Rosalein Schmetterschwein

LITL007 [Podcast] Von Träumen zur Wirklichkeit: Die Entstehung von 'Rosalein Schmetterschwein' mit Steffi Hahn

Im Interview spricht Frau Hahn über die Entstehung ihres Kinderbuchs „Rosalein Schmetterschwein“ und die besonderen Umstände, die dazu führten. Die Idee basiert auf einer langen persönlichen Geschichte, die 2005 begann, als sie in ihrem Heimatdorf am Bodensee wohnte und den Wunsch hatte, ein Minischwein als Haustier zu halten. Trotz ihrer anfänglichen Begeisterung und der passenden Umgebung musste sie aufgrund der Bedenken ihres Vermieters und ihrer eigenen Verantwortungsüberlegungen letztendlich auf diesen Wunsch verzichten. Diese frühe Erfahrung mit Schweinen legte den Grundstein für die Entwicklung ihrer Geschichte, die zunächst unter dem Titel „Rosali die Schmettersau“ gestartet wurde und schließlich in „Rosalein Schmetterschwein“ umbenannt wurde.

Bezüglich der Wahl des Titelcharakters erklärt Frau Hahn, dass die Kombination aus Schwein und Schmetterling zwar ungewöhnlich sei, aber für sie eine ansprechende Symbolik trage. Die Beziehung zwischen Rosalein und dem Schmetterling Bo ist zentral für die Geschichte, da dieser Bo ihre Träume unterstützt und sie ermutigt, an sich selbst zu glauben und ihre Traumerfüllung zu verfolgen. Trotz der Herausforderungen, die Rosalein aufgrund ihrer Wünsche erfährt, steht die Ermutigung und die Kraft der Freundschaft im Vordergrund. Frau Hahn unterstreicht, dass es nicht nur um das Verfolgen von Träumen geht, sondern auch um die Unterstützung, die Freundschaften bieten, insbesondere in schwierigen Zeiten.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der im Gespräch thematisiert wird, ist das Thema Ausgrenzung. Zunächst war es nicht beabsichtigt, dieses Thema in den Mittelpunkt zu stellen. Stattdessen wollte Frau Hahn den Mut und die Entschlossenheit, die eigenen Träume zu verfolgen, in den Vordergrund rücken. Dennoch spielt die Ausgrenzung, die Rosalein erfährt, eine Rolle in der Geschichte und verdeutlicht, wie wichtig es ist, mit Unterstützung von Freunden seine Träume trotz Widrigkeiten weiterzuverfolgen.

Die Auswahl der Illustratorin Wiebke Rauers wird ebenfalls thematisiert. Frau Hahn spricht darüber, wie entscheidend es ist, eine passende künstlerische Partnerin zu finden, die ihre Vision versteht und teilt. Die beiden Frauen fanden schnell zueinander und entwickelten eine wunderbare Zusammenarbeit, die sich auch im Kontakt mit dem Fischer Sauerländer Verlag als erfolgreich erwies. Sie spricht über die besondere Harmonie bei der Zusammenarbeit, die es den beiden erlaube, gemeinsam ihre Ideen zu verwirklichen und ein hochwertiges Produkt zu schaffen.

Hahn reflektiert über die Bedeutung von Bilderbüchern im Allgemeinen. Sie hebt hervor, dass Bilderbücher eine einzigartige Art des Erzählens bieten, die die Vorstellungskraft anregt und den Kindern ermöglicht, eigene Geschichten und Interpretationen zu entwickeln. Ein besonderes Erlebnis war für sie, als sie Feedback von einer Leserin erhielt, deren Kind sich nach dem Ende des Buches Gedanken über die Zukunft von Rosalein machte.

