Die Ampelchen
|

[Rezension] Die Ampelchen 1. Aus den Ampeln, fertig, los! – Anna Böhm & Sandy Thißen

Klappentext: Wenn Ampelchen lebendig werden Clärchen will ihrer Mama unbedingt beweisen, dass sie ein gutes Schlüsselkind ist – denn sonst muss sie jeden Nachmittag zur altmodischen Tante Winnifred. Doch gleich am ersten Schultag wird es richtig wild: Clärchen und Emre machen aus Versehen zwölf Ampelchen lebendig! Mit den wirbeligen, neugierigen Wesen wird ihr Leben zur…

Im Schrank

LITL679 [Podcast] Ein ungewöhnlicher Wohnort, eine starke Geschichte – Rezension zu „Im Schrank“

In dieser Episode bespreche ich das Buch „Im Schrank“ von Tereza Semotamová, dessen Klappentext von Martina Lisa aus dem Tschechischen übersetzt wurde. Die Erzählung folgt einer jungen Frau, die eine radikale Entscheidung trifft: Sie zieht in einen alten, knarrenden Schrank in einem Hinterhof in Prag, um sich von den Zwängen und der vermeintlichen Geborgenheit ihrer Umgebung zu befreien. In einer Welt voller Ungewissheiten rekonstruiert die Autorin die skurrilen und manchmal frustrierenden Episoden auf der Suche nach dem eigenen Weg. Das Buch verbindet ironische und absurde Momente mit einer tiefen emotionalen Resonanz, die zum Nachdenken anregt.

Meine persönliche Reise mit diesem Buch begann eher unerwartet, als ich durch das Programm des Literarischen Zentrums in Gießen auf die Lesung aufmerksam wurde. Entgegen meiner Präferenzen wegen einer Sommergrippe, die mich daran hinderte, die Veranstaltung zu besuchen, griff ich schließlich doch zum Buch. Die Protagonistin Hannah, die in Deutschland in einer unglücklichen Beziehung feststeckte, wird von ihrer Schwester in diesen Schrank geschickt, und so beginnt ihre ungewöhnliche Wohnsituation und innere Reise.

Anfangs fand ich das Konzept der Schrankbewohnerschaft skurril und inspirierend, doch während ich tiefer in die Handlung eintauchte, entdeckte ich immer mehr Parallelen zu meinem eigenen Leben. Ich wurde gezwungen, über meine eigenen Ängste nachzudenken, was oft schmerzhaft, aber auch befreiend war. Die Autorin fesselte mich mit ihrer Fähigkeit, komplexe Emotionen in scheinbar einfachen Situationen einzufangen, wodurch die Lektüre oft schwer verdaulich, aber ungemein wichtig wurde.

Die strukturierte Erzählweise, bei der nicht alle Kapitel einen klaren Zusammenhang aufzuweisen scheinen, förderte meine Reflexion. Oft musste ich Sätze mehrfach lesen, da sie beim zweiten Mal ganz neue Emotionen in mir hervorriefen. Ich erlebte während der Lektüre ein Wechselbad der Gefühle, zwischen Lachen und Weinen, während ich mit Hannahs Kampf, sich selbst zu finden, mitleitete. Obwohl ich frustriert war über ihre Weigerung, Hilfe anzunehmen, konnte ich ihre Ängste und inneren Konflikte nachvollziehen.

Letztlich ist „Im Schrank“ ein Buch, das man gelesen haben sollte – allerdings erst dann, wenn man bereit ist, sich mit den eigenen inneren Konflikten auseinanderzusetzen. Es erfordert eine gewissenhafte Auseinandersetzung und sollte nicht am Rande durchblättert werden. Manche Passagen sollten laut gelesen werden, um die volle Wirkung zu entfalten. Ich bin dankbar, dass ich dieses Buch entdeckt habe, denn es hat nicht nur meine Sichtweise erweitert, sondern mir auch geholfen, mich selbst besser kennenzulernen. Ich bin überzeugt, dass jede Leserin und jeder Leser etwas anderes aus diesem Werk ziehen wird – sei es Lachen, Weinen oder ein neuer Blick auf das eigene Leben. „Im Schrank“ von Tereza Semotamová ist im Voland & Quist Verlag erschienen und als E-Book erhältlich.

