Der Größte Spaß

LITL686 [Podcast] Ein facettenreiches Familienportrait: Claire Lombardos 'Der größte Spaß, den wir je hatten'

In dieser Episode befassen wir uns intensiv mit dem Roman „Der größte Spaß, den wir je hatten“ von Claire Lombardo. Der Klappentext kündigt ein facettenreiches Familienportrait an, in dem die vier Sorenson-Schwestern, geprägt von der nahezu perfekten Ehe ihrer Eltern Marilyn und David, ihre eigenen Kämpfe und Herausforderungen durchleben. Wir werfen einen Blick auf die Dynamiken innerhalb dieser Familie, die von Glück und Enttäuschung, Liebe und Verlust geprägt sind.

Wendy, die älteste Schwester, ist als früh verwitwete Frau auf der Suche nach Trost in alkoholischen Getränken und unverbindlichen Beziehungen. Ihre ständige Auseinandersetzung mit der Erinnerung an ihre große Liebe zeigt die Herausforderungen, die mit dem Verlust verbunden sind. Wir diskutieren, wie Wendy versucht, mit ihrem Schmerz umzugehen und ob sie jemals die Stärke finden kann, sich von ihrer Vergangenheit zu lösen.

Violet, die zweite Tochter, steht in einem zunehmenden Konflikt zwischen ihrem Bild einer perfekten Mutter und den inneren Unsicherheiten, die sie quälen. Die Hörer erfahren von den Herausforderungen, die sich aus ihrer Rolle als Vollzeit-Mutter ergeben, und wie diese ihre Identität als Anwältin infrage stellen. Lisa, die ehrgeizige Professorin, hat währenddessen mit ihrem unerwarteten Schwangerwerden zu kämpfen und gerät in einen Strudel aus Verwirrung über ihre Wünsche und Lebensvorstellungen.

Das Nesthäkchen Grace ist mit dem Drang konfrontiert, ein Leben zu führen, das ihre Eltern akzeptieren, während sie gleichzeitig eine unerfüllte Existenz führt. Ihr innerer Konflikt wird verstärkt, als Jonah, der Sohn von Violet, unerwartet in die Familie zurückkehrt, nachdem er zur Adoption freigegeben wurde. Jonah fungiert als Katalysator für viele Veränderungen innerhalb der Familie und zwingt die Schwestern, sich ihren wahren Gefühlen und Sorgen zu stellen.

Im Gespräch reflektieren wir über die verschiedenen Perspektiven, die der Leser durch die wechselnden Erzählstimmen der vier Schwestern erhält. Dabei wird deutlich, dass die Stärken und Schwächen einer Familie nicht nur durch äußere Einflüsse geprägt werden, sondern auch durch die individuellen Kämpfe, die jede Schwester für sich selbst ausführt.

Abschließend bespreche ich die Schreibweise von Claire Lombardo und wie sie es schafft, authentische Emotionen zu transportieren und den Leser in eine Welt einzuführen, die zugleich unterhaltsam und nachdenklich ist. Mithilfe von Humor und schweren Themen gelingt es ihr, die Leser mit der Sorenson-Familie zu verbinden. „Der größte Spaß, den wir je hatten“ ist mehr als nur ein Familienroman; es ist eine Untersuchung der Komplexität familiärer Beziehungen und der unvermeidlichen Herausforderungen, denen sich jedes Familienmitglied stellen muss.

Sommer in Super 8

LITL619 [Podcast] Ein Sommer wie damals: Rückblick auf Anne Müllers 'Sommer in Super 8'

In dieser Episode bespreche ich das Buch „Ein Sommer in Super 8“ von Anne Müller, ein Roman, der die Leser auf eine nostalgische Reise in die 70er Jahre mitnimmt. Der Klappentext beschreibt es als einen Roman, der wie ein heißer Tag am Meer beginnt – bis das Gewitter kommt. Im Mittelpunkt steht Klara, das mittlere Kind einer Arztfamilie, die in den 1960er Jahren unter den Herausforderungen einer vermeintlich perfekten Familienstruktur wächst. Vati, der beliebte Landarzt, und die schöne, elegante Mutti bilden das harmonische Familienbild, das jedoch schnell Risse bekommt, je tiefer wir in die Geschichte eindringen.

Im ersten Teil lernen wir die Familie König aus Claras Perspektive kennen. Alles scheint idyllisch: Fünf Kinder, eine erfolgreiche Arztkarriere des Vaters und regelmäßige gesellige Zusammenkünfte. Doch Clara, die sich als Papa-Kind versteht, fühlt sich oft einsam und beobachtet. Nach und nach blitzen Hinweise auf das wachsende Ungleichgewicht in der Familie auf. Die Charme des Vaters, der die Herzen der Frauen gewinnt, wirft Fragen über seine Treue auf und lässt eine subtile Spannung im Hintergrund entstehen.