Die Autorin erzählt auch von den Emotionen, die sie beim ersten Halten ihres veröffentlichten Buches empfand, nachdem der gesamte kreative Prozess und die Zusammenarbeit in die Realität umgesetzt wurden. Zum Abschluss des Interviews hebt sie die wertvolle Rolle von gedruckten Büchern im digitalen Zeitalter hervor und stärkt die Überzeugung, dass Bücher in ihrem physischen Format weiterhin einen wichtigen Platz im Leben von Kindern und Eltern haben werden. Sie betrachtet ihre Arbeit an „Rosalein Schmetterschwein“ und anderen Projekten als eine Möglichkeit, Kinder zu inspirieren und positive Werte zu vermitteln, während sie gleichzeitig die Freude am Lesen fördert.

Sophie Scholl

LITL006 [Podcast] Widerstand und Glaube: Werner Milstein über Sophie Scholls Einfluss

Werner Milstein, der Interviewte, ist ein Pfarrer und Autor, dessen Lebensweg stark von dem Interesse an Sophie Scholl geprägt wurde. Im Gespräch schildert er, wie er bereits in seiner Kindheit von einem ikonischen Bild von Sophie Scholl berührt wurde, ohne zu wissen, wer sie war. Dieses frühe Interesse führte zu einer Lebensbegleitung, in der er…

Tonspur

LITL005 [Podcast] "Wie ein Buch das Leben veränderte": Eine Podcast-Rezension zu "Tonspur" von Olaf Hintze und Susanne Krones

In dieser Episode beschäftigen wir uns intensiv mit dem Buch „Tonspur. Wie ich die Welt von gestern verließ“ von Olaf Hintze und Susanne Krones. Die zentrale Thematik dreht sich um das Konzept der Freiheit und wie man erst dann wirklich begreift, was einem fehlt, wenn man sie nicht hat. Olaf Hintze beschreibt seine Erlebnisse und Herausforderungen, die er als junger Mann in der DDR durchlebt hat. Im Alter von 25 Jahren traf er die mutige Entscheidung, sein Heimatland zu verlassen, was zu seiner Zeit noch mit erheblichem Risiko und Lebensgefahr verbunden war.

Wir beleuchten die Träume und Hoffnungen, die im Sommer 1989 in überfüllten Campingplätzen in Ungarn und in den bundesdeutschen Botschaften gehuscht wurden. Diese Träume spiegeln das Verlangen nach Freiheit wider und markieren einen Wendepunkt in der deutsch-deutschen Geschichte. Besonders eindrucksvoll zeigt Hintzes Erzählung, welchen Einfluss Popmusik in dieser Zeit hatte, und wie ein einzelnes Buch die Kraft besaß, sein ganzes Leben zu transformieren.

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Gesprächs ist, wie Hintze aufgrund seines Nonkonformismus gegenüber dem Regime von der Verfolgung seiner akademischen Ziele abgehalten wurde. Wir hören von den Herausforderungen, denen er sich gegenübersah, da er kein SED-Mitglied war und die damit verbundenen Schwierigkeiten, die das Regime ihm auferlegte. Susanne Krones teilt ebenfalls wichtige Einblicke in die Literatur der DDR, erzählt von der Zensur und Kreisläufen in denen Menschen gezwungen waren, Bücher abzuschreiben, um Zugang zu ihren Lieblingsautoren zu erhalten.

Die Rolle der Musik wird immer wieder hervorgehoben, da sie Hintze in schwierigen Zeiten Halt gab. Jedes Kapitel des Buches ist von einem bestimmten Song inspiriert, der als emotionaler Anker und Verbindung zu diesen Erinnerungen dient. Die Erzählung regt die Zuhörenden dazu an, über die Ängste und den Mut der Menschen nachzudenken, die kurz vor dem Fall der Mauer riskante Fluchten unternahmen – eine bemerkenswerte Reflexion über den menschlichen Geist und die Sehnsucht nach Freiheit.

