Klappentext:
Fynn erzählt eine Geschichte. In seinem Märchen spielen Kinder jeden Tag im Wald, bis Soldaten kommen und sie verscheuchen wollen. Die Kinder jedoch erzeugen mit der Kraft ihrer Fantasie ein Schloss aus dem Trumm der Soldaten.
Ein Buch über Freundschaft und Streit, Versöhnung und Zusammenhalt, beflügelnd und voller Poesie.
Rezension:
Puh, ein Kinderbuch, wie es aktueller nicht sein könnte. Fynn liest Lamia und einem weiteren Kind eine Geschichte vor. Lamia ist als Prinzessin verkleidet und eine Prinzessin gibt es auch in dieser Geschichte und einen Räuber, die zusammen in einem Wald spielen.
Der Räuber beleidigt die Prinzessin und die Prinzessin gibt ihm eine Ohrfeige. In diesem Moment kommt ein weiteres Kind, welches warnt und sagt, sie sollen davonlaufen. Es komme ein Trumm durch den Wald und dieses Trumm ist ein Panzer.
Mir bereitet dieses Szenario Unbehagen und fühlt sich für ein Kinderbuch erstmal nicht richtig an. Es ist schön, dass aus dem Panzer im Laufe der Geschichte ein Schloss wird, deswegen auch Panzerschloss, und dass die Prinzessin und der Räuber die beiden Parteien versöhnen, ist auch gut.
Die Sprache ist kindgerecht, aber irgendwie schnürt es mir auch den Hals etwas zu, denn das Kinder Panzern begegnen müssen, ist irgendwie momentan für mich präsenter als jemals zuvor.
Aber wie Kinder damit zumindest in dem Buch umgehen ist angenehm. Auch die Zeichnungen sind kindgerecht und von Beatrice Cozzolino einfach schön gemacht.
Den Mut von Lisa Aigelsperger und dem Verlag Leykam so ein Thema anzufassen, ist außergewöhnlich, auch wenn mir gerade momentan ich mir damit etwas schwerer tue. Aber vielleicht ist es auch gerade jetzt genau richtig. Ich denke viele Menschen tun sich mit diesem Thema schwer und vor allem der Frage, wie beantworte ich Fragen eines Kindes zur aktuellen Situation. Die Frage, warum die sich nicht einfach wieder vertragen kommt von Kindern. Dabei finde ich es gut, wenn der Panzer in ein Schloss verwandelt wird. Es ist eine positive Wendung, auf die wir alle hoffen. Mit Soldaten und Panzer tue ich mir gerade sehr schwer und kann einfach nur einmal mehr sagen, erstmal reinblättern und lesen und dann an Kinder verschenken, wenn man meint, dies sei etwas für mein Kind.
Was ich aber auch sagen muss ist, dass man Kinder nicht immer total behüten und abschirmen sollte. Es ist besser sich dem Thema gemeinsam vielleicht mit Hilfe eines Kinderbuches anzunähern.
Da Panzerschloss unfreiwillig aktuell ist, möchte ich selbst sehr gerne einen Kommentar hierzu schreiben. Denn mir, als Autorin ging es genauso: „Puh, ein Kinderbuch wie es aktueller nicht sein könnte.“ Panzerschloss ist entstanden, als von einem Krieg in der Ukraine noch keine Rede war. Dennoch ist Krieg für viele allgegenwärtig. Aber auch unsere „Welt“ ist vielfältig, Kinder und Erwachsene die aus Kriegsgebieten kommen, sind hier zuhause, bringen ihre Erfahrungen mit. Wir erzählen Kindern, dass Tiere getötet werden, dass Menschen sterben oder auf den Mond fliegen, dass Polizisten Verbrecher jagen ect. Auch diese Dinge sind für Kinder schwer einzuordnen. Nicht selten schießen Kinder im Spiel aufeinander, rangeln oder jagen sich. Warum soll Krieg Tabu sein? Erst wenn wir hinsehen, können wir etwas verändern.
Auch Kinder, die noch keine Erfahrungen haben, können im richtigen Rahmen etwas darüber lernen, ohne dass sie verängstigt werden. Sie können schlicht mit dem Thema Streit konfrontiert werden, in dem sie, als Kinder schlauer aussteigen, als zwei Gruppen Erwachsene, die nichts miteinander anzufangen wissen.
Kinder wiederum, die schreckliche Erfahrungen hinter sich haben und ganz genau wissen, was das „Trumm“ anrichten kann, sollen darin bestärkt werden, dass sie selbst stark sein können, wenn sie an sich selbst glauben. Wenn die Welt aus den Fugen gerät und wir Erwachsene keine logischen Erklärungen mehr für ein „Warum“ haben, bleibt uns nichts anderes, als die Kinder in ihrer eigenen Kraft zu bestärken, ihnen Fantasie/ Glauben an was Gutes und Zusammengehörigkeit aufzeigen. Und auch wenn ich zu Beginn der Buchveröffentlichung gedacht habe, dass mich der Zeitpunkt selbst erschreckt, bin ich jetzt sehr froh, vielleicht den einen oder anderen einen Einstieg in das Thema zu ermöglichen, mit einem Buch, das den Kindern Ängste nehmen soll, sie darin bestärkt, einfach sie selbst zu sein und damit gleichzeitig eine Gesprächsbasis für offene Fragen zu ermöglichen, ohne dabei Horrorbilder aus Fernsehen oder Zeitungen heranzuziehen.
Also möchte ich mich bedanken, für diese Rezension. Ich finde sie sensibel und ehrlich und es schwingen unterschiedliche Gefühle mit, die nicht besser zu dieser Zeit, aber auch zu Panzerschloss passen könnten.