Die Namen der Toten

LITL612 [Podcast] Zwischen Schuld und Sühne: Die düstere Tiefe von Sarah Baileys »Die Namen der Toten«

In dieser Episode bespreche ich das Buch »Die Namen der Toten« von Sarah Bailey, das mich auf mehrfacher Ebene tief berührt hat. Die Geschichte spielt in der kleinen Stadt Thunbridge Wells und folgt dem Detektiv Richard Vega, der mit den Geistern seiner Vergangenheit konfrontiert wird, als ein 15-Jähriger tot aufgefunden wird – genau an dem Ort, an dem er vor Jahren schon einmal einem ähnlichen Fall begegnete. Es wird schnell klar, dass sein erster Verdacht auf den Falschen fiel und die Schuld an den Opfern auf seinem Gewissen lastet, was den Erzählstrang umso spannender und emotionaler gestaltet.

Die Komplexität von Vegas persönlichem Leben, einschließlich seiner Affäre mit seiner Vorgesetzten Daria und der problematischen Beziehung zu seiner quasi-Tochter, die mit Drogen kämpft, verleiht der Erzählung eine spürbare Tiefe. Diese verschiedenen Stränge wecken in mir nicht nur Mitgefühl, sondern auch eine gewisse Verwunderung über die menschlichen Beziehungen, die in diesem Krimi dargestellt werden. Als jemand, der mit eigenen Herausforderungen zu kämpfen hatte, fiel es mir schwer, die Darstellung von Sucht und inneren Kämpfen zu ertragen, aber es ist genau diese Authentizität, die das Buch so lesenswert macht.

Besonders hervorheben möchte ich die geschickte Art, wie die Autorin das Grauen subtil andeutet. Anstatt brutale Details zu schildern, schafft sie es, mit wenigen Worten eine beklemmende Atmosphäre zu erzeugen, die mich als Leser am Rand meines Stuhls hielt. Die bildhaften Beschreibungen, wie Menschen in notvollen Situationen gefangen sind, erinnern mich an die Realität des modernen Sklavenhandels in Europa. Es ist erschütternd zu sehen, wie sich das Thema in die Handlung einfügt und zum Nachdenken anregt. Ich habe den Wunsch, dass diesem Buch mehr Aufmerksamkeit zuteilwird, damit auch andere die Augen für diese gesellschaftliche Problematik öffnen.

Trotz einiger Längen in der Erzählung und sich wiederholenden Themen, vor allem in Bezug auf die Beziehung zwischen Daria und Vega, ist der Krimi packend und emotional bewegend. Die vielschichtigen Charaktere, sowohl die Protagonisten als auch die Antagonisten, werden realistisch dargestellt. Es wird deutlich, dass es keine klaren Kategorien von Gut und Böse gibt, sondern dass jeder Mensch, selbst der brutalste Täter, auch seine menschlichen Facetten besitzt. Dies könnte die Verwirrung verstärken, die ich empfinde, wenn ich mich mit den Charakteren identifiziere, obwohl sie oft auf einer dunklen Seite stehen.

»Die Namen der Toten« wurde 2018 im Penguin-Verlag veröffentlicht und ist jetzt für 7,99 Euro als E-Book erhältlich. Diese Geschichte hat das Potenzial, eine längere Reihe zu inspirieren, und ich bin gespannt, welche Themen Sarah Bailey in zukünftigen Werken aufgreifen wird.

Die Namen der Toten
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[Rezension] Die Namen der Toten – Sarah Bailey

Klappentext: Detective Richard Vega fühlt sich wie in einem schlechten Traum, als nahe der südenglischen Kleinstadt Tunbridge Wells die Leiche eines 15-Jährigen gefunden wird. Denn vor sechs Jahren stand er an derselben Stelle schon einmal über die Leiche eines Teenagers gebeugt, der auf dieselbe Weise getötet wurde. Hat Vega damals den Falschen verhaftet? Hat er…