Toni

LITL001 Literaturlounge.eu im Gespräch mit Ute Wegmann: Einblicke in 'Toni' im Podcast-Interview

Das Interview mit der Autorin Ute Wegmann bietet einen tiefen Einblick in ihren kreativen Schreibprozess und die Themen, die sie in ihren Kinderbüchern behandelt. Angefangen mit der Entstehung ihres Buches „Toni“, erzählt sie, dass der Ausgangspunkt für die Geschichte der Ort Goldeck in Österreich war, wo sie während eines Fotoworkshops verbrachte. Der Ort, geprägt von seiner Atmosphäre und der Natur, hat in ihrem Herzen einen bleibenden Eindruck hinterlassen, was sie dazu inspirierte, dort eine Geschichte zu verankern. Beeindruckend ist, wie sie beschreibt, dass manchmal nicht nur die Charaktere, sondern auch die Schauplätze in ihren Geschichten fast wie eigenständige Figuren in ihrem Schreiben agieren.

Ein zentrales Thema in „Toni“ ist die Achtsamkeit gegenüber Tieren sowie die Konflikte zwischen Kindheit und Elternschaft. Toni, ein tierliebes Mädchen und Vegetarierin, erkennt in einem entscheidenden Moment, dass das Fleisch, das sie isst, einst von Tieren stammte. Wegmann erläutert, dass dieses Bewusstsein in einem Alter entsteht, in dem Kinder solche Zusammenhänge erstmals hinterfragen und häufig auch vegane Überzeugungen entwickeln. Zudem verweben sich familiäre Konflikte, explizit die Krankheit von Tonis Mutter, mit dem Hauptplot, was dem Buch eine zusätzliche emotionale Tiefe verleiht. Wegmann betont, wie wichtig es ist, dass Kinderbücher nicht nur lehrreich, sondern auch hoffnungsfroh enden, was sie in der Struktur von „Toni“ verwirklicht hat.

Ein weiterer Fokus liegt auf der Beziehung zwischen Toni und ihrer Großmutter, die als Kontrastfigur fungiert. Wegmann hat mit dieser Figur eine warmherzige, soziale Persönlichkeit geschaffen, die sich trotz ihrer vermeintlichen Laster – wie das Rauchen von Zigarillos oder das Trinken von Rotwein – durch eine große Lebensfreude und Offenheit auszeichnet. Diese Generationenüberschneidung spiegelt den realen Dialog zwischen Großeltern und Enkeln wider, der oft von gegenseitigem Respekt geprägt ist. Wegmann stellt fest, dass solche Dialoge im echten Leben oft nicht nur den Kindern, sondern auch den Erwachsenen neue Perspektiven eröffnen können, was sich auch in Tonis Verhalten zeigt, als sie den Muffkopf im Dorf kennenlernt.

Wegmann diskutiert zudem das Thema Integration und gesellschaftliche Verantwortung mit der Figur Antonio, einem Jungen italienischer Herkunft, der ins Dorf zieht. Der Autorin war es wichtig, diese Problematik in einem Kinderbuch darzustellen, um auf die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen hinsichtlich Migration aufmerksam zu machen und zu zeigen, dass Integration nicht nur ein weit entferntes Problem ist, sondern uns alle betrifft. Diese Erzählung bringt auch ein Gefühl von Verbundenheit und Gemeinschaft hervor, das Wegmann für unerlässlich hält, insbesondere in der heutigen Zeit.

Ein weiterer Aspekt, den sie anspricht, ist die Wahl ihrer Charaktere. Wegmann reflektiert darüber, wie Kinder oft in der Lage sind, Erwachsene zu inspirieren und zu verändern, was sie aus ihrer eigenen Erfahrung als Jugendgruppenleiterin ableitet. Sie hebt hervor, dass Kinder oft eine Ehrlichkeit und Offenheit zeigen, die Erwachsene zum Nachdenken anregen können. Dies zeigt sich auch in der Geschichte von Toni, die lernt, Menschen nicht nur nach ihrem äußeren Verhalten zu bewerten, sondern auch die komplexen Hintergründe ihrer Handlungen zu verstehen.

