Georg Köhler

[Konzert] Unbekannte Komponisten und Georg Köhler können einen richtig verzaubern!

Ich habe etwas gemacht, was ich glaube viel häufiger machen sollte. Ich war Im Preview-Konzert des 4. Sinfoniekonzerts und im Sinfoniekonzert. Einfach um Vergleiche ziehen zu können und um einen Tipp zu geben, was man eher besuchen sollte.

Mein Gefühl sagt mir, ich fange am besten bei den Unterschieden an. Beim Preview-Konzert gibt es keine Einführung. Die wird ja auch nicht benötigt, da der Dirigent immer wieder Erklärungen liefert, was man so hört oder worauf man achten sollte. Zu der Einführung bei dem eigentlichen Sinfoniekonzert sage ich am Ende etwas.

Als erstes gab es Emilie Mayer mit ihrer Ouvertüre zu „Faust“ op. 46 und plötzlich hatte ich ein Déjà-vu. Es gab da eine Stelle, ich kann sie noch nicht mal mehr benennen, aber sie war da und auf einmal saß ich in der Schule im Unterricht und wir haben Goethes Faust durchgenommen. Soweit so gut, dass wir dann in Faust ins Stadttheater gegangen sind in eine Aufführung, die mich damals abgeschreckt hat (meine Schwester hat darüber eine Arbeit gefunden, die es belegen kann) ist eine andere Geschichte. Das besondere, und deswegen komme ich darauf zu sprechen, war, dass wir uns auch die Ouvertüre von Emilie Mayer auf einer Schallplatte immer wieder angehört haben und ich darüber auch eine Arbeit schreiben musste. Manchmal holt einen das Leben ein.

Meine Schwester fand einen Absatz ganz toll und typisch ihr Bruder. Da stand sinngemäß, man könne in einer Passage des Stückes erkennen, dass Faust hinter Gretchen herschaue, aber irgendwie fehlte mir da die Leichtigkeit. Mein Musik- und Deutschlehrer war damit nicht einverstanden und nun komme ich zu dem Punkt warum ich das schreibe, genau dies hat Georg Köhler auch gesagt und erklärt, wie man es herausarbeiten kann. Da wird dann auch klar, warum jedes klassische Stück von jedem Orchester anders klingen kann. Man hat immer eine andere Herangehensweise. Wie er mir diese Ouvertüre wieder nähergebracht hat, mit ihren Glockenschlägen, die mit Instrumenten nachgestellt wurden, diese verschiedenen Stimmungen, ich saß da und war fasziniert. Georg Köhler hat dies wirklich sehr gut erläutert, für sein erstes Preview-Konzert war es wirklich sehr gut.

Noch etwas, möchte ich dem Dirigenten sagen: Sie können durchaus singen, auch wenn man das Gefühl hatte, dass der Tontechniker, oder die Technik, etwas dagegen hatte, denn es gab immer wieder Aussetzer. So wie es sich angehört hat, lag es eher am Menschen der Technik, denn immer wieder wurde das Mikro ausgeschaltet und das ist störend. Ich weiß, das ist anstrengend vor allem, wenn man die Person auf der Bühne nicht kennt und dieser zwischendurch immer wieder mal was einfällt, was sie noch erklären könnte.

Da wird noch mal der weibliche Beethoven erklärt, der Emilie Mayer laut Internet war und es historische Belege gibt, aber laut dem Musikverlag ist es nicht belegt. Es werden noch mal Takte dezidiert angespielt. Da muss man dann als Tontechniker hochkonzentriert sein. Das ist sehr anstrengend. Da ich so etwas ja mal beruflich gemacht habe, weiß ich, wie schwer das manchmal ist. Ich würde da auch gerne ein paar Tipps geben. Wenn es jedoch an der Technik lag, dann hoffe ich, die Ursache ist schnell gefunden und behoben.

Wobei Georg Köhler dies total locker mit einer Prise Humor überspielt hat. Man konnte darüber schmunzeln oder auch lachen. Dass ein Musiker mal noch eine Note mehr gespielt hat, weil er sich vielleicht mal hat hinreißen lassen, etwas mehr als ein Takt zu spielen, kann ich verstehen. Wenn ich so im Flow bin, vergesse ich auch gerne pünktlich aufzuhören.

Dass er uns dann noch den Komponisten Andreas Romberg näherbrachte und uns aufzeigte, wo es Ähnlichkeiten zu Beethoven gibt, ist interessant. Man könnte meinen, dass Ludwig van Beethoven bei Andreas Romberg „abgeschrieben“ hat, denn Romberg lebte vor Beethoven. Also ist es unwahrscheinlich, dass er bei seinem berühmteren Kollegen abgeschrieben hat. Auch da wurden bestimmte Stellen immer wieder herausgearbeitet und fünf Besucher des Konzertes durften sich zwischen die Musiker setzen. Ich glaube, dies ist so ein besonderes Erlebnis, was einen solchen Abend unvergesslich macht.

