Chorkonzert

Jan Hoffmann verlässt das Stadttheater. Nach 25 Jahren war heute am 06.07.2023 ein schwerer Tag für Menschen, die Chormusik, oder viel mehr Musik in jeder Form, lieben und aus Gießen kommen. Jan Hoffmann geht als Chorleiter nach Dresden an die Semperoper und ganz ehrlich, ich kann es verstehen, aber trotzdem bin ich traurig.

Aber langsam, ich sollte glaube ich vorne anfangen. Erstmal ging es wieder mit der Einführung los und was Ann-Christine Mecke über Henry Purcell und die Stücke: „Music for the Funeral of Queen Mary“ und „Hear my Prayer, O Lord“ erzählte und erklärte, war mal wieder interessant, klar und auf den Punkt. Ich hatte da schon die Backen etwas aufgeblasen, denn da merkte ich bereits, das wird heute fordernd für Sänger, Sängerinnen und auch für mich.

Ihr wisst, ich gehe immer vollkommen unvorbereitet in so ein Stück, egal ob nun Theater, Oper oder Chor und Sinfoniekonzerte. Ich will mich immer überraschen lassen, und eher weniger mir etwas aus der Konserve anhören, sondern es live und in Farbe genießen.

Dass Frau Mecke dann über das „Requiem d-Moll“ von Mozart einiges zu erzählen wusste und auch mal wieder einen Ausflug in den Film Mozart aus dem Jahre 1984 machte, lockert das Ganze auf und man lernt dann auch etwas über die Feinheiten von Realität und Dichtung in einem solchen Film. Es ist wohl nicht wirklich alles so gewesen, wie es erzählt wurde.

Es ist wie immer ansprechend verpackt und man merkt die besondere Liebe zur Musik bei ihr in jedem Satz. Sie will es auch dem Publikum möglichst einfach begreiflich machen und dies schafft sie auch immer wieder.

Die beiden Stücke von Purcell waren wirklich sehr fordernd. Ganz ehrlich, ich habe immer wieder die Sänger und Sängerinnen beneidet, wie sie mit ihren Stimmen umgehen. Purcell ist nun mal ein Komponist vom Ende des 17. Jahrhunderts und man merkt es, denn es wird von jedem, egal ob nun Posaune, Orgel oder Pauke einiges abverlangt und an manchen Stellen klingt es etwas zittrig und schwierig für die Posaune.

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Die Orgel kommt immer wieder ins Spiel als Begleiter der Sänger und Sängerinnen, und das ist fantastisch. Da waren einige Stellen dabei, die waren sehr fordernd für die Stimmen und es war trotzdem sehr klar, egal ob es nun Sopran, Alt, Tenor oder Bass war. Alle Stimmen waren klar und gut zu verstehen.

An zwei oder drei Stellen meinte ich, einen leichten Hall zu hören, also so einen Nachhall, dies kann aber an meinem Sitzplatz gelegen haben, denn ich hatte so das Gefühl es wurde von der Rückwand zurück geworfen, was vielleicht nur auf ein paar Plätzen im Stadttheater zugetroffen hat.

Später beim Requiem von Mozart war es nicht zu hören oder es ist mir nicht aufgefallen. Es kann also sein, dass es an bestimmten Tönen hing.

Dieses Zusammenspiel zwischen Chor und Orchester war aber immer wieder ein Traum. Beim Requiem war es einfach zum Dahinschmelzen. Mozart hat in seinem letzten Stück, auch wenn er es nicht zu Ende komponiert hat, noch einmal ein Statement abgegeben. Der komplette Chor, also Opernchor, der Gießener Konzertverein und die Wetzlarer Singakademie, hat sich da ein Denkmal zusammen mit Jan Hoffmann gesetzt.

Dazu die vier Solisten Sopran: Annika Gerhards Alt: Marie Seidler als Tenor war Georg Poplutz und Bass Clarke Ruth mit ihren Solis sehr gut und nicht überstrapazierend, sondern sie haben sich in ein Ganzes komplett integriert. Und es war für alle die dort musiziert haben fordernd.

Aber und dies muss ich nun auch mal sagen, Jan Hoffmann hat das alles locker und leicht dirigiert und jeder Musiker wusste ganz genau, was gefordert war. Es war wie eine gut geölte Maschine. Ich glaube, nach 25 Jahren wusste wirklich jeder Musiker, wie der Dirigent vor ihm tickt.

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Und dann komme ich wieder zum Abschied. So ein Requiem ist ja auch zum Abschied nehmen gemacht. Gott Sei Dank ist ja Jan Hoffmann nicht gestorben, aber er geht nun mal nach Dresden und wie das so üblich ist, müssen sich alte Weggefährten einfach auch verabschieden. So war es sehr gut, dass Herr Hoffmann im Publikum Platz nahm und Simone Sterr nur kurz etwas zum Besten gab. Denn wie hat Frau Sterr richtig erkannt, es gibt Menschen, die länger mit ihm zusammen gearbeitet haben und so kam dann Cathérine Miville auf die Bühne und es ist immer schön, solche Menschen wieder im Theater zu sehen. Und wenn sie dann auch noch gut reden und einfach den Menschen hervorheben und sich in dem Moment selbst nicht so wichtig nehmen, dann kann man davon ausgehen, es ist eine gelungene Rede auf den Menschen, der verabschiedet wird. So gab es dann auch mal einen kleinen Lacher hier und dort und es war eine herzliche Atmosphäre im kompletten Theater.

Michael Hofstetter verabschiedete sich auch noch per Video. Martin Gärtner verabschiedete sich zusammen mit dem Opernchor mit einem Ständchen zum Abschluss. Es war einfach ein rund herum gelungener menschlich wie musikalisch stimmiger Abend.

Ich muss mich einfach Herrn Hofstetter anschließen, der meinte, dass Jan Hoffmann in Dresden Erfolg als Chorleiter der Semperoper haben wird. Ich kann es mir nicht anders vorstellen. Wenn man für etwas wirklich brennt, dann hat man Erfolg, vielleicht nicht immer finanziell, aber man hinterlässt Spuren, wie mein Musiklehrer Karl Theo Sames, der für seine Chöre gebrannt hat, oder viele andere Chorleiter und Dirigenten, die für ihr Tun einfach brennen und Spuren bei den Menschen hinterlassen im Kleinen wie im Großen. Egal wo ich hingehört habe in den letzten Wochen, überall war nur Gutes über Jan Hoffmann zu hören. Man hat auch bei den Sängern die ein oder andere Träne gesehen oder zumindest schien es so.

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Menschen, die Musik und Kultur lieben und Menschen lieben, hinterlassen immer Spuren. Und ich glaube ganz fest daran, dass er sich nicht verändern wird und mit der Wärme und Herzlichkeit, von der man mir erzählt hat, auch Dresden im Sturm erobern wird. Sie werden diesen wohl sehr besonderen Menschen, mit dem ich glaube ich gerne mal ein Bier oder Wein getrunken hätte, hoffentlich mit offenen Armen und Herzen empfangen. Er hat es verdient! Viel Glück wünsche ich ihm und Liebes Dresden. behandelt mir so einen Menschen gut. Danke für 25 Jahre und einige der Aufführungen mit ihnen werde ich sicher nicht vergessen. Ich hoffe, man sieht sich vielleicht mal wieder in unserem kleinen feinen Theater. Und nun Drücke ich noch eine Träne weg und freue mich, dass ich so einen tollen Abend erleben durfte.

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