LITL014 [Podcast] Von Wonderland zu Searching Lucy – Christina Stein im Literaturlounge-Interview
Im Interview zwischen Markus Eggert und Christina Stein geht es tiefgründig um die Themen ihres neuen Buches „Searching Lucy“ und die generelle Herangehensweise ans Schreiben. Christina Stein beginnt mit einer Reflexion über ihre persönliche Verbindung zu ihren Charakteren und erzählt, dass das Verschwinden von Menschen ein wiederkehrendes Motiv in ihrer Arbeit ist. Sie hebt hervor, dass diese Thematik sowohl in ihrem aktuellen Werk als auch in vorherigen Büchern wie „Wonderland“ präsent ist und dass sie sie immer wieder auf neue Weise anspricht.
Eggert und Stein diskutieren über die Handlung von „Searching Lucy“, insbesondere die kontroverse Entscheidung, eine Schülerin in eine Rolle der Selbstjustiz zu versetzen. Christina erklärt, dass Selbstjustiz ein dynamisches und spannendes Thema sei, das oft nicht klar in Gut und Böse unterteilt ist. Sie hebt hervor, dass die Protagonistin aus einer tiefen Verzweiflung handelt, was es dem Publikum erleichtert, Verständnis für ihr Handeln aufzubringen. Die moralischen Grauzonen, die damit einhergehen, sorgen für eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema.
Markus Eggert stellt dann die Herausforderung zur Debatte, wie authentisch es für eine Mutter sei, das innerliche Chaos und die Schwierigkeiten der Mutter von Amber darzustellen. Christina erläutert, dass sie weniger mit der Problematik der Mutterschaft kämpft, als vielmehr mit dem Verständnis, dass die Leser möglicherweise für die Charaktere aufbringen müssen. Sie hebt die Notwendigkeit hervor, realistische Darstellungen von familiären Konflikten und deren Herausforderungen zu vermitteln, ohne die Figur der Mutter zu verurteilen.
Das Gespräch wechselt zur Darstellung der Schule und der Lehrer im Buch. Stein nickt zustimmend zu Eggerts Anmerkungen über die menschlichen Schwächen von Lehrern und lacht über humorvolle Szenen, die sie in ihre Erzählung eingebaut hat. Dies zeigt die Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Humor in ihrer Schriftstellerei, die beide Elemente kombiniert, um authentische Charaktere zu erschaffen.
Ein bedeutender Teil des Interviews beschäftigt sich mit Stein’s Recherche für das Buch. Sie schildert, wie sie für die realistische Darstellung von Einbrüchen Unterstützung bei der Polizei und Lockpicking-Vereinen in Frankfurt suchte. Diese detaillierte Herangehensweise ermöglicht es, die im Buch behandelten Themen auf einer nachvollziehbaren und fundierten Basis zu entwickeln.
Markus und Christina diskutieren auch über die psychologischen Aspekte von Täter-Opfer-Dynamiken. Stein legt dar, dass in ihrer Geschichte die Fragestellung von was Menschen zu Tätern macht, eine zentrale Rolle spielt und dass sie Mitgefühl für alle Charaktere, einschließlich der Antagonisten, empfindet.
Das Interview schließt mit einem Ausblick auf Christinas kommendes Buch „Dreivierteltod“, in dem sie erneut tief in psychologische Themen eintaucht. Sie erläutert, wie Psychologie und Spannung in ihrem neuen Werk miteinander verflochten sind, als eine Geschichte von fesselnden Beziehungen und inneren Konflikten.
Insgesamt bietet das Interview einen tiefen Einblick in die kreative Denkweise von Christina Stein, ihre Ansichten über das Schreiben von jugendlichem Drama, und die Herausforderungen, mit verschiedenen Charakteren und deren Motivationen umzugehen.