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[Interview] Elizabeth Kay über das Buch Sieben Lügen

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Interview mit Elizabeth Kay zu ihrem Buch

  • Ihr Thriller „Sieben Lügen“ wurde bereits in über 25 Ländern verkauft. Die Filmrechte waren ebenfalls sehr begehrt und wurden verkauft. Für ein Debüt ist das erstaunlich! Wie fühlt sich das an?

Es fühlt sich unglaublich an. Und sehr surreal. Seit meiner Kindheit schreibe ich Geschichten und habe auch immer viel gelesen. Deshalb ist es unbeschreiblich zu wissen, dass mein Buch in nur wenigen Monaten auf der halben Welt erhältlich sein wird. Ich kann es noch gar nicht richtig begreifen!

  • Wann entstand für Sie der Wunsch Romane zu schreiben und wie kam es dazu, dass Sie sich für das Thriller-Genre entschieden haben?

Ich habe immer Geschichten geschrieben, aber habe mich nie wirklich auf ein bestimmtes Genre konzentriert. Ich liebe Geheimnisse! „Sieben Lügen“ begann mit der Protagonistin – Jane – und entwickelte sich dann von ihr ausgehend. So, wie sie im endgültigen Entwurf auftritt, erschien sie mir gleich zu Beginn: verletzlich und aufgewühlt und doch, wie ich hoffe, auch faszinierend. Ich wollte unbedingt ihre Geschichte erfahren. Ich habe die Erzählung gar nicht als Thriller wahrgenommen – das zeichnete sich erst ganz zum Schluss ab, als der Roman fast fertig war!

  • Könnten Sie in Ihren eigenen Worten kurz erklären, worum es in Ihrem Thriller „Sieben Lügen“ geht?

Einfach gesagt – wie Sie es vielleicht schon erwartet haben – geht es in dem Buch um Lügen. Es geht um all die Lügen, die wir uns selbst erzählen, die, die wir unseren Freunden und unseren Familien erzählen, und darum, wie sich kleine Lügen zu etwas viel Größerem entwickeln können. Ich hoffe auch, dass es ein Buch über die Freundschaft unter Frauen ist und darüber, wie auch Kindheitsfreundschaften erwachsen werden können. Und ich denke, es geht auch um Trauer und Verlust und um die Dinge, zu denen wir in unseren dunkelsten Momenten plötzlich fähig sind.

  • Wie sind Sie auf diese Geschichte gekommen?

Es begann wie gesagt mit der Protagonistin Jane. Die anderen Figuren entstanden um sie herum: ihre Schwester, ihre Mutter, ihr Mann. Und als ich die Dinge durchging, die Jane zu der Person machten, die sie ist, fühlte sich das Buch ziemlich dunkel und viel düsterer an, als ich es zuerst erwartet hatte. Es wurde sehr schnell zu einem Buch über Freundschaft, und mich faszinierte die Idee von einer echten, liebevollen Freundschaft, die dann langsam immer mehr zerfällt.

  • Wie Sie bereits sagen, geht es bei „Sieben Lügen“ besonders um Freundschaft und Ehrlichkeit. Jane lügt ihre Freundin Marnie an, was sich dramatisch entwickelt und zu immer mehr Lügen führt. Sollte Ihrer Meinung nach unter Freunden immer die Wahrheit gesagt werden – auch wenn es weh tut?

Oh, das ist wirklich eine schwierige Angelegenheit! Nein, ich denke nicht, dass man immer ehrlich sein muss. Viele von uns sind mit der ersten Lüge im Roman wahrscheinlich ziemlich vertraut: Wenn man vorgibt, den neuen Partner oder die Partnerin eines Freundes oder einer Freundin zu mögen, obwohl man die Person eigentlich gar nicht wirklich mag. Das ist meiner Meinung nach eigentlich eine sehr vernünftige Lüge! Jane überschreitet im Buch aber eine Grenze, und ich bin mir nicht sicher, bei welcher ihrer sieben Lügen der Wendepunkt von „vernünftig“ zu „eindeutig unvernünftig“ ist!

  • Jane und Marnie sind seit ihrer Kindheit die besten Freunde. Haben Sie eine so enge Freundin und wenn ja, was ist Ihrer Meinung nach das Besondere an Frauenfreundschaften?

Das habe ich! Ich kenne meine beste Freundin schon mein ganzes Leben lang. An eine Zeit ohne sie kann ich mich nicht erinnern. Zusätzlich habe ich heute das große Glück, von einem engen Kreis guter Freundinnen umgeben zu sein.

