[Rezension] Wir Kassettenkinder – Stefan Bonner, Anne Weiss
Klappentext:
Eine Liebeserklärung an die Achtziger
Heute sind sie legendär: die Achtziger. Es war das Jahrzehnt, als wir mit dem Kassettenrekorder Mix-Tapes aus dem Radio aufnahmen und Dallas-Frisuren und Hawaiihemden trugen. Wer in dieser Zeit zwischen Bandsalat und Neuer Deutscher Welle, Indiana Jones und YPS-Heft, Atomwaffen und Ententanz aufwuchs, erlebte ein epochales, seltsam unbekümmertes, oft albernes Jahrzehnt, in dem alle trotz des drohenden Weltuntergangs durch sauren Regen und Kalten Krieg den Eindruck einer lustig-bunten Zeit hatten. Und: irgendwie fing irgendwann in jener Zeit die Zukunft an! Mit einem Augenzwinkern schauen Stefan Bonner und Anne Weiss, selbst Kinder der Achtziger, zurück auf das Jahrzehnt, das uns prägte wie kein anderes.
Rezension :
Puh, ein Buch über die 80er. Eines meiner liebsten Jahrzehnte, zumal ich ja auch in dieser Zeit groß geworden bin, kann ich mich noch an verschiedene Diskussionen und Ereignisse erinnern.
Stefan Bonner und Anne Weiss schaffen es, mir bestimmte Dinge einfach noch einmal ins Gedächtnis zu rufen und ich habe mich dabei erwischt, wie ich mich fragte: Wie war das eigentlich bei mir? Wie war es eigentlich für mich, als in Tschernobyl der Reaktor geschmolzen ist? Wie sind da meine Erinnerungen?
Oder wie war das noch mit den Mix-Tapes? Bei welcher Sendung habe ich eigentlich immer aufgenommen? Und welchen Moderator fand ich damals am besten? Oder wo liegt eigentlich mein Pali – und ich muss sagen, ich habe es sogar gleich gefunden.
Das Buch hat mir so einiges in die Erinnerung zurückgerufen. Es war nicht immer alles positiv, aber doch vieles. Es war einfach wieder präsent und hat mir mein liebstes Jahrzehnt wieder etwas näher gebracht. Und was soll ich sagen, das Buch hat mir sogar irgendwie erklärt, warum ich es auch heute noch liebe, mir „Ein Colt für alle Fälle“ anzusehen, auch wenn die Stunts und der Schnitt etc. im Gegensatz zu heute eher plump sind. Aber irgendwie sehne ich mich nach den Morgen in der Schule, wo wir Jungs dastanden und uns über die genialsten Szenen vom Abend vorher unterhalten haben.
Manchmal vermisse ich den Zeitpunkt, wo das Testbild auf meinem Fernseh erschien. Ich erwische mich, wenn ich noch immer Mohrenkopf oder Negerkuss zu einem Schokokuss sage. Und ihr werdet es nicht glauben, ich musste gerade wirklich googlen, wie man heute zu Mohrenkopf sagt. Zu sehr ist das noch immer in meinem Kopf verankert und ich empfinde das weder rassistisch noch sonst irgendwie wertend. Das hieß einfach so und ist es auch heute noch für mich. Ich mache mir auch bei einem „Zigeunerschnitzel“ keinen Kopf für mich bleibt das einfach so.
Bei dem Thema Computer und die 80er, da hätte ich noch einiges dazu schreiben oder sagen können, was nicht unbedingt jeder weiß, da mich mein Vater für solche Dinge schon früh begeistert hat. Aber irgendwie war ich doch sehr viel auch draußen und habe mich nicht, wie es heute oft ist, tagelang vor der Kiste versteckt.
Auch kann ich mich noch sehr gut erinnern, dass wir kein WhatsApp oder sonstiges gebraucht haben, um uns zu verabreden. Nein, wir sind einfach raus und man wusste einfach, wo man sich trifft.
Die beiden Autoren haben es zumindest geschafft bei mir meine Erinnerungen an das genialste Jahrzehnt aller Zeiten hervorzurufen und dann doch noch einige Punkte einmal zu hinterfragen. Mit den Gedanken und wie war das nun bei mir? Wo war ich eigentlich am 9.11.1989? Wie habe ich auf das Waldsterben reagiert oder wann kam es mir ins Bewusstsein? Dies sind alles solche Fragen, die ich für mich langsam beantwortete, als ich dieses Buch gelesen habe.
Wir Kassettenkinder ist aber glaube ich ein Buch, welches auch gerne Menschen lesen sollten, die diese Zeit nicht erlebt haben, vielleicht um die Eltern oder die (noch) ältere Generation ein wenig besser verstehen zu können, wobei man Kassettenkinder ganz einfach versteht. Wenn man ihnen einen Mix aus den 80ern vorspielt, gibt es irgendwann ein Leuchten in den Augen und jeder von uns hat dann eine bestimmte Erinnerung vor Augen. Und wenn man dann fragt, was los ist, bekommt man sicherlich einen Schwank aus der Jugend erzählt. Man muss nur mal fragen. Und vielleicht versteht man dann, wenn man dieses Buch gelesen hat, warum es für die 40+ Generation so ein tolles und wahrscheinlich das beste Jahrzehnt ihres Lebens gewesen ist.
[Rezension] Tonspur – Wie ich die Welt von gestern verließ – Olaf Hintze und Susanne Krones
Eine Reise durch die deutsche Geschichte, die niemand vergessen sollte
[Rezension] Manduchai – Die letzte Kriegerkönigin – Tanja Kinkel
Zwei starke Frauen im Kampf um Macht und Einfluss im Asien des 15. Jahrhunderts
Klappentext: Asien im 15. Jahrhundert: In einer Zeit der Männer greifen zwei Frauen nach der Macht. Die Geschichte Chinas und Read more
[Rezension] Nachbarn – Madeleine Prahs
Zwischen Vergangenheit und Zukunft: Eine Erzählung über das Leben
Klappentext: »Ein berührendes Stück deutscher Gegenwartsliteratur.« Peter Henning Als Kind flieht Anne Liebert kurz vor dem Mauerfall in den Westen. Read more
[Rezension] Ein gutes Leben ist die beste Antwort – Friedrich Dönhoff
Von Auschwitz nach San Francisco: Eine Reise der Selbstfindung
Klappentext: Die Geschichte des Jerry Rosenstein Jerry Rosenstein, 86, ist einer, der sich nicht unterkriegen ließ, weder als Jude in Read more