LITL534 [Autorenlesung-Podcast]Von Königsberg bis 80 - Margitta Sünwoldt
In dieser Episode spricht Margitta Sünwoldt über ihre schrecklichen Erlebnisse während des Jahres 1945 in Palmnicken. Sie möchte junge Menschen eindringlich darum bitten, rechten Versprechungen nicht zu vertrauen und Ausgrenzung nicht zu dulden. Margitta erzählt, wie sie als neunjähriges Mädchen sehnsüchtig auf ihren bevorstehenden zehnten Geburtstag und den Eintritt in den Bund Deutscher Mädel gewartet hat. Sie erinnert sich an die Weihnachtsfeier in der Turnhalle, die mit Hakenkreuzfahnen und viel Vorbereitung begangen wurde. Doch dann fiel im Januar 1945 Schnee und Schießgeräusche waren aus der Ferne zu hören. Ihr älterer Bruder erklärte ihr, dass die Russen bald kommen könnten, aber der Volkssturm und die Hitlerjugend sie aufhalten würden. Am 28. Januar schickte ihr Bruder sie zum Bäcker, begleitet von ihrer Freundin Elli. Auf dem Weg bemerkten sie große rote Fußstapfen im Schnee, die sich später als Blut herausstellten. Überall gab es Blutspuren. Als sie mit dem Brot nach Hause kam, erzählte ihr Bruder ihr, dass überall Menschen erschossen werden. Gemeinsam beobachteten sie einen Zug von Menschen, die wie Vieh zusammengetrieben wurden. Plötzlich sah Margitta den Mann mit den glänzenden Augen, der sich aus dem Zug gelöst hatte. Ein SS-Mann erschoss ihn von hinten, während sie und die anderen Dorfbewohner stumm und erstarrt zusahen. Margitta beschließt, diese schreckliche Erfahrung für ihre Kinder und Enkelkinder festzuhalten und sich mit dem Schreiben von Erinnerungen zu befassen. Das Schreiben hilft ihr, die Gräuel von damals zu begreifen und diese Erlebnisse nicht zu vergessen.