Neometropolis

LITL545 [Podcast] Theater: Neometropolis eine schauspielerische Dystopie

In dieser Episode geht es um das Theaterstück „Neometropolis“, eine schauspielerische Dystopie. Als jemand, der normalerweise selten Dystopien liest, bin ich gespannt darauf, das Stück zu sehen. Die Handlung spielt in der Stadt Neometropolis, in der jeder Mensch ein Implantat erhält, mit dem er auf alle Funktionen der Stadt zugreifen kann. Es gibt jedoch auch Menschen, die gegen diese Technologie sind und dagegen protestieren. Zudem gibt es einen Wald, der von der Bevölkerung nicht betreten werden darf, da dort eine tödliche Krankheit grassiert. Die Protagonisten des Stücks haben alle verschiedene Perspektiven auf die Technologie und den Wald.

Während des Stücks werden auch weniger Worte gesprochen als gewöhnlich, aber die Emotionen sind spürbar. Besonders beeindruckt hat mich die Musikerin Lyhre, die mit ihrer Musik eine beruhigende und gleichzeitig aufwühlende Atmosphäre schafft. Ihre Performance mit verschiedenen Instrumenten und dem Laptop ist beeindruckend. Alles in allem wirft das Stück viele Fragen über Technologie, Kontrolle und soziale Ungleichheit auf und regt zum Nachdenken an.

Es ist ein laufendes Training, wie wenn man ein Instrument lernt. Es ist wie bei der Filmmusik. Wenn man ein Instrument lernt, ist es wie bei der Filmmusik. Wenn sie nicht stimmt und sich kurz verschiebt, kann die ganze Stimmung sich verändern oder es wird komplett unstimmig. So etwas Komplexes performt sie live auf der Bühne. Alleine dies ist in meinen Augen schon den Eintritt wert. Sie unterstützt zu jeder Zeit die Schauspieler auf der Bühne mit ihrer Musik und man erlebt das Atmen der Stadt oder des Waldes.

Ganz kurz war da dieses Verlangen bei mir, wieder die Turntables rauszuholen oder eher von meinem DJ-Kollegen zurückzuholen und es mal wieder zu tun. Es war so ein kurzer heftiger Phantomschmerz. Auch wenn ich nie nie in der Liga von Lyhre gearbeitet habe, war ich nicht ganz so schlecht. Und vor allem mit Herz und Seele dabei. Aber irgendwie war da noch etwas anderes. Ich war mir sicher, dass ich auch Songs mit dieser Stimme habe. Als ich zu Hause erstmal den PC hochgefahren und nach Lyhre gesucht. Was soll ich sagen? Tatsächlich habe ich verschiedene Titel auf meiner Festplatte. Den Titel Sad-Cyborg zum Beispiel finde ich sehr gut, hörbar. Googelt ihn mal und schaut euch dann Neometropolis im Stadttheater Gießen an.

Jetzt habe ich mich aber sehr lange über Löhre ausgelassen. Das hängt ja auch mit meiner Vergangenheit zusammen. Das Stück im Allgemeinen ist ein Massiv für Menschen, die Utopien oder Dystopien mögen. Es ist spannend, wie es ausgeht. Es lebt von vielen verschiedenen Facetten, die einem nachdenklich stimmen. Das sind die Videohintergründe, die einen immer wieder in einen anderen Ort neben die Musik transportieren. Das sind Schauspieler, die sich wirklich immer besser finden. Es gibt natürlich auch Schauspieler, die ein wenig herausstechen, aber das Miteinander wird immer besser. Es ist nicht alles perfekt und man kann vielleicht noch das eine oder andere verbessern, aber so langsam wird es immer spannender, wieder ins Theater zu gehen.

Also, wenn ihr solche, also solche Dystopien mögt, wie wäre es mal mit einem Besuch im Stadttheater Gießen? Die Frage, die wir uns so oder so immer wieder stellen sollten ist, wie wollen wir in Zukunft zusammenleben? Welche Utopie hängen wir nach und gibt es nicht auch da vielleicht den ein oder anderen, der darunter leiden muss? Wie reagiert die Natur darauf, die uns umgibt? Ich hoffe, ihr habt genauso viel Spaß beim Ansehen, wie ich ihn hatte. Denn für mich war es eine runde Geschichte mit guten Schauspielern, aber auch viel Stoff zum Nachdenken. Bis bald wünscht euch, also bis bald, vielleicht auch im Theater. Ja, sagt euch euer Markus von literaturlounge.eu.

[Theater] Caveman – ein Abend mit viel gutem Humor

[Theater] Caveman – ein Abend mit viel gutem Humor

Jetzt war ich ja in letzter Zeit laufend im Stadttheater und auch heute stand ein Theaterstück an und zwar Caveman, aber nicht im Stadttheater, sondern auf der anderen Straßenseite. Und was soll ich sagen? Es war ein denkwürdiger Abend. Der kleine Saal in der Kongresshalle war erfüllt mit Lachen beider Geschlechter. Wer kennt das nicht,…

La clemenza di Tito

[Theater] La clemenza di Tito oder einmal Dallas statt Rom

Premiere im Stadttheater Gießen nach dem Sommernachtstraum, habe ich da etwas Angst. Aber gut, Caterina Cornaro und „Tosca“ haben mir ja auch gezeigt, dass das Stadttheater Gießen Opern kann und damit meine ich, dass es mit Frankfurt oder anderen, Opernhäuser in Hessen es aufnehmen kann. Aber so eine gewisse Grundskepsis bleibt und erst recht, wenn…

Last Park Standing

LITL445 [Podcast] Last Park Standing oder alles ist möglich auch in der Türkei

Und wieder grüßt das Stadttheater, das Kleine Haus mit der Aufführung des Stückes „Last Park Standing“ ein Schauspiel von Ebru Nihan Celkan. Diesmal tue ich mir mit der Einführung etwas schwer, aber nicht, weil die Einführung schlecht war, sondern weil ich nicht wirken möchte, als wolle ich mich einschmeicheln, da sie von Simone Sterr, der Intendantin des Stadttheaters, selbst gestaltet wurde. Die Technik hat hier so ihre Tücken gehabt. Die Anlage hat noch Musik eingespielt, während sie bereits gesprochen hat, aber das war innerhalb von Sekunden geklärt. Und nun komme ich zu etwas, was ich bewundere, komplett freies Sprechen. Da war kein Text, kein Papier da. Sie nimmt einen mit in den Gezi Park 2013 und erzählt über den Park, der gerodet werden soll und in dem dann die Proteste für ein freieres Land entstanden. Was daraus geworden ist, wissen wir leider alle. Es hat leider nicht lange angehalten bzw. Erdogan hat es irgendwie geschafft, das alles niederzuknüppeln. Sie erzählt von den beiden Frauen, Umut und Janina, die sich kennenlernen und verlieben. Sie erzählt von den fünf Jahren zwischen Euphorie im Juni 2013, der Hoffnung im Juni 2015 und der Ernüchterung im Jahre 2018. Sie betrachtet sowohl die die Türkei allgemein, aber auch die Liebe zwischen Umut und Janina. Aber ich schweife schon wieder ab und greife vor. Für mich eine perfekte Einführung. Ich hatte zu 100% das Gefühl, Frau Sterr kennt das Stück komplett. Sie benötigt keinen Text. Sie hat es offenbar einfach im Laufe der Zeit komplett verinnerlicht. Mich beeindruckt es einfach, wenn Menschen frei über das reden können, was sie machen und vorstellen.