Das große Buch der Buchstörer

LITL677 [Podcast] Kinderliteratur ohne Klischees – Warum Boris Zatko Kinder ernst nimmt

Im Interview zwischen Markus Eggert von LiteraturLounge.eu und dem Autor Boris Zatko werden verschiedene Themen rund um die kreative Arbeit und die Literatur behandelt. Markus beginnt mit einer Vorstellung von Boris und seinen Kinderbüchern, wobei er besonders die Werke „Die Festung des Herrn Rock“ und „Die Buchstörer“ hervorhebt. Boris klärt daraufhin, dass „Die Festung des Herrn Rock“ sein Erstlingswerk ist, auch wenn es schon einige Jahre alt ist. Er betont, dass er nicht aktiv nach Ideen sucht, sondern dass diese ihn regelrecht verfolgen und dass dies zu einer ständigen Herausforderung führt, die viel Leidenschaft, aber auch Leidensdruck mit sich bringt.

Boris beschreibt den kreativen Prozess als eine aufregende und oft frustrierende Entdeckungsreise. Er spricht davon, dass das Schreiben und Zeichnen immer mit neuen Herausforderungen verbunden ist, und hebt hervor, wie wertvoll es ist, Neues auszuprobieren und dabei auch an seine Grenzen zu gehen. Dies spiegelt sich auch in den Unterschieden zwischen seinen beiden genannten Büchern wider. Das Projekt „Die Buchstörer“ hatte einen lebhaften Entstehungsprozess, bei dem die Figuren ungeplant in das Märchenbuch hinein agieren konnten, was eine Dokumentation dessen war, was passierte.

Markus und Boris diskutieren auch die Vielfalt im Literaturbereich. Dabei erkennt Markus an, dass viele Autoren oft innerhalb bestimmter Themen oder Stile bleiben, während Boris den drängenden Drang hat, sich kreativ immer wieder neu zu erfinden. Boris selbst sieht in dieser Veränderung eine fundamentale Freude und eine Notwendigkeit, um künstlerisch aktiv zu bleiben. Er wagt es, völlig neue Projekte anzugehen, wie das anstehende Comicprojekt, das nur mit Bildern erzählt werden soll. Diese Ambition ruft zugleich die Frage auf, warum er sich nicht einen „einfacheren“ Weg wählt, was Boris zu der Überlegung führt, dass ihn die Herausforderungen anspornen und er sich dem Unbekannten gerne stellt.

Darüber hinaus reflektiert das Gespräch die Reaktionen von Kindern auf Boris‘ Werke. Boris empfindet es als wichtig, dass Bücher für Kinder realistische Elemente enthalten, auch wenn sie nicht immer dem idealen Bild entsprechen. Er plädiert dafür, Kinder nicht zu unterschätzen und mit ihnen so zu sprechen, wie mit Erwachsenen, was von Markus bestätigt wird, der seine Erfahrungen in der Kinder- und Jugendarbeit teilt.

Ein zentraler Punkt des Interviews ist auch die Bedeutung von Freiheit in der kreativen Arbeit. Boris beschreibt seine Zusammenarbeit mit dem ObersteBrink-Verlag als positiv, da ihm dort kreative Freiräume gegeben werden. Diese Freiheit zu schaffen, ohne Druck aus dem Markt oder von Verlegerseite, sieht er als essenziell an, um authentisch bleiben zu können und seinem inneren Kind gerecht zu werden. Dabei wird auch die Herausforderung angesprochen, mit den Erwartungen des Marktes zu jonglieren, ohne seine künstlerische Integrität zu verlieren.

Das Gespräch schließt mit einem Blick in die Zukunft und den aktuellen Trends in der Kultur, insbesondere im Hinblick auf die möglichen Auswirkungen von KI auf die Kreativität und den kreativen Schaffensprozess. Boris ist der Überzeugung, dass kreative Inflation und eine Rückbesinnung auf das Authentische in der Kunst notwendig werden könnten. Das Interview bietet somit tiefe Einblicke in die Gedankenwelt eines kreativen Kopfes und den Herausforderungen des literarischen Schaffens.