt.

Die Ermittlungsarbeit von Max Heller und seinem Kollegen Oldenbusch wird durch politische Intrigen und persönliche Herausforderungen erschwert, dennoch bleiben sie standhaft und bemüht, trotz der Widrigkeiten gute Polizeiarbeit zu leisten. Der Roman führt zu einem packenden Showdown mit unerwarteten Wendungen, wodurch die Tiefe der Charaktere und die Intensität der Handlung noch weiter unterstrichen werden. „Tausend Teufel“ ist nicht nur ein Krimi, sondern ein eindringliches Porträt der Nachkriegszeit, das den Lesern die Atmosphäre jener Zeit nahebringt.

Insgesamt empfehle ich „Tausend Teufel“ allen, die an gut geschriebenen Krimis mit einer einzigartigen Atmosphäre interessiert sind. Der Roman von Frank Goldammer aus dem Jahr 2017 bietet nicht nur eine fesselnde Krimigeschichte, sondern auch Einblicke in eine erschütternde Epoche der deutschen Geschichte. Der Leser wird durch die Tiefe der Figuren und die spannende Handlung mitgerissen, sodass ich bereits gespannt bin auf den nächsten Band von Max Hellers Abenteuern. Freuen Sie sich auf eine intensive Leseerfahrung mit „Tausend Teufel“ und tauchen Sie ein in die Welt des Kommissars Heller.