Der-Zweite-Schlaf

[Rezension] Der zweite Schlaf – Robert Harris

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Inhalt:

Der Untergang der Welt, wie wir sie kennen – der neue große Roman von Robert Harris

England ist nach einer langen zurückliegenden Katastrophe in einem erbärmlichen Zustand. Der junge Priester Fairfax wird vom Bischof in ein Dorf entsandt, um dort die Beisetzung des mysteriös verstorbenen Pfarrers zu regeln. In der Umgebung finden sich besonders häufig jene verbotenen Artefakte aus vergangener Zeit – Münzen, Scherben, Plastikspielzeug –, die der Pfarrer akribisch gesammelt hat. Hat diese ketzerische Leidenschaft zu seinem Tod geführt?

Rezension:

Kann mich mal jemand schubsen oder kneifen und mich in das hier und jetzt zurückbringen?

Also Robert Harris entführte mich in eine Zukunft, die sich doch sehr mit der Vergangenheit vergleichen lässt. Die Kirche hat das Sagen. Es gibt keine Autos mehr. Eine Reise von ca. 2 Stunden dauert deswegen mehrere Tage und wird zu Fuß oder mit dem Pferd zurückgelegt.

Wir reisen nun mit dem Priester Fairfax von Exeter nach Axford, damit dieser einen verstorbenen Pfarrer beerdigen kann. Nach der Beerdigung will sich Fairfax gleich wieder wegbewegen, was ihm aber durch einen Erdrutsch verwehrt wird. Dadurch lernt er Sarah, eine verarmte Gutsherrin, kennen, sowie Captain Hancock, einen reichen Mann, der mit Wasserkraft seine Webstühle antreibt und somit viel Geld verdient, der aber trotzdem das Herz am rechten Fleck hat. Ganz wichtig – er entdeckt auch die Bücher des verstorbenen Pfarrers, wodurch er mehr über die Vergangenheit kennenlernen will.

Er besichtigt den Teufelsstuhl, in dessen Nähe Pfarrer Lacy verunglückt ist und stößt dort auf ein Massengrab. Auf dem Markt lernt er den Altertumsforscher Shadwell kennen, der bereits von der Kirche als Ketzer gebrandmarkt wurde.

Ich könnte noch viel mehr über das 414 Seiten starke Buch schreiben- Es ist mir am Anfang sehr schwergefallen, zu verstehen, dass dies unsere Zukunft nach einer Apokalypse sein könnte. Am Anfang war ich vollkommen verwirrt. Die Jahreszahl 1468 steht im Buch und es gab Dinge aus Plastik, wenn auch nur als Fundstücke! Das irritierte mich, bis ich erstmal das ganze mit der Apokalypse in Verbindung brachte. Man hat nach Apokalypse mit dem Jahr 666 eine neue Jahreszählung angefangen, daher bewegen wir uns scheinbar wieder in unserer Vergangenheit. Die Kirche hat das Ruder übernommen. Wie so oft in der Geschichte gibt sie den Menschen zum einen Halt, aber auf der anderen Seite will sie keinen Fortschritt.

Dieses Buch ist zwar nur 414 Seiten dick, aber die Dichte, die ich spüren konnte, war schon wirklich richtig gut. Allerdings wurde an manchen Stellen relativ ausschweifend erklärt und das Ende kommt dann in mit Sprint daher, der mich teilweise extrem gefordert hat. Dieses Ende hat es wirklich in sich. Es werden innerhalb von wenigen Seiten sämtliche Handlungsstränge und Menschen miteinander verknüpft, die ich kurz davor noch etwas lose empfand.

Es gibt auch keine wirklich guten oder bösen Menschen. Jeder hat so seine Schatten, wobei mich am meisten Sarah beeindruckt hat. Sie war für mich mehr Held als Fairfax, wobei Held vielleicht der falsche Begriff ist. Sie ist einfach eine tolle Frau, der man gerne begegnen möchte.

Für mich ein Roman zum Nachdenken und ein bisschen grübeln. Ich habe mir einige Male die Frage gestellt, was bleibt von uns wirklich übrig, ist es nur das Plastik, was nicht verwest, oder doch noch etwas mehr? Geht es für uns irgendwann wieder zurück in eine Art Mittelalter? Wer weiß das schon, und vielleicht ist es auch gut so! Mich macht dieser Roman nachdenklich und auch betroffen. Ich bin auch Stunden später noch etwas benommen. Vielleicht habe ich heute Nacht nicht nur einen Schlaf, sondern auch einen zweiten, wie die Menschen in diesem Buch.

 Verlag: Heyne

ISBN: 978-3-453-27208-8

Buch24
Thalia

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