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[Konzert] Barocke Meisterschaft: Händels „Alexanderfest“ als musikalisches Erlebnis

Auf geht’s ins 1. Chorkonzert und zwar zu „Das Alexanderfest HWV 75“ von Georg Friedrich Händel. Diesmal machte Christian Förnzler die Einführung und es war wirklich interessant, etwas über das Werk, die Entstehung und die Geschichte, um die es geht, zu erfahren. Aber manchmal ist es zu viel Information.

Die Frage ist, will man bei einer Einführung wissen, wie viel der Komponist für das Werk erhalten hat oder will man vielleicht nur wissen, dass es wesentlich mehr war als das, was er normalerweise für eine Oper erhalten hat.

Interessant war aber auch, wie sich die Komponisten über die Wünsche der Auftraggeber hinweggesetzt haben, sowie der geschichtliche Bezug des Ganzen. Worauf man zu achten hat, hat er auch diesmal wieder sehr gut erklärt. Das Problem ist manchmal, das Christian Förnzler zu viel Information rüberbringen will, aber bei manchen Einführungen die humoristische Note vergisst. So ab und zu ein kleiner Witz oder etwas Lockeres kann das Ganze etwas auffrischen und man hört gespannter zu und schaltet nicht irgendwann ab. Und das ist das, was ich gelegentlich bei der Einführung von Herrn Förnzler erlebe, wobei ich es auch bei ihm schon lockerer erlebt habe und deswegen immer mal wieder anmerke, da ich weiß, dass er es auch frischer gestalten kann.

Komme ich nun aber zum eigentlichen Konzert. Es war voll und ich glaube, ich habe das erste Mal Moritz Laurer als Dirigent erlebt. Und ganz ehrlich ich denke, er ist auch sehr fordernd gegenüber den Musikern, egal ob es nun der Chor ist oder das Orchester, welches diesmal auch wieder mit besonderen Instrumenten wie Theorbe, Cembalo und Blockflöten ergänzt wurde. Die Musik kommt ja aus dem Barock und dort spielten diese Instrumente eine wichtige Rolle.

So fing das Chorkonzert mit dem Philharmonischen Orchester an und es war einfach schön zuhören, und diese Stimmungen in sich aufzusaugen, die Händel in musikalischer Form gestaltete.

Die Theorbe hatte eine Stelle, in der sie fast schon ein Solo hatte, welches einfach zum Niederknien schön war. Ja, es hätte ein wenig lauter sein können, aber das Publikum war in dem Moment noch mal ein wenig ruhiger und stiller als sonst. Mit dem Cembalo dazu war das in meinen Ohren etwas Besonderes.

Bei den Blockflöten gab es auch einen Part, in dem sie mir besonders aufgefallen sind und ich dachte, ich hätte mir auch zu den Zeiten, wo ich noch oft Blockflöte gespielt habe, die Finger gebrochen. Was mir immer wieder zeigt, dass ein Instrument, auch wenn es für viele eins für Kinder ist, auch in der klassischen Musik ihre Daseinsberechtigung hat und es enorm fordernd und schön sein kann.

Komme ich nun aber mal zum Gesang. In meinem Bekanntenkreis bin ich ja schon ein wenig als Julia Araújo Fanboy verschrien. Wobei ich in den letzten Aufführungen nicht zu 100% mit ihr zufrieden war, aber beim Chorkonzert war ich einfach mit ihrem Part wieder richtig glücklich. Ich habe wieder ihre Wärme in ihrer Klangfarbe gehört, die ich so schätze. Mein Gefühl war, dies ist ein Stück, welches ihr absolut liegt. Sie hat etwas besonderes in ihrer Stimme, welches ich genießen kann, was ich nicht oft bei Sopranistinnen höre.

Der Tenor des Konzerts war Georg Poplutz und was soll ich sagen? Ich kann da nur Hans Rosenthal zitieren mit „das war Spitze!“ Ich hatte ihn schon mal zufällig auf einer CD gehört, aber da war ich nicht so angetan von ihm. Gestern jedoch war es wie bei Julia Araújo in meinen Ohren sehr, sehr stimmig. Es hat einfach harmoniert, genauso wie bei dem Bass Clark Ruth. Auch er war einfach mit seiner Stimme perfekt für diesen Abend. Es war einfach zum ich schließe die Augen und genieße den Augenblick.

Und dabei bin ich noch nicht mal bei dem Highlight des Abends gewesen. Dieser Opernchor war einfach stimmgewaltig und mit einer Präsenz in jeder Note, wie man es sich von einem guten Chor wünscht, dabei ist es ja nicht nur der Opernchor, sondern auch der Gießener Konzertverein und die Wetzlarer Singakademie, die sich gemeinsam ergänzen.

Und das ist etwas, was man bei Chören immer wieder vergisst. Wenn dort eine Stimme nicht zu 100 % da ist, kann dies den ganzen Genuss des Hörens und Erlebens verschlechtern. Man kann sich nicht in der Masse verstecken. Das hat auch keine dieser Stimmen nötig. Es war schön! Was immer wieder begeisternd war, ist, dass man durch Veränderung der Positionen der singenden Personen eine gewisse Tiefe erzeugt hat. So, dass die Solisten glänzen konnten, aber der Chor auch seine besonderen Momente hatte, in denen sie auch herausragend waren.

Das Zusammenspiel, das sich ergänzen, ist das, was das zusammen musizieren, egal ob als Orchester oder auch Chor, so besonders macht. Ja man hat einen Dirigenten oder Chorleiter wie Moritz Laurer vorne stehen, aber dadurch, dass jeder Musiker auf der Bühne auf den anderen achtet, kann etwas Tolles entstehen. Chormusik hat etwas Besonderes, etwas was nicht greifbar ist und es ist so vielschichtig, dass es sich viele Menschen einfach nicht vorstellen können. Gemeinsam etwas gestalten kann so inspirierend sein und kraftvoll wie der gestrige Abend.

Gehen sie einfach mal zu solchen Konzerten, auch gerne zu einem Laienchor in ihrer Nähe. Sie werden dort einfach etwas Besonderes erleben, da bin ich mir zu 100% sicher. Oder schauen und hören sie sich mal den Opernchor im Stadttheater an, egal ob bei einem Chorkonzert oder auch in den Opern im Stadttheater Gießen.

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