Ich spüre dich leben

LITL714 [Podcast] Frankfurt als Schauplatz: Ulla Mothes über ihren Roman 'Ich spüre dich leben'

Im Interview zwischen Markus Eggert und Ulla Mothes, der Autorin des Buches „Ich spüre dich leben“, diskutieren die beiden eingehend die Entstehung der Figur Stella und die Themen, die der Roman behandelt. Ulla Mothes erzählt, dass die Idee zu Stella ursprünglich aus der Frage entstand, warum Menschen in schwierigen Lebenssituationen nach einfachen Lösungen suchen, manchmal in Form von Verschwörungstheorien oder populistischen Ansichten. Dieses Interesse führte sie zu der Recherche über psychologische Aspekte des Glaubens an solche Theorien, wie sie in dem Buch „Fake Facts“ von Pia Lamberti und Katharina Nocun beschrieben werden. Mothes skizziert, dass Stella eine Figur ist, die diese komplexen Emotionen und den Kontrollverlust versinnbildlichen soll.

Schnell wird klar, dass Mothes Stella vor große Herausforderungen stellt, die nicht nur die persönliche Ebene betreffen, sondern auch gesellschaftliche Themen aufgreifen. Ihr Lebensgefährte, ein Investmentbanker, verschwindet unter dramatischen Umständen, was Stella in eine tiefe Krise stürzt. Während das Gespräch weitergeht, kommt die Dynamik von Stellas Leben zur Sprache, das sowohl von Liebe als auch von Verrat geprägt ist. Markus Eggert fragt nach dem Hintergrund der Entscheidung, den Bankensektor als Schwerpunkt der Geschichte zu wählen. Mothes erklärt, dass sie sich von den Themen der Verschwörungstheorien zu finanziellen Aspekten hingezogen fühlte, da sie einen starken Bezug zu aktuellen gesellschaftlichen Fragen sah.

Als der Fokus auf Frankfurt gerichtet wird, teilen die beiden ihre Ansichten über die Stadt. Mothes, die zuvor dort gelebt hat, beschreibt Frankfurt als eine weltoffene und dynamische Stadt, die in ihrem Roman auch eine wichtige Rolle spielt. Die spezifischen Schauplätze und Atmosphären, die Mothes in ihre Erzählung einfließen lässt, basieren auf ihren persönlichen Erfahrungen und der liebevollen Beziehung zu dieser Stadt. Eggert und Mothes klären dann, wie die vier Frauen in Stellas Umfeld, die jeweils ihre eigenen Tragödien durchleben, einen Zusammenschluss bilden, um sich gemeinsam gegen die Weltverschwörung zu behaupten, die sie vermuten.

Der Gesprächsverlauf beleuchtet die Beziehung der Charaktere zu ihren Lebensumständen und wie diese durch den Zusammenhalt in ihrer Gruppe angesprochen werden. Mothes betont die positive Kraft der Gemeinschaft, auch wenn diese aus einer möglicherweise falschen Wahrnehmung der Realität hervorgeht. Eggert bringt wichtige gesellschaftliche Beobachtungen zu sozialen Medien und Echokammern ein, was Mothes zustimmt, da sie selbst Persönlichkeiten und Meinungen aus ihrem eigenen Umfeld gesehen hat, die von Verschwörungstheorien beeinflusst sind.

Ein weiterer interessanter Punkt des Interviews bezieht sich auf den spirituellen Aspekt, der in Stellas Charakterzüge mit einfließt. Ulla Mothes erläutert, dass es in der Erzählung sowohl reale als auch esoterische Elemente gibt, die miteinander verwoben sind. Diese Spiritualität gibt Stella eine besondere Tiefe und ermöglicht es ihr, persönliche Transformationen zu durchleben. Als Mothes über ihre Recherche zu den kulturellen und spirituellen Aspekten von Sansibar spricht, bemerkt man, wie wichtig die Verankerung der Geschichte in realen Kulturen für sie ist, um die Authentizität der Erzählung sicherzustellen.

Mothes diskutiere auch, wie sie durch ihre Figuren neue Perspektiven bei der Entwicklung der Geschichte gewonnen hat. Dies zeigt, wie dynamisch das Schreiben für sie war und dass sie beim Schreiben oft unerwartete Entwicklungen erlebte, die den Verlauf der Geschichte beeinflussten. Der Dialog zwischen Eggert und Mothes verdeutlicht, wie tiefgreifend die Themen des Buches sind, indem es auch um persönliche und gesellschaftliche Herausforderungen geht.