Unvergesslich macht dies so oder so die besondere Art, wie man klassische Musik nähergebracht bekommt. Man bekommt erklärt, wie man eine gewisse Leichtigkeit mit der Geige erzeugen kann, wie man etwas Freches in die Musik bekommt. Es wird erklärt, worauf man als Komponist achtet, aber auch als Dirigent und als Musiker, und dies auf einer besonders leichten Art. Ganz ehrlich, ich wünschte mir, mein Musikunterricht wäre so locker abgelaufen. Dass danach noch Asia Safikhanova, die Solo Flöte des Stadttheaters, zusammen mit Georg Köhler am Klavier im Foyer musizierte, oder wie es Georg Köhler sagte an der Bar oder Theke, rundete den Mittwoch komplett ab.

Das eigentliche Sinfoniekonzert begann wie immer mit der Einführung, diesmal mit Ann-Christine Mecke. Sie erklärte etwas über Emilie Mayer und auch Andreas Romberg und erzählte auch ein wenig über das Preview Konzert. Es wurde zudem noch die Unvollendete von Franz Schubert gegeben. Da hat sie mich mal überrascht. Wer aus dem Beikircher Konzertführer die Anlässe zitiert, bei denen dieses Konzert besonders geeignet ist, die da wären: z.B. Eine Brücke die im offenen Meer endet oder bei der Eröffnung einer Intensivstation, da man ja nicht weiß wie es endet, hat schon einen leicht dunklen Humor.

Besonders hervorgehoben hat sie die Solistin bei der Violinromanze Nr. 2 F-Dur op. 50 in einer Fassung für Flöte und Orchester von Theobald Böhm, die sie beim Jungen Podium vor ein paar Jahren entdeckt haben. Dies war Asia Safikhanova, die ich ja am Abend vorher schon mal hören durfte. Ganz ehrlich, es ist immer wieder besonders, solche Musiker wie im Stadttheater zu erleben. Mich hat dies ja am Abend vorher schon vollkommen verzaubert, aber zusammen mit dem Philharmonischen Orchester ist das noch mal etwas ganz Anderes. Beides ist hörenswert und einfach ein Gänsehautmoment.

Die Sinfonie Nr. 7 h-Moll D759, oder die Unvollendete, muss man einfach mal gehört haben. Ich saß da und war schon nach dem ersten Teil komplett hin und weg.

Dass ich nun nicht noch mal Emilie Mayer und Andreas Romberg thematisiere, mag man mir verzeihen. Aber eines ist mir aufgefallen, durch das Preview-Konzert konnte ich bestimmte Punkte beim eigentlichen Sinfoniekonzert einfach besser erfassen. Es hat mir noch mal eine besondere Ebene des Verstehens eröffnet. Und ich muss sagen, sie sollten die Möglichkeit nutzen. Sie eröffnet dem Publikum besondere Momente und man versteht und hört danach Dinge, die man vorher nur bedingt wahrgenommen hat.

Man versteht klassische Musik dadurch wesentlich besser. Man erfährt Dinge über Komponisten, die man vorher nicht wusste. Man bekommt eine andere Welt eröffnet und deswegen würde ich jedem Gießener, der Musik mag, den Tipp geben, dass man mal in ein Preview-Konzert geht, wenn man die Möglichkeit hat, auch am Tag darauf ins Sinfoniekonzert, denn da man das Ganze zusammen hört, wird der Genuss noch mal größer.

Dadurch, dass alles weniger streng ist, wie manchmal im Musikunterricht, hat man weniger Angst und man freut sich darauf, etwas über Musik zu lernen. Der erste Schritt ins Stadttheater ist vielleicht der Schritt mit den Einführungen, aber diese Preview-Konzerte sind ein Ansatz, dass man vielleicht nicht nur das eine Stück versteht, sondern klassische Musik im Ganzen.

Und Georg Köhler ist auch ein Dirigent, der so etwas super rüberbringen kann. Er hat auch einen besonderen Humor und eine Lockerheit. Es freut mich, dass er es versucht hat, ein Preview-Konzert zu moderieren. Er kann das! Ich denke, er wird seinen Weg gehen, nicht nur, weil er Preisträger der Mahler Competition International ist, sondern weil er etwas Besonderes in seiner Art hat wie er mit dem Orchester umgeht. Es ist etwas, so wirkte es zumindest, herzliches und nahbares und so etwas mag ich bei Menschen. Ich hoffe immer wieder, dass dies sich auf Dauer durchsetzt.

Was unsere Musiker und deren Leitung betrifft, hoffe ich immer wieder, dass sie uns noch lange erhalten bleiben und ich weiß das viele in Gießen ähnlich denken. Ich hatte gestern noch Menschen aus Marburg neben mir sitzen, die das erste Mal im Konzert waren und die wollen das nächste Mal wiederkommen. Sie fanden es traumhaft schön und wenn sie es donnerstags nicht schaffen, wollen sie es zumindest mittwochs im Preview-Konzert versuchen. Ich glaube, das ist der richtige Weg, denn ein Tag von beiden hat man doch Zeit, um etwas Besonderes zu erleben.

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