Zudem wird die Wichtigkeit des Buches als zeitgeschichtliches Dokument unterstrichen. Es bietet einen tiefen Einblick in das Leben eines Bürgers der DDR und die ständig hinterfragte Realität dieser Zeit. Wir fassen zusammen, dass „Tonspur“ nicht nur für Jugendliche, sondern auch für Erwachsene von bedeutendem Wert ist, um unsere eigene Geschichte und die Lehren daraus zu begreifen und festzuhalten. Es ist ein eindringliches Werk, das nicht in Vergessenheit geraten sollte. Am Ende rufen wir dazu auf, das Buch zu lesen und sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen, um auch künftigen Generationen die Bedeutung dieser Erlebnisse zu vermitteln.

In einer Person

LITL004 [Podcast] Mehr als nur ein Coming-of-Age: John Irvings Werk "In einer Person"

In dieser Episode widmen wir uns einem faszinierenden Gespräch über John Irvings neues Werk, das sich um die komplexe Identitätssuche eines bisexuellen Jugendlichen in Vermont in den 50er Jahren dreht. Der junge William Dean Jr. wächst auf und lernt durch die verschiedenen Rollen, die er und seine Umgebung spielen, die schwierige Kunst der Selbsterkenntnis. Immer wieder wird er mit der Tatsache konfrontiert, dass die Menschen um ihn herum – einschließlich seiner geheimnisvollen Bibliothekarin Miss Frost – oft eine ganz andere Rolle spielen, als er erwartet.

William ist der Sohn eines vermissten GIs und einer Souffleuse. Sein Leben im Kleinstdtattheater ist geprägt von den düsteren Dramen großer Autoren wie Shakespeare und Ibsen, die nicht nur seine Sicht auf die Welt, sondern auch seine Familienverhältnisse in ein neues Licht rücken. Durch die Theaterkunst taucht William in eine Welt ein, die ihn sowohl verunsichert als auch fesselt, während er den inneren Konflikt ergründet, der aus seiner eigenen Sexualität und den komplexen Beziehungen zu seinen Mitmenschen erwächst.

Das Buch skizziert nicht nur Williams Suche nach dem Verständnis seiner eigenen Identität, sondern auch nach seinem verschollenen Vater. Seine Reise führt ihn durch verschiedene Städte, von New York über San Francisco bis hin zu Hamburg und Wien. Dabei reflektiert er nicht nur über den Schmerz und die Entbehrungen, die ihm die Gesellschaft und seine Umgebung auferlegen, sondern auch über die Freude und die tiefen Gefühle, die er für gleichgeschlechtliche und auch für weibliche Figuren empfindet.

Im Gespräch wird auch deutlich, wie sehr die Diskriminierung von Homosexualität in den USA damals ausgeprägt war und wie William unter den Auswirkungen der Aids-Krise leidet, die viele seiner Freunde und Weggefährten beschäftigt. Es entsteht ein starkes Bild davon, wie es war, als die Gesellschaft sich noch nicht offen mit diesen Themen auseinandergesetzt hatte. Trotz der Herausforderungen, die die Charaktere durchleben, vermittelt Irving eine Botschaft der Hoffnung und der Annehmlichkeit, dass nicht alles perfekt sein muss, um lebenswert zu sein.

Wir geht dabei um weit mehr als nur eine persönliche Geschichte. Es ist ein Aufruf zur Offenheit und zur Überwindung gesellschaftlicher Tabus. Anstatt mit einem moralischen Finger zu zeigen, fordert Irving dazu auf, Verständnis füreinander zu zeigen und die innere Unruhe offen zu besprechen. Seine Erzählweise weckt nicht nur Empathie für die Protagonisten, sondern reflektiert auch eigene Unsicherheiten und das Streben nach Normalität in einer toleranten Gesellschaft.

Insgesamt ist das Werk ein berührendes Plädoyer für die Vielfalt menschlicher Erfahrungen und eine Einladung, sich auf die eigenen inneren Konflikte einzulassen. Die Figuren wachsen dem Leser ans Herz und machen die Lektüre zu einer eindringlichen Auseinandersetzung mit Fragen von Identität und Zugehörigkeit – ein absolutes Muss für jeden Literaturinteressierten.