Abschließend stellen Eggert und Mothes fest, dass Literatur die Kraft hat, die Perspektive der Leser zu erweitern und zu verändern. Mothes schafft mit ihrem Werk einen Raum für Selbstreflexion und soziale Beobachtung, und sowohl Eggert als auch Mothes zeigen auf, dass das Lesen von Büchern nicht nur unterhält, sondern auch zur Bewusstseinsbildung beiträgt.

Kalte Füße
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[Rezension] Kalte Füße – Francesca Melandri

Wie der Krieg die Körper und Gedanken zweier Generationen prägte – damals wie heute.

Klappentext: Was bedeutet Krieg? Und was, wenn man auf der falschen Seite kämpft? Francesca Melandri erzählt die Geschichte ihres eigenen Vaters – und bringt die Stille einer ganzen Generation zum Sprechen. Eine zutiefst persönliche Spurensuche: ein unerlässliches Buch zum Verständnis unserer Gegenwart. Ein Militärlazarett in Venedig. Desinfektionsmittel, Fieberschweiß, der unerträgliche Gestank von Wundbrand. Der Sohn…

70er

LITL707 [Podcast] Nostalgie pur: Hans Hütts 'Die 70er' im Fokus

In dieser Episode diskutieren wir das faszinierende Buch „Die 70er“ von Hans Hütt, das uns auf eine nostalgische Reise in ein buntes und prägendes Jahrzehnt mitnimmt. Der Klappentext des Buches schildert eindrücklich, wie Wörter und Begriffe aus den Bereichen Mode, Gesellschaft, Kultur und Politik Erinnerungen wecken, die diese Ära definierten. Durch zehn Kapitel entfaltet sich ein Kaleidoskop an Erinnerungen, begleitet von typischen Dekomustern und berührenden Schwarz-Weiß-Fotos, die das Retro-Feeling untermalen.

Als Jahrgang 1972 bin ich von den Werten und Eindrücken meiner Eltern stark geprägt worden, und viele Gegenstände und Erlebnisse dieser Zeit sind mir noch sehr präsent. Ich erinnere mich lebhaft an die Lavalampe, die in den 80er Jahren oft in meinem Zimmer leuchtete. Auch der Flokati war ein unverzichtbares Element in unseren Wohnzimmern, und der Geruch dieser Teppiche ist unverkennbar mit meiner Kindheit verbunden. Ebenso waren kulinarische Erlebnisse, wie der besondere Geschmack von Kassler aus dem Römertopf, prägend für meine Erinnerungen an diese Zeit.

Kleidung spielt ebenfalls eine große Rolle in der Erinnerung an die 70er. Ich sehe meine Eltern vor mir, wie sie in Schlaghosen und Klox herumflitzten, wenngleich die Schlaghosen für mich nicht so präsent sind. Die Disco-Kultur war etwas, das ich im Nachgang erleben durfte, während meine Familie und ich uns eher dem Rock zuwandten. Kassettenrekorder gehörten damals zur Grundausstattung, um Musik aufzunehmen und die Klänge der Zeit festzuhalten.

Die Buchbesprechung regt dazu an, über die tiefen emotionalen Verbindungen nachzudenken, die die Wörter der 70er Jahre hervorrufen. Diese Erinnerungen sind wie eine Zeitreise in meine Kindheit und strahlen bis in die 80er Jahre hinein. Die gesellschaftlichen Diskussionen der 70er Jahre, wie der Paragraf 218 oder das BAföG, zeigen, dass nicht alles an diesem Jahrzehnt vorbei ist – viele Themen sind immer noch relevant.

Hans Hütts Buch präsentiert sich als eine Art Wörterbuch, das mit verschiedenen Thematiken spielt und vielschichtige Erinnerungen weckt. Es ist eine Einladung, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und die eigene Kindheit durch die Linse der 70er Jahre neu zu entdecken. Ich freue mich bereits auf die nächste Episode, in der wir die 80er Jahre erkunden werden – ein Jahrzehnt, das mir noch näher war. „Die 70er“ ist 2019 im Duden Verlag erschienen und kann weiterhin über Plattformen wie Booklooker erworben werden.

Ex-Wife
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[Rezension] Ex-Wife – Ursula Parrott

Patricias Reise durch Liebe, Verlust und Selbstfindung im New York der 1920er

Klappentext: »Sex and the City« meets »The Great Gatsby« – das vergessene Meisterwerk aus den 1920ern von Ursula Parrott Patricia ist 24 Jahre alt, als ihr Mann sie verlässt. Vor den Kopf gestoßen versucht sie zunächst, um ihn zu kämpfen. Aber sie merkt schnell: Sie will – und vor allem kann – auch ohne Peter…