Moppelkotze und Stacheldraht

LITL519 [Autorenlesung-Podcast] Moppelkotze und Stacheldraht - Marion Veidt

In dieser Folge geht es um das Buch „Moppelkotze und Stacheldraht“, das Geschichten aus West-Berlin erzählt und den typischen Berliner Dialekt zum Ausdruck bringt. Vor Beginn der eigentlichen Geschichten erklärt der Autor, wie er Interviews mit Zeitzeugen geführt hat und diese Geschichten festgehalten hat, um sie nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Die erste Geschichte handelt von einem bedrohlichen Grenzübergang in West-Berlin, an dem die West-Berliner ihre Pässe vorzeigen mussten. Kinder wurden angewiesen, nicht zu sprechen oder Faxen zu machen, da ihre Gespräche über Richtmikrofone belauscht wurden. Nach der Passkontrolle mussten die Familien geduldig in der Warteschlange bleiben, während die Soldaten die Autos kontrollierten, sogar die Verkleidungen der Fahrertüren wurden abmontiert. Es gab Gerüchte über intensive Kontrollen und das Ausbauen der Sitze. Schließlich war es an der Reihe für die eigentliche Passkontrolle. Als der Kontrolleur nachfragte, ob alle Kinder zum Fahrer gehören, passiert etwas Ungewöhnliches: Die jüngere Schwester des Sprechers platzt heraus und erzählt dem Grenzer, dass der Sprecher adoptiert ist. Panik breitet sich aus, da alle nun in der Gewalt des Grenzers zu sein scheinen und nicht wissen, was passieren wird. Die Angst wird größer, als der Grenzer die Familie auffordert, rechts ranzufahren und den Motor auszuschalten. Glücklicherweise entpuppt sich die Situation jedoch als harmlos. Der Grenzer fragt den Kontrolleur nur kurz nach den Pässen und lässt sie schließlich passieren. Es gibt auch lustige Begebenheiten an der Grenze, wie die Geschichte eines Nachbarn, der sich in die falsche Spur einordnet und dadurch länger warten muss. Es wird klar, dass es bestimmte Verhaltensregeln gab, um zusätzliche Wartezeiten zu vermeiden. Es war bekannt, dass man einen bestimmten Radiosender einschalten oder ironische Antworten vermeiden sollte. Eine Erklärung wurde nie gefordert. Eine weitere Geschichte handelt von einem Freund, der aufgrund einer politischen Zeitung Probleme an der Grenze hatte. Die Grenzbeamten lassen keine Diskussion zu und erklären nur knapp, dass die Zeitung an einem bestimmten Tag nicht mitgeführt werden darf. Die Sprecherin erzählt auch von den Besuchen in Ostberlin und der DDR, für die ein Passierschein beantragt werden musste. Die Verwandten in der DDR hatten immer eine Liste von gewünschten Geschenken aus dem Westen. Ein Besuch in der DDR war mit vielen Ausnahmen und Besonderheiten verbunden, wie dem Zwangsumtausch von D-Mark in Ostmark und dem Verbot, Westprodukte mitzubringen. Oft wurden leere Verpackungen von Westprodukten aufbewahrt oder mit DDR-Produkten gefüllt, um den Besitz von Waren aus dem Westen zur Schau zu stellen. Die Werbung im Westen erzeugte bei den Menschen in der DDR ein Verlangen nach den bevorzugten Marken. Die Bewohner West-Berlins entwickelten eine eigene Mentalität und zeigten stolzen Widerstand gegen den Kommunismus. West-Berlin war eine Stadt der Freiheit, umgeben von Stacheldraht und Selbstschussanlagen. Die Bewohner richteten sich auf ihrer kleinen Insel ein und glaubten, dass sie die Aufmerksamkeit der Welt verdient hätten, da sie an der Front zum Klassenfeind lebten. Die heutige Lesung endet mit der Feststellung, dass das Berliner Lebensgefühl am besten durch die Berliner Schnauze eines Taxifahrers während einer Fahrt durch West-Berlin zum Ausdruck kommt.

Julia Amalia Heyer

LITL518 [Podcast] Rezension: Frankreich zwischen Le Pen und Macron – Julia Amalia Heyer

In dieser Episode sprechen wir über das Buch „Frankreich zwischen Le Pen und Macron“ von Julia Amalia Hayer. Das Buch beschäftigt sich mit der Veränderung der französischen Parteienlandschaft und der Wahl zwischen Marine Le Pen und Emmanuel Macron. Es fragt, was Frankreich bewegt und wie es der Front National geschafft hat, so viele Wähler, auch Akademiker und Besserverdienende, für sich zu gewinnen.