Das Interview schließt mit Wegmanns Überlegungen zur Stellung von Mädchen und Jungen in der Kinderliteratur. Sie erkennt, dass es phasenweise Trends gibt, die angestrebte Geschlechterdarstellungen in der Literatur beeinflussen. Aktuell sieht sie eine Balance zwischen starken Mädchenfiguren und dem Potenzial für Jungen, ebenso präsent sein zu können. Schließlich äußert sie ihren Respekt vor Kindern und deren Fähigkeit, komplexe emotionale Zusammenhänge zu begreifen, und betont, wie wichtig Dialoge zwischen den Generationen sind, um Verständnis und Rücksichtnahme zu fördern.

[Rezension] Endlich blicken, wie wir ticken – Spannendes Wissen rund um die Pubertät – Mayim Bialik
| |

[Rezension] Endlich blicken, wie wir ticken – Spannendes Wissen rund um die Pubertät – Mayim Bialik

Inhalt: Aufklärung auf Augenhöhe von ›The Big Bang Theory‹-Star Mayim Bialik Erwachsenwerden ist nicht so einfach: Haare tauchen an den seltsamsten Stellen auf, Brüste wachsen, Stimmen brechen, Herzen auch. Die Meinungen der Freunde werden immer wichtiger, die Eltern noch nerviger – und als ob das alles nicht schon genug wäre, kommt noch der Druck hinzu,…

Related Posts

[Rezension] Mord in Hangzhou – Marlies Ferber

James Gerald: Ein Agent, der das Alter meistert

Mord in Hangzhou

Klappentext: Null-Null-Siebzig, Mord in Hangzou Ex-Agent im Ruhestand James Gerald wird von seinem früheren Arbeitgeber, dem britischen Secret Intelligence Service Read more

[Rezension] Nachbarn – Madeleine Prahs

Zwischen Vergangenheit und Zukunft: Eine Erzählung über das Leben

Nachbarn

Klappentext: »Ein berührendes Stück deutscher Gegenwartsliteratur.« Peter Henning Als Kind flieht Anne Liebert kurz vor dem Mauerfall in den Westen. Read more

Fashion Victim
|

[Rezension] Fashion Victim – Licht und Schatten des Modelbusiness: Ein Topmodel berichtet – Anne-Sophie Monrad, Katrin Blum

Wie ein gefeiertes Topmodel dem Schönheitswahn entkam – ein Bericht über Ausbeutung, Druck und Befreiung.

Klappentext: Immer in Top Shape? Insiderblick eines Models 10 Jahre lang war Anne-Sophie Monrad auf den Laufstegen der Welt zu Haus und lief für Givenchy, Gaultier, Karl Lagerfeld u.v.m. Bis sie im Herbst 2018 mit einem Instagram Post und einem FAZ-Artikel gegen die unmenschlichen Zustände hinter den Kulissen des Model-Business protestierte und ihrem Leben eine…

Related Posts

[Rezension] Mord in Hangzhou – Marlies Ferber

James Gerald: Ein Agent, der das Alter meistert

Mord in Hangzhou

Klappentext: Null-Null-Siebzig, Mord in Hangzou Ex-Agent im Ruhestand James Gerald wird von seinem früheren Arbeitgeber, dem britischen Secret Intelligence Service Read more

[Rezension] Nachbarn – Madeleine Prahs

Zwischen Vergangenheit und Zukunft: Eine Erzählung über das Leben

Nachbarn

Klappentext: »Ein berührendes Stück deutscher Gegenwartsliteratur.« Peter Henning Als Kind flieht Anne Liebert kurz vor dem Mauerfall in den Westen. Read more

Zwei Fremde Leben
|

[Rezension] Zwei fremde Leben – Frank Goldammer

Wenn eine Mutter ihr Kind verliert – und niemals aufhört zu hoffen

Klappentext: Ein verschwundenes Kind und die lebenslange Suche nach der Wahrheit Ricarda Raspe und ihr Verlobter freuen sich auf ihr erstes Kind. Doch dann geht bei der Geburt in der Dresdner Klinik etwas schief − und es heißt, Ricardas Baby sei tot. Laut Vorschrift darf sie es nicht einmal mehr sehen. DDR-Alltag im Jahr 1973….

Related Posts

[Rezension] Mord in Hangzhou – Marlies Ferber

James Gerald: Ein Agent, der das Alter meistert

Mord in Hangzhou

Klappentext: Null-Null-Siebzig, Mord in Hangzou Ex-Agent im Ruhestand James Gerald wird von seinem früheren Arbeitgeber, dem britischen Secret Intelligence Service Read more