Mit fortschreitendem Verlauf des Buches wird deutlich, dass sich das Bild des Vaters wandelt. Die Geschichten, die er erzählt, sind nicht mehr frisch und innovativ; stattdessen wiederholt er sich und zeigt Symptome seiner Alkoholsucht, die mehr und mehr das Familienleben bestimmt. Diese Entwicklung wird vor dem Hintergrund der 70er Jahre erzählt – einer Zeit, die durch Plastikbadekappen, Apfel-Shampoo und Super-8-Filme lebendig wird.

Die detaillierten Beschreibungen von Claras Erinnerungen erwecken nostalgische Gefühle und lassen viele Leser in eigenen Erlebnissen schwelgen. Ich fühle mich beim Lesen sofort zurückversetzt in die eigene Kindheit – die Tage am Freibad, die Familienabende mit Super-8-Filmen und die unbeschwerten Sommermonate sind vivid und emotional aufgeladen.

Ab den letzten Kapiteln gerate ich immer mehr in die emotionale Tiefe der Geschichte. Die Schilderungen von Claras innerem Konflikt, dem schleichenden Verlust der Familienidylle und der unaufhaltsamen Realität des Erwachsenwerdens berühren mich tief. Es wird klar, dass auch die scheinbar perfekten Familien ihre Schattenseiten und Geheimnisse haben, und dass Klara in ihrer Wahrnehmung und emotionalen Verarbeitung all diese Unterschiede begreifen muss.

Anne Müllers Schreibstil ist warmherzig und sensibel; sie gelingt es, sowohl das Licht als auch die Schatten des Familienlebens überzeugend darzustellen. Ihre Herkunft aus dem Drehbuchschreiben zeigt sich in den klaren und fesselnden Bildern, die sie schafft. Im Laufe der Erzählung wird mir bewusst, dass es in jeder Familie Geheimnisse gibt und, dass die Wahrnehmung von Perfektion oft eine Fassade ist, hinter der sich viele Geschichten und Wahrheiten verbergen.

„Ein Sommer in Super 8“ ist 2018 im Penguin Verlag erschienen und ist zum Preis von 10 Euro erhältlich. Es ist eine einfühlsame Erzählung über das Aufwachsen und die Herausforderungen, die das Leben in einer Familie mit sich bringt, und ich freue mich, euch dazu einzuladen, diese bewegende Geschichte selbst zu entdecken.

Sommer in Super 8

LITL352 [Podcast-Interview] mit Anne Müller über das Buch: Sommer in Super 8

In Claras Leben passiert alles Wichtige an einem Mittwoch. An einem Mittwoch im Jahr 1963 wird sie als mittleres von bald fünf Kindern in eine Landarztfamilie hineingeboren. Die Mutter schön, elegant und klug, der Vater von seinen Patienten geschätzt, weltmännisch und witzig. Die Partys, zu denen die Königs einladen, sind legendär. Clara bewundert ihren Vater, doch zunehmend spricht er dem Alkohol zu und zunehmend erschüttern seine Eskapaden das Leben der Familie. Lange versucht Clara das zu überspielen, bis sich an einem Mittwoch alles zuspitzt …

Mit feinem Humor erzählt Anne Müller vom Aufwachsen in einer scheinbar perfekten Familie – und lässt die 70er-Jahre mit Tritop, Apfelshampoo und Super-8-Filmen wieder auferstehen.

LITL012 [Interview-Podcast] über das Buch: Geteilte Träume mit Ulla Mothes

LITL012 [Interview-Podcast] über das Buch: Geteilte Träume mit Ulla Mothes

Eine junge Frau zwischen zwei Familien, zwischen Ost und West – ein großer DDR-Familienroman um das Glück im Kleinen und Existenzkämpfe im Großen

Berlin, 1992: Erst als junge Frau erfährt Ingke, dass sie als Säugling zu DDR-Zeiten adoptiert wurde. Wer sind ihre wahren Eltern? Warum haben sie sie einst weggegeben? Und was bedeutet das für ihr Leben heute? Sie macht sich auf die Suche und stößt auf die Geschichte ihrer Herkunftsfamilie, die nach einem gescheiterten Fluchtversuch ihre Tochter verlor. Auf einmal hat die junge Frau zwei Familien, die um sie ringen: Ihre leibliche Mutter, die irgendwann von der BRD freigekauft wurde und bisher nichts über Ingkes Verbleib weiß. Und ihre vermeintlichen Eltern, bei denen sie behütet und geliebt aufgewachsen ist. Doch muss sie sich tatsächlich entscheiden?

Ulla Mothes wirft in ihrem Debütroman einen intimen Blick auf die unterschiedlichen Facetten des Lebens in der DDR – respektvoll und authentisch.