Wir erhalten einen Einblick in die Strategie der Entteufelung und erfahren, wer außer Marine Le Pen großen Einfluss in der Partei hat. Der Rezensent, Markus von Literatur-Lounge.eu, hatte immer den Eindruck, dass politische Ansichten, die in Deutschland als rechts gelten, in Frankreich noch normal sind. Er hat sich daher intensiv mit dem Front National und dem Buch auseinandergesetzt.

Dabei wird ihm klar, warum die Franzosen sich für Macron entschieden haben und warum Le Pen und der Front National so viel Zustimmung erhalten. Die Autorin beleuchtet auch das Verhalten der politischen Eliten in Frankreich und gibt Einblicke in die Vergangenheit der Famille Le Pen. Markus empfiehlt das Buch allen, die sich für die Politik in Frankreich interessieren und ihre eigene politische Denkweise reflektieren möchten.

Er hofft auch, dass deutsche Politiker aus den Fehlern ihrer französischen Kollegen lernen, denn auch in Deutschland sieht er ähnliche Vorgehensweisen. Das Buch ist 2017 im DTV Verlag erschienen und kann immer noch als E-Book für 12,99 Euro erworben werden. Markus von Literatur-Lounge.eu empfiehlt es jedem wärmstens.

Unter Bäumen
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[Rezension] Unter Bäumen – European Essays on Nature and Landscape – Helmut Schreier

Klappentext: Naturphilosoph Helmut Schreier wohnt seit 15 Jahren im Wendland an der Elbe. In UNTER BÄUMEN ist er in die nahen Wälder seiner Gegend gegangen. UNTER BÄUMEN meint unsere Anwesenheit unter ihren Kronen, es beschreibt, was unter den Bäumen in der Erde geschieht, und erzählt von der erdumspannenden Gemeinschaft der Lebewesen. Das mittelelbische Wendland als…

Oracle

LITL517 [Podcast-Interview] mit Ursula Poznanski über das Buch: Oracle

In diesem Podcast sprechen wir mit der Autorin Frau Poznanski über ihr neues Buch „Oracle“. Das Buch behandelt die Frage, was passieren würde, wenn jemand die Fähigkeit hätte, zukünftige Ereignisse zu sehen. Die Hauptfigur Julian erlebt psychotisch wirkende Visionen, die sich als real erweisen. Die Geschichte thematisiert Freundschaft, Mobbing und den Umgang mit psychischen Erkrankungen. Wir fragen Frau Poznanski, wie sie auf die Idee für den Hund namens Mozart gekommen ist und ob sie selbst Erfahrungen mit Psychosen hat. Sie erklärt, dass Hunde oft Dinge wahrnehmen können und der Hund Kinski in der Geschichte Julian dabei hilft, sich in seinem neuen Umfeld im Studentenheim einzuleben. Die Autorin betont die Bedeutung von Freundschaften für Julian und wie sie ihm helfen, sich zurechtzufinden. Auch die Unterstützung von früheren Klassenkameraden spielt eine Rolle. Wir diskutieren auch die Rolle der Psychiaterin Sonja und wie sie Julian Halt gibt. Frau Poznanski betont den Wechsel zwischen fantastischen Elementen und realen Alltagsproblemen in ihren Büchern. Beim Schreiben achtet sie darauf, dass der Plot logisch ist und einen inneren Film beim Lesen erzeugt. Jeder Leser hat seine eigene Vorstellung von den Charakteren, was das Lesen zu einem individuellen Erlebnis macht.
Außerdem spricht die Autorin über ihre Vorliebe für offene Enden in ihren Geschichten und wie sie den Lesern Raum für eigene Interpretationen lässt. Sie erklärt, dass sie nicht plant, einen Nachfolgeroman zu „Oracle“ zu schreiben und dass diese Geschichte für sie abgeschlossen ist. Sie glaubt daran, dass nicht alle Geschichten als Serie konzipiert sein müssen und dass es wichtig ist, auch mal „fertig“ zu sagen. Es ermöglicht ihr als Autorin, neue Geschichten zu erzählen und neue Reize zu setzen. Sie hat bereits viele andere Ideen, die sie gerne schreiben möchte. Abschließend betont sie, dass sie eine Autorin mit viel Fantasie ist und dankt für das Interview und das schöne Gespräch.