Keiner Menschenseele kann man noch trauen

[Rezension] Keiner Menschenseele kann man noch trauen – Flannery O’Connor

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Klappentext:

Flannery O’Connor gehört zu den bedeutendsten Erzählerinnen der amerikanischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Bis heute sind ihre Storys Schul- und Universitätslektüre, der wichtigste Short-Story-Preis des Landes trägt ihren Namen. Ihre Welt sind die Südstaaten, der sogenannte Bible Belt, Kernland des konservativen Amerika. Die Figuren sind engstirnige, selbstgerechte Provinzler, deren gottesfürchtige kleine Existenz durch Eindringlinge gestört wird, die Böses im Schilde führen. Präzise und mitleidlos sind ihre Geschichten, aber zugleich von allen Facetten des schwarzen Humors durchzogen.

Mit einem unbarmherzigen Blick für groteske Situationen und mit beißender Ironie näherte sich diese einzigartige Schriftstellerin den Konflikten ihrer Zeit, die heute wieder höchst aktuell sind: Bigotterie, Rassismus, Krieg, Flucht, Armut und eine diffuse Angst vor dem Fremden.

Rezension:

Flannery O’Connor – musste mir dieser Name etwas sagen? Ich muss zu meiner Schande gestehen, mir sagte die Autorin nichts, dass sie bedeutend sein sollte, erfuhr ich mehr oder weniger erst im Buch.

Man kann ja nicht alle Autoren kennen, aber diese Autorin, wenn sie noch leben würde, ich würde sie mir merken und ich merke sie mir auch jetzt. Es sind Geschichten voller schwarzem Humor und Tod, aber auch voller Leidenschaft und dem Glauben an das Gute im Menschen. Man hat das Gefühl, dass was schiefgehen kann, auch immer wieder schiefgeht.

Oft muss mindestens mal schmunzeln, wie zum Beispiel als sie einen Südstaatengeneral beschreibt, der über 100 Jahre alt ist. Sie schildert wie sich das Leben dieses Mannes und seiner Familie abspielt. Sie beschreibt die Sehnsüchte seiner über 60 Jahre alten Tochter und der Schluss der Kurzgeschichte ist, obwohl er traurig ist, voller Gefühl und Witz, dass man trotzdem einfach grinsen oder gar lachen muss.

Sie beschreibt den Rasenhass im Süden der USA, die Angst vor dem „Nigger“, aber auch von der Liebe zu dem ehemaligen Angestellten und den gegenseitigen Respekt.

Wie ist es ansonsten zu erklären, dass ein ehemaliger Gutsbesitzer lieber zu seinem „Nigger“ will, als bei seiner Tochter zu bleiben? Es wird mit so einer Wärme von dem Süden und seinen Negern gesprochen, dass man auch die Ausdrucksweise im laufe der Zeit übersieht.

Man muss unbedingt auch daran denken, wann diese Geschichten eigentlich geschrieben wurden und woher Flannery O’Connor stammt. Sie ist eine Katholikin aus dem Süden der USA und die dortige Gesellschaft und Zeit haben sie geprägt.

Es wird ein Blick auf Flüchtlinge aus Polen geworfen, wie viel Angst das Andere in Menschen hervorrufen kann. Auch wenn es der eigentlich bessere und genauere Arbeiter war, war die Angst vor dem Fremden doch so groß, dass man ihn eher entlassen oder sogar umbringen wollte.

Die Geschichten zeigen die Armut, und dass gute Absichten auch mal schiefgehen und sich genau in die entgegengesetzte Richtung entwickeln können.

Man kann jede der Storys immer und immer wieder lesen und man entdeckt immer wieder neue Facetten der Bedeutung. Sie sind teilweise mit einer Düsternis geschrieben, so dass ich dachte: „Oh Man, ein Edgar Allen Poe hätte es nicht anders beschreiben können!“.

Flannery O’Connor ist einfach eine tolle Schriftstellerin gewesen, die durch Lupus erythematodes, einer erblichen Autoimmunerkrankung, schon im Alter von 39 Jahren verstorben ist. Vielleicht hat sie auch gerade deswegen die Ängste vor dem Anderen so genau beschreiben können. Manchmal öffnet einem ja eine Krankheit mehr die Augen und man ist konzentrierter, als wenn man total gesund ist. Wer weiß dies schon, warum sie diese Art von Geschichten so gut schreiben konnte. Vielleicht hatte sie auch einfach nur ein absolutes Talent für Kurzgeschichten und inspiriert gerade dadurch Musiker wie Bruce Springsteen und andere zu ihren Liedern.

Ich bin froh und glücklich, dass ich diese Autorin kennenlernen durfte und kann Menschen, die gut geschriebene Kurzgeschichten mögen, genau dieses Buch ans Herz legen. Aber man sollte sich auch Zeit nehmen, die Geschichten hinterfragen und einfach auf sich wirken lassen.

Keiner Menschenseele kann man noch trauen

Titel: Keiner Menschenseele kann man noch trauen

Autorin: O’Connor, Flannery
Band:
ISBN: 978-3-7160-4018-8
Verlag: Arche Verlag
Preis: 12,00€
Erscheinungsdatum: 9. Februar 2018

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