Krimi

  • LITL751 [Podcast] Kriminalgeschichte als Zeitreise: Ein Podcast über Michael Jensens ‚Bluthunde‘

    Im Interview spricht Markus Eggert mit Michael Jensen über dessen jüngst veröffentlichtes Buch „Bluthunde“, den fünften Teil der Syndikat-Reihe, die sich mit den Brüdern Sass beschäftigt. Eggert äußert sein Erstaunen darüber, dass er die Vorgängerbände unwissentlich verpasst hat, und fragt Jensen, wie es sei, über eine solch komplexe und vielschichtige Reihe zu schreiben. Jensen erklärt, dass die Idee zur Serie vor vielen Jahren entstand und sich über die Jahre entwickelt hat. Ursprünglich war die Suche nach urbanen Mythen in Deutschland der Ausgangspunkt, was ihm besonders an den Brüdern Sass, einem Gaunerpaar der 20er Jahre in Berlin, zu gefallen schien.

    Jensen reflektiert über die besondere Attraktivität der Weimarer Republik für seine Geschichten. Sein Interesse an dieser Epoche, die er als eine großartige Chance für Deutschland betrachtet, regt ihn dazu an, die Parallelen zwischen der damaligen Zeit und der modernen Gesellschaft zu untersuchen. Jensen betont die Wichtigkeit, aus der Geschichte zu lernen, und verknüpft sein literarisches Werk mit historischen Fakten. Insbesondere die Figuren, die er in seinen Romanen präsentiert, haben oft reale historische Vorbilder oder sind in einem historisch korrekten Rahmen gestaltet, was die Fiktion und die Realität ineinander verweben lässt.

    Im Gespräch wird auch die Rolle von Kriminalgeschichte als Bildungsmedium erörtert. Jensen sieht seine Bücher als Möglichkeit, den Leser in eine andere Zeit zu entführen, während er gleichzeitig historische Leistungen und Fehler aufzeigt. Diese Verbindung von Fiktion und Historie soll beim Leser ein Bewusstsein für wichtige Ereignisse und deren Hintergründe schaffen. Jensen betrachtet seine Figuren als Vehikel, durch die er die komplexe Beziehung zwischen Vergangenheit und Gegenwart beleuchten kann.

    Besonders interessant ist Jensen’s Umgang mit historischen Persönlichkeiten, wie zum Beispiel Joseph Goebbels. Er versucht, Goebbels nicht als reine Schurke darzustellen, sondern weicht von der Dämonisierung ab und stellt ihn als Mensch mit Schwächen dar, um den historischen Kontext und die damalige politische Dynamik besser zu verstehen. Dieses Szenarien zeigt, wie Gewalt und Machtmissbrauch in der Vergangenheit Menschen geprägt haben und wie dies Parallelen zur Gegenwart aufweist.

    Ein zentrales Thema des Interviews ist auch die Verknüpfung zwischen Kriminalität und politischer Macht. Jensen bringt die Ringvereine der Weimarer Republik ins Gespräch, erklärt deren Entwicklung und macht einen Vergleich zu modernen mafiösen Strukturen. Die Diskussion über Korruption und Machtstrukturen führt zu dem ernsten Thema der politischen Verantwortung in der heutigen Zeit. Er hebt hervor, dass es Parallelen zur Radikalisierung gibt und ermutigt dazu, aus der Geschichte zu lernen, um die Demokratie zu schützen.

    Am Ende des Gesprächs geht es um Jensens Motivation und die Herausforderungen, vor denen die Literatur steht, insbesondere in Bezug auf die Erwartungen der Verlage und des Publikums. Jensen spricht die Bedeutung kleiner Buchhandlungen und die Verantwortung der Kraft der Leser an, sich für die Literatur einzusetzen, die Werte und Geschichte transportiert. Er ruft dazu auf, sich emphatisch und respektvoll gegenüber anderen zu verhalten und betont die Notwendigkeit, sich der positiven Aspekte des Lebens bewusst zu werden – eine Botschaft, die in Zeiten von Konflikten und Unsicherheit besonders relevant erscheint.

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  • LITL748 [Podcast] Oliver Hilmes: „Das Verschwinden des Dr. Mühe“ – Ein historischer Krimi im Berlin der 30er

    In dieser Episode bespreche ich das Buch »Das Verschwinden des Dr. Mühe« von Oliver Hilmes, das uns in die düstere Atmosphäre Berlins der 30er Jahre entführt und mit einem packenden Cold Case aufwartet. Die Geschichte beginnt mit dem mysteriösen Verschwinden eines angesehenen Arztes, Dr. Mühe, dessen luxuriöser Sportwagen am Ufer eines Sees entdeckt wird. Dies legt den Grundstein für die Ermittlungen der Mordkommission, die bald auf die dunklen Geheimnisse eines Doppellebens stoßen, das von Berlin bis nach Barcelona reicht.

    Oliver Hilmes hat tief in die Archive des Berliner Landesarchivs gegraben, um die Akten dieses faszinierenden Kriminalfalls aus der späten Weimarer Republik zu erforschen. Anhand dieser historischen Dokumente schafft er es, das puzzle hafte Bild zusammenzusetzen und erzählt auf raffinierte Weise von der Suche nach der Wahrheit sowie von den Abgründen bürgerlicher Existenzen in einer Zeit des Wandels und der Unsicherheit. Die Erzählung ist nicht nur spannend, sondern auch ein kritischer Kommentar zur Gesellschaft kurz vor der Diktatur.