Ich denke, dass starke Freundschaften etwas ganz Besonderes sind. Sie unterscheiden sich so sehr von familiären oder romantischen Beziehungen. Uns wird oft gesagt, dass es am wichtigsten ist, einen Partner im romantischen Sinne zu finden. Ich bin mir aber gar nicht sicher, ob das so richtig ist! Auch platonische Freundschaften können sehr tiefe, bedeutungsvolle, ehrliche Beziehungen sein, die das Leben verändern können.

  • Ihre Protagonistin Jane ist besessen von ihrer Freundin Marnie. Ihr Verhalten ähnelt dem einer Stalkerin: Sie durchsucht Marnies Wohnung, kontrolliert und manipuliert sie. Gleichzeitig empfindet der Leser aber auch viel Mitgefühl mit Jane wegen all der Schicksalsschläge, die ihr widerfahren sind. Haben Sie sich mit dem Thema Stalking und Obsession besonders beschäftigt oder woher kam Ihre Inspiration?

Ich habe es noch nie als ein Buch über Stalking betrachtet, aber ich denke, es geht sicherlich um Besessenheit. Jane hat in ihrem Leben viele Verluste erlebt, und so klammert sie sich fest an die Menschen, die sie liebt. Das kann zu Besessenheit führen. Ich denke aber, dass das eher einem Gefühl der Einsamkeit und Angst entspringt und nicht ursprünglich bedrohend oder gefahrbringend war. Und es freut mich sehr, dass Sie Mitleid mit Jane hatten. Ich hatte dieses Gefühl auch, als ich einen der ersten Entwürfe durchgelesen habe und hoffte wirklich, dass das auch bei den Lesern so ankommen würde!                                                                  

  • Sie sind nicht nur Schriftstellerin, sondern auch Lektorin. Was sind die größten Unterschiede und welche Arbeit bevorzugen Sie mehr?

Ich habe großes Glück, dass ich beides wirklich gerne mache. Ich liebe es, wunderbare neue Bücher zu finden, für die ich mich als Lektorin einsetzen und dabei Teil eines gemeinsam agierenden und engagierten Teams sein kann. Aber ich setze mich auch sehr gerne für ein paar Stunden alleine hin und warte ab, wohin mich die Worte führen.

  • Wer ist Ihr größter Kritiker, wenn es ums Schreiben geht?  Und wer darf Ihre Texte zuerst lesen?

Ich selbst bin wahrscheinlich meine größte Kritikerin. Ich finde es sehr schwer, etwas loszulassen, und ich suche immer nach Fehlern in meinem eigenen Schreiben! 

Die erste Person, die Sieben Lügen las, war meine Mutter. Ich denke, da hatte ich das Gefühl, dass es Potenzial haben könnte. Sie hatte auch schon andere Dinge gelesen, die ich geschrieben habe und ihr Feedback kam immer ein paar Wochen später und war sehr fair und konstruktiv. Kurz nachdem sie dann damit begonnen hatte, Sieben Lügen zu lesen, schickte sie mir schon eine Nachricht, sie sei wie gefesselt und könne nicht aufhören zu lesen. Über den gesamten Tag schickte sie mir Nachrichten zu ihrem Lesefortschritt und ihren Vermutungen; da dachte ich zum ersten Mal, dass diese Geschichte eine wirklich gute sein könnte.

  • Was darf beim Schreiben nicht fehlen? Haben Sie feste Rituale? Und wo ist der beste Ort, um zu schreiben?

Feste Rituale habe ich nicht! Ich tendiere dazu, morgens im Pyjama zu schreiben. Allerdings musste ich während des Schreibprozesses plötzlich ziemlich flexibel werden. Anfang des Jahres ist ein Auto in die Vorderwand meines Hauses gefahren, weshalb ich für zehn Wochen ausziehen musste. Ich habe dann versucht, in Hotelzimmern, vom Sofa meiner Eltern aus und im Auto zu schreiben –  da habe ich dann gelernt, nur auf den Laptop wirklich angewiesen zu sein.

  • Abschließend die Frage aller Fragen: Arbeiten Sie bereits an einem neuen Buch und wenn ja, worauf können sich die Leser freuen?

Das tue ich! Ich arbeite derzeit an einem ersten Entwurf, und ich hoffe, dass er ein weiterer Roman wird, der sich auf weibliche Beziehungen konzentriert. Im Moment beginnt er mit einer Frau, die sich nicht so fühlt, als hätte sie die Kontrolle über ihr Leben – sie ist impulsiv, und sie tut manchmal Dinge, von denen sie weiß, dass sie sie nicht tun sollte. Andere Menschen befürchten, dass sie ängstlich und verletzlich ist; sie befürchtet, sie könnte gefährlich sein.

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