Schluss mit der Meinungsfreiheit

[Rezension] Schluss mit der Meinungsfreiheit! – Florian Schroeder

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Inhalt:

Für mehr Hirn und weniger Hysterie

Debattiert! Das macht uns Menschen aus

Das wird man ja wohl noch sagen dürfen! Wutbürger hier, politisch korrekte Diskurs-Schiedsrichterinnen dort, Sprechverbote für alte Männer auf der einen Seite, pöbelnde VerschwörungstheoretikerInnen auf der anderen Seite, egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund, jeder brüllt, alle scharen ihre Claqueure um sich, die sozialen Medien glühen vor Erregung, doch keiner hört zu und selbst die Talkshows wirken überfordert. Plötzlich ist jeder Opfer, niemand ist verantwortlich. Die Beispiele sind zahllos, die Folgen für unser Zusammenleben gefährlich.

Ist dies das Niveau, auf dem wir unsere Positionen austauschen möchten?

Florian Schroeder, als Kabarettist ist er Pfeilewerfer und Zielscheibe zugleich, weist die Pöbler aller Lager zurück in ihre Ecken und zeigt, wie man lustvoll und produktiv streitet und hinterher miteinander ein (alkoholfreies) Bier trinken kann.

Rezension:

Um ehrlich zu sein, ich bin als Literaturblogger echt abhängig von den Pressedamen und Herren. Wenn ich mal wieder meine ausgetretenen Pfade verlasse, war da sicherlich ein Pressemensch daran schuld, wie auch diesmal, Florian Schröder wurde mir angeboten und mein erster Gedanke war, das ist doch der, der den Querdenkern sehr nahe stand oder steht, und ich wollte eigentlich ablehnen. Wenn dann so die Worte kommen „Markus vertraue mir einmal“, werde ich meistens schwach und sage doch ja.

Gut, also kommen diesmal zwei Punkte auf die Habenseite des Buches bevor ich es gelesen habe. Zum einen erscheint es bei einem meiner Herzensverlage und zum anderen schätze ich die Pressedame auch sehr wegen ihrer Arbeit. Was nicht bedeutet, dass ich die anderen weniger schätze nur, wenn man Jahre lang zusammenarbeitet, vertraut man dem Gegenüber einfach mehr. Das ist im übrigen bei den anderen Verlagen genauso, man kennt sich und schätzt sich und je länger man zusammenarbeitet, desto besser kennt man sich und die literarischen Vorlieben des Gegenübers. Es geht sicherlich vielen Bloggern genauso. Jeder hat seine Vorlieben und seine Abneigungen.

Diesmal bin ich aber noch ein paar Wochen um das Buch herumgelaufen und überlegte, ob es nun wirklich passt, aber irgendwann war es soweit. Ich schlug das Buch auf und, lieber Florian Schroeder, ich schlage ein Buch nicht hinten auf sondern immer vorne. Ich finde immer, Autoren sollten mich bei Seite eins begeistern oder mich brüllen lassen, was schreibt der den da für einen Schrott.

Florian Schroeder beschreibt gleich am Anfang diese Geschichte um Stuttgart 2020 – diese ominösen Querdenkerauftritt. Diesen Auftritt nach einem gewissen Thomas Berthold wo ich damals für mich, als ich Herrn Schroeder da habe Auftreten sehen, gedacht habe, ok, der Typ ist für mich gestorben. Wer sich auf so einer Veranstaltung blicken lässt, kann nicht ganz koscher sein.

Nun habe ich aber das Buch gelesen und wer mich kennt, der weiß, wenn ich ein Buch angefangen habe, dann beende ich es auch. Da will ich einfach wissen, was der Autor mir sagen will, oder mit welcher Geschichte er mich begeistern will. Nun wurde haarklein beschrieben, was ihn bewegt hat und wieso er bei Stuttgart 2020 aufgetreten ist. Ich habe ich mir dann auch noch einmal den ganzen Auftritt angesehen. Und genau da wurde mir klar, ich sollte einen Auftritt auch genauso behandeln, wie ich ein Buch lese. Man muss es von vorne bis hinten ansehen bzw. lesen. Nur dann kann man sich auch eine fundierte Meinung bilden.

Doch zurück zum Buch. Er beschreibt die Zensur Chinas, die Probleme von Facebook, Instagram und Twitter. Er lässt Inquisitoren gegen Märtyrer antreten, oder wie er sie nennt Hellens oder Hans Peters.

Auch beschreibt er, warum es Kunst momentan so schwer hat, und dass wir andere Meinungen auch mal aushalten müssen. Diese ganze Cancel Culture, die überall um sich greift oder das Gendern ist schon nervig. Versteht mich nicht falsch! Ich bin gegen Rassismus, Antisemitismus, für eine Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Aber, und da müssen wir meiner Meinung nach aufpassen, wenn wir diese Cancel Culture weiter durchziehen, dann wird es dazu kommen, dass die breite Masse der Bevölkerung populistische und rechte Parteien wählen, die eigentlich in ihrem Denken weit weg von diesen Parteien sind, nur weil sie nicht mehr mitkommen und sie das Gefühl haben, ihre Meinung wird nicht mehr gehört. Und das betrifft alle Bevölkerungsgruppen. Da sind genauso Frauen, kleine Dicke, Homosexuelle, Ausländer etc. dabei. Wir müssen einfach schauen, dass auch diese Meinungen der normalen Mittelschicht wieder mehr gehört werden. Ganz zu schweigen von den alten weißen Männern. Dies sind einfach Richtungen, in die wir uns nicht bewegen wollen.

Beim Lesen des Buches wurde mir immer bewusster, dass man nicht immer nur brav sein darf, und da ist es egal, ob es Kunst ist, oder Wissenschaft. Wir wollen keine Echokammern, also müssen wir manchmal Dinge machen, die auch mal weh tun. Und da bin ich dann wieder beim Anfang. Mir hat das Buch einfach aufgezeigt, wie wichtig es ist, sich auch mal durch andere auf ein Buch aufmerksam machen zu lassen. Wichtig sind die Gespräche am Telefon oder per Email mit Pressevertretern der einzelnen Verlage deswegen, damit man etwas mitnimmt, sich verändert, sich hinterfragt. Man muss auch den Mut haben, seine eigene Meinung zu hinterfragen und gegebenenfalls zu revidieren.

Ich bin mir sicher, dass mich das Buch von Florian Schroeder noch tage- oder auch wochenlang begleiten wird. Immer wieder wird es aufploppen, wenn ich wegen irgendwas getriggert werde. Er behandelt in dem Buch so viele Themen, dass ich mir sicher bin, dass die Rezension komplett anders ausfallen würde, wenn ich in einer Stunde schreiben würde. Ich würde vermutlich ganz andre Themenbereiche des Buches aufgreifen. Gut und wichtig ist das Buch und ja, man sollte es lesen, so wie ich es gelesen habe – von Seite 9 bis Seite 357. Manchmal habe ich einen Absatz oder eines der Kapitel noch einmal gelesen oder laut gelesen, einfach damit ich es besser erfassen und für mich meine Rückschlüsse ziehen kann. Es ist nämlich sicherlich wie immer, jeder hat bei einem Lied, Film oder Buch seine eigene Meinung und das ist gut so. Die sollten wir auch behalten und bewahren, aber auch offen sagen dürfen, ohne von unseren Mitmenschen ans Kreuz genagelt zu werden.

Verlag: dtv Verlag

ISBN: 978-3-423-28279-6

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