    Ich teile meine eigenen Eindrücke und Ängste über das Buch, insbesondere über die hohen Erwartungen, die aufgrund des Themas geweckt werden. Der Roman beginnt am Scarower See, wo Kommissar Ernst Keller darüber nachdenkt, was Dr. Mühe in der Nacht dort getrieben haben könnte. Dies leitet uns ein in die vielschichtige Charakterstudie des Arztes, der in der Folge an seiner eigenen Existenz zweifelt und sich verstrickt in die Lebensumstände seiner Frau und ihres fragwürdigen Musiklehrers.

    Während der Erzählung beobachten wir, wie Dr. Mühe einem Selbstmordfall begegnet, was ihn zu einem entscheidenden Wendepunkt führt. Sein Verhalten ändert sich, und es ist offensichtlich, dass sich hinter der Fassade des respektablen Arztes dunkle Geheimnisse verbergen. Kommissar Keller begibt sich auf die Suche nach Antworten, wobei er schnell feststellt, dass das Verschwinden alles andere als einfach zu erklären ist. Mit jeder neuen Enthüllung wird die Situation undurchsichtiger, und die Geschichte nimmt eine komplexe Wendung.

    Der Autor schafft es, die historischen Gegebenheiten mit fiktiven Elementen zu verweben, sodass am Ende ein lebendiges Bild der Zeit entsteht. Trotz der Dramatik der Erzählung bleibt der geschichtliche Hintergrund stets präsent, und ich hätte mir manchmal gewünscht, dass mehr Kontext zu den geschichtlichen Ereignissen eingeflochten wäre. Dennoch muss ich betonen, dass »Das Verschwinden des Dr. Mühe« ein gelungenes Werk ist, das nicht nur spannend unterhält, sondern auch tiefere Einblicke in die gesellschaftlichen Umstände der Jahre 1932 bis 1936 gewährt.

    Für jeden, der sich für Krimis und historische Erzählungen interessiert, bietet dieses Buch die ideale Kombination. Es lädt dazu ein, über die Schattenseiten der bürgerlichen Existenz nachzudenken, und zeigt eindrücklich, dass hinter jeder Fassade auch dunkle Geheimnisse lauern können. Das Buch ist seit seiner Veröffentlichung im Jahr 2020 im Penguin Verlag erhältlich und bietet sich jeder interessierten Leserschaft an.

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  • LITL747 Katrine Engbergs Glasflügel – ein fesselnder dänischer Krimi

    In dieser Episode präsentiere ich meine ausführliche Rezension zu „Glasflügel“, einem fesselnden Krimi von Katrine Engberg, der aus dem Dänischen von Ulrich Sonnenberg übersetzt wurde. Die Handlung beginnt mit einem schockierenden Fund in der Fußgängerzone von Kopenhagen: Die nackte Leiche einer Frau liegt in einem Brunnen. Mitten in diesen düsteren Ermittlungen steht Jeppe Kørner, der mit dem Fall betraut wird, jedoch ohne seine Partnerin Annette Werner, die sich in der Babypause befindet. Die Dynamik zwischen den beiden ist spürbar, insbesondere da Annette trotz ihrer Auszeit das Geschehen teilweise beeinflusst.

    Die Ermittlungen führen Jeppe und seine Begleitperson Falk, einem etwas langsameren, übergewichtigen Polizisten, tief in die Abgründe des dänischen Gesundheitssystems. Hier treffen sie auf Patienten, die so viel Leid erlebt haben, dass sie zur Gefahr für sich selbst und andere werden. Während der Fall komplexer wird und schließlich eine zweite Leiche mit ähnlichen Verletzungen entdeckt wird, müssen Jeppe und Falk auch gegen die inneren Dämonen ihrer eigenen Leben kämpfen. Jeppe, der gerade erst wieder bei seiner Mutter eingezogen ist, ringt mit seinen eigenen Gefühlen und dem Wunsch nach einer stabilen Beziehung.

    Die Figuren sind authentisch und vielschichtig gestaltet, sodass Leser tief in ihr Leben eintauchen können. Insbesondere die Psychologin Esther de Laurenti und ihre Interaktionen mit dem Psychiater Peter Demant zeigen die Spannungen und Unsicherheiten im Umgang mit psychischer Gesundheit. Die Ermittlungen nehmen eine dramatische Wendung, als die Leiterin eines Heims und der Vater eines Suizidopfers im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen. Dabei entwickelt sich eine packende Geschichte voller unerwarteter Wendungen, die den Leser bis zur letzten Seite in Atem hält.

    Ich teile auch meine persönlichen Gedanken und Empfindungen zu Engbergs Stil und den Entwicklungen innerhalb der Erzählung. Mit jeder Seite wird Kopenhagen lebendiger, und die Figuren kommen einem näher. Die Art und Weise, wie Engberg es schafft, eine düstere Atmosphäre zu erzeugen und gleichzeitig humorvolle Elemente einzuflechten, macht das Lesen zu einem unvergesslichen Erlebnis. Meine Begeisterung für die Reihe um Kørner und Werner wird deutlich, und ich finde, dass Engberg mit jedem neuen Werk noch besser wird.

    Abschließend gebe ich einen Ausblick auf die Verfügbarkeit des Buches, das in allen gut sortierten Buchhandlungen für 12 Euro erhältlich ist. Ich lade Sie ein, sich von „Glasflügel“ mitreißen zu lassen und die komplexe Welt der Ermittlungen in Kopenhagen selbst zu entdecken.

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