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Einmal im Jahr verlasse ich meine musikalische Wohlfühlzone also auch nach außen hin, da gehe ich zu einer Jazz Veranstaltung und zwar immer wieder zu der HR Bigband ins Stadttheater. Jazz ist nicht gerade meine große Leidenschaft, wobei hier auf dem Blog mehr über Jazz steht, als über Rock oder Metal. Ich glaube, ich muss da mal ein wenig Gegensteuern.

Die wenigsten von euch werden Camila Meza kennen. Sie ist eine chilenische Jazz-Musikerin, die 1985 geboren wurde. Sie hatte ihre Anfänge in Santiago de Chile und hat dort auch ihr erstes Album veröffentlicht. Das war das Album „Skylark“ im Jahr 2007.

Später ist sie dann nach New York ausgewandert, wo sie an der „The New School Gitarre“ studierte. Dort gründete sie recht schnell ihre eigenes Jazz-Oktett. Sie wurde im Critics Poll der Jazz-Fachzeitschrift „Down Beat“ als Rising Star in den Kategorie Gitarre und weiblicher Gesang nominiert.

Das erste Mal wirklich begegnet ist mir Camila Meza durch eine Autorin, die durch Südamerika gewandert ist und mir von dieser jungen Musikerin erzählte. Das ist mir im Übrigen beim Stöbern nach „wer ist Camila Meza“ aufgefallen, als ich einige Songs von ihr auf meinem PC fand. Ja, der Name ist mir schon mal über die Füße gelaufen, aber das Warum war mir nicht ganz klar.

Nun begab sich diese Musikerin mit der hr Bigband nach Gießen und das erste war, das Konzert findet ja erst um 20 Uhr statt. Es hat ein paar Leute doch ein wenig irritiert. Auch mir ist es irgendwie schwergefallen. Es war auch ungewohnt, dass es diesmal keine Einführung gab. Dadurch war mein Start irgendwie ein wenig holprig. Da merkt man doch, wie schnell man sich an die Abläufe gewöhnt und man ein Gewohnheitstier wird.

Also starte ich nun mal schnell mit dem eigentlichen Konzert. Schade war, dass es überall noch einzelne freie Plätze gab, aber nicht jedes Konzert kann ausverkauft sein. Vielleicht lag es daran, dass einige es doch noch gewohnt sind, dass die Bigband im Oktober nach Gießen komm. Während der Pause hatte ich mich mit Menschen um mich herum darüber unterhalten, die etwas irritiert waren, dass die Bigband im Mai nach Gießen kommt.

Was mir schon bei dem ersten Titel „Kallfu“ auffiel war, dass diese Musikerin eine tolle kraftvolle und klare Stimme hat, die man lieben muss. Sie spielt dazu Gitarre, dass ich dachte, wow, sie kann auch gut in anderen Genres als Gitarristin unterkommen und als Sängerin sowieso.

Dann steht sie da und begrüßt das Publikum und man merkt sofort, diese Musikerin ist unwahrscheinlich höflich. Ja, sie kann nur Guten Abend und Dankeschön auf Deutsch, aber dies ist doch egal. Sie erklärt alles in einem wunderschönen Englisch, mit so einer Wärme, so dass man ihr länger zuhören möchte. Sie kommt im direkt sehr höflich und warm rüber.

Man merkt ihr schon da an, dass sie Freude hat mit diesen Musikern zusammen auf der Bühne zu stehen. Man merkt aber auch bei dem ersten Stück sofort, dass da eine Einheit auf der Bühne steht, die es genießt, miteinander zu musizieren.

Die Arrangements von Guillermo Klein passen einfach sehr gut zu der Stimme und dem Spiel von Camila Meza, die immer wieder staunt, wie sie mit den Musikern harmoniert. Sie sind einfach ein Klangkörper bei jedem einzelnen Lied.

Eines der Highlights für mich war, als sie alleine gesungen und sich alleine mit der Gitarre begleitet hat. Es war der Titel: Cucurrucucu Paloma. Hört ihn euch einfach mal an, ihr werdet es verstehen. Ich finde ihn sogar mit der akustischen Gitarre noch etwas eindringlicher, als mit der E-Gitarre.

Bei dem Stück „Vidala Para mi Sombra“ gab es das Solo mit Steffen Weber (glaube ich), in dem die Stimme von Camila Meza mit dem Saxophon regelrecht verschmolzen ist. Wenn ich daran denke, bekomme ich auch Stunden später noch einen leichten wohligen Schauer wegen dieser kurzen Sequenz. Dieses Zusammenspiel zwischen Stimme und Saxophon ist genial. Wie gut muss man bitte sein, damit dies komplett ineinander übergeht? Da meine ich nicht nur die Musiker, sondern auch den Menschen der das Ganze abmischt, denn alles ist live und alles muss auf den Punkt sein. Da muss man manchmal die Regler auch mal einen Hauch nach unten oder nach oben bewegen.

Der 2. Teil begann mit einem Stück nur für die Bigband, aber es war ein Highlight. Bitte in welche Töne kommt denn Robert Heidemann mit seiner Tuba? Er hat ein Solo mit seiner Tuba gegeben, welches mich fast aus dem Theatersitzen rausgehoben hat. Das war für mich ein Erlebnis, welches ich gerne noch mal und noch mal hören möchte.

Es ist bei den Solis jedes Mal an diesem Abend so gewesen, dass ich dachte wow, wie