LITL746 [Podcast] „Oststolz“ – Alexander Prinz im Gespräch über Identität und Zukunft
In der aktuellen Episode der Literaturlounge von Markus Eggert ist Alexander Prinz, bekannt als der dunkle Parabelritter, zu Gast. Eggert drückt seine Dankbarkeit aus, da Prinz eine bedeutende Stütze während der herausfordernden Corona-Zeit für ihn war. Die Gespräche drehen sich um die Geschehnisse in dieser Zeit, wo Eggert andeutet, er hätte ohne Prinz möglicherweise an absurde Theorien geglaubt.
Der Hauptfokus des Gesprächs liegt auf Prinz‘ Buch „Oststolz“. Eggert fragt Prinz nach der Inspiration für das Buch und erfährt, dass die Idee nicht ursprünglich von Prinz selbst stammte. Er erzählt von seinen aufsehenerregenden Videos, die sich mit dem Leben im Osten Deutschlands beschäftigten, und wie diese Videos unerwartet große Resonanz fanden. Der Knauer Verlag trat an ihn heran und fragte, ob er das Thema nicht in Form eines Buches weiterverfolgen möchte, was Prinz zunächst überrascht und skeptisch ablehnte, da er nicht in der DDR geboren wurde.
Nach mehreren Monaten des Nachdenkens und der Auseinandersetzung mit dem Thema Ostdeutschland beschloss Prinz schließlich, das Buch zu schreiben. Er thematisiert die Schwierigkeiten und Chancen im Osten und nennt die Entwicklung von strukturell benachteiligten Regionen einen zentralen Punkt in seinen Überlegungen. Dabei betont er, wie wichtig eine positive Zukunftsperspektive für die Wahrnehmung solcher Räume ist. Prinz nutzt Vergleiche, um den psychologischen Unterschied zwischen positiven und negativen Ausblicken zu veranschaulichen, was dazu führt, dass er zu der Erkenntnis gelangt, dass es eine breitere Schnittmenge an Identität und Teilhabe zwischen Ost- und Westdeutschen gibt, als oftmals angenommen.
Eggert greift in das Gespräch ein und thematisiert, wie Prinz’ Behinderung und sein gelegentlich am Rande der Gesellschaft Stehen, ihm möglicherweise geholfen haben, empathischer zu schreiben. Prinz relativiert diese Sichtweise, indem er darauf hinweist, dass er nicht sozial benachteiligt sei, sondern die „Normalität“ um sich herum als solche erlebt hat. Zudem wird die Problematik der Anerkennung ostdeutscher Abschlüsse angesprochen, als Prinz über die Erfahrungen seiner Mutter berichtet, die Schwierigkeiten hatte, ihr Lehramtsstudium im Westen anerkannt zu bekommen.
Die Diskussion gleitet dann in die sozialen und politischen Strukturen Ost- und Westdeutschlands und deren Auswirkungen auf die Menschen über. Eggert äußert die Meinung, dass die Wiedervereinigung nicht optimal genutzt wurde, um von den Stärken beider Seiten zu profitieren. Dies führt zu einer Betrachtung der kulturellen Unterschiede, die nicht mit bloßem Zeitverlauf verschwinden sollten. Prinz betont, dass es auch in der westdeutschen Gesellschaft ähnliche Probleme gibt und dass das Gefühl der Entfremdung auf beiden Seiten verbreitet ist.
Ein zentrales Thema, das sich durch das Gespräch zieht, ist die Einsamkeit vieler Menschen in ländlichen Regionen und wie diese Einsamkeit eine „Pipeline“ zu extremen Denkmustern werden kann. Eggert, der in einem sozialen Verein arbeitet, schildert seine Erfahrungen mit Menschen, die nach Teilnahme an künstlerischen oder sportlichen Veranstaltungen aufblühen. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit von Gemeinschaft und sozialer Interaktion für das psychische Wohlbefinden.
Schließlich thematisieren sie, wie sich die Herausforderungen des Lebens in der digitalen Ära auf zwischenmenschliche Beziehungen auswirken, wobei beide Protagonisten zu dem Schluss kommen, dass echte menschliche Interaktionen unverzichtbar sind. Prinz spricht über seine bevorstehenden Lesungen und seine Nervosität, da es für ihn eine neue Erfahrung ist, selbst präsentierend im Mittelpunkt zu stehen. Eggert legt ihm nahe, dass seine authentische Art bereits eine Stärke ist, die er in diesen Situationen nutzen kann.
Durch den Austausch zwischen Markus Eggert und Alexander Prinz wird ein tiefgehendes Bild der Person Prinz und seiner Sicht auf die gesellschaftlichen und kulturellen Herausforderungen im Osten Deutschlands gezeichnet, wobei sowohl kritische als auch positive Perspektiven zur Sprache kommen.