Milchzähne

[Rezension] Milchzähne – Helene Bukowski

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Inhalt:

Eines Tages steht das Kind plötzlich da, die Haare feuerrot leuchtend inmitten des Kiefernwaldes, und gehört niemandem. Skalde nimmt es mit zu sich, obwohl sie weiß, dass die anderen, die in der abgelegenen Gegend leben, das nicht dulden werden.

Skalde und ihre Mutter Edith gehörten selbst nie richtig zur Gemeinschaft, seit Edith vor mehr als zwei Jahrzehnten plötzlich triefend am Ufer des Flusses stand, von dem die Anderen sich erhofft hatten, er würde sie vor der im Chaos versinkenden Welt beschützen. Mutter und Tochter lieben einander auch, weil ihnen nichts übrig bleibt: Gegen die Bedrohung müssen sie zusammenhalten. Vor allem jetzt, da immer klarer wird, dass das Leben des Kindes – und ihr eigenes – in Gefahr ist …

Helene Bukowski hat einen atemberaubenden Debütroman von so zeitloser Gültigkeit wie brisanter Aktualität geschrieben, einen Bericht aus einer verrohten Welt, die irgendwo auf uns zu warten droht.

»Helene Bukowski hat ein modernes Märchen geschrieben. Warmherzig, doch nicht sentimental. Vertraut und doch geheimnisvoll. Für ein paar Tage lebte ich dort, in diesem alten Haus am Waldrand, mit Skalde, Edith und Meisis und als es vorbei war, musste man mich mit Gewalt vom Türrahmen lösen. Selten sind mir Figuren so ans Herz gewachsen.« Philipp Winkler

»Ein Roman wie ein Wachtraum aus der verbotenen Zone. Wer sich hinein begibt, verliert sich darin. Und wird mit einem Finale belohnt, das zu Tränen rührt.« Thomas Klupp

cshow

Rezension:

Das Buch hatte ich ja auf einer Lesung vom Literarischen Zentrum Gießen kennengelernt, wobei mich die Lesung von Frau Bukowski nur bedingt neugierig auf das Buch gemacht hat. Aber irgendwie hatte ich so das Gefühl, der Roman könnte spannend sein. So zog das Buch auch bei mir ein und 220 Seiten kann man ja mal am Wochenende schnell lesen. Wie schon so oft wollte ich nur mal zwei oder drei Kapitel lesen und sehen, wie es mich reizt.

Was soll ich sagen, ich habe das Buch angefangen und dann stand ich in der Gegend des Hauses von Edith und ihrer Tochter Skalde und konnte nicht mehr weg. Man erlebt die Geschichte aus Sicht von Skalde – mit all ihren Schwierigkeiten, die sie auch mit ihrer Mutter hat.

Skalde bringt eines Tages ein Fremdes Kind mit, dem man sofort ansieht, dass es nicht aus der Gegend kommt. Sie hat leuchtend rote Haare und Edith warnt ihre Tochter, dass die Menschen in der Gegend nicht gerade freundlich zu Fremden sind. Sie durfte dies selbst erfahren, da sie selbst eine Fremde in der Gegend ist. Sie kam die in die Gegend, obwohl die einzige Brücke über den Fluss zerstört wurde. Edith erfuhr deswegen den Fremdenhass am eigenen Leib. 

Das Ganze wird richtig kritisch, als zwei Töchter von Eggert, einem der Bewohner, verschwinden. Sofort wird die kleine Meisis als die Person ausgemacht, die daran schuld sein muss, obwohl sie ja noch ein Kind ist.

Wie immer könnte ich noch viel mehr schreiben, aber nur selbst lesen weckt Emotionen und ja, auch ich war von dem Ende ziemlich angegriffen. Auch ich habe mich in verschiedenen Personen irgendwie wiedergefunden – und nein, nicht in Eggert, auch wenn er meinen Namen trägt.

Es war spannend, den Überlebenskampf der Gegend zu betrachten. Es hat jeder eine bestimmte Aufgabe. Es ist erschreckend, aber auch faszinierend, wie groß die Angst vor allem fremden sein kann – sogar vor einem Kind, und wie dann die ganze Gemeinschaft aus den Fugen geraten kann. Ich bin froh, dass mein Bauchgefühl mir sagte, irgendwie waren vielleicht die Kapitel in der Lesung nicht gut gewählt und ich wollte es zumindest anlesen. Nein, sie waren eigentlich gut gewählt, aber das Buch wirkt in seiner Gesamtheit erst richtig. Es werden Emotionen geweckt, man hinterfragt sich selbst und man bekommt den Spiegel vor sein eigenes Gesicht gehalten.

Wenn man ein Buch sucht, was auch unsere Gesellschaft hinterfragt, dann ist man mit „Milchzähnen“ gut beraten. Man sollte es aber auch aushalten können, mit unbequemen Selbsteinsichten konfrontiert zu werden, dann wird man mit einem Ende belohnt, welches man lange nicht mehr hatte. Was die Sprache des Buches betrifft, so ist sie nicht abgehoben oder gestelzt, sondern einfach angenehm zu lesen. Für ein Debüt, finde ich es äußerst gelungen und ich bin dankbar, auf mein Bauchgefühl gehört zu haben.

 Verlag: Blumenbar

ISBN: 978-3-351-05068-9

Buch24
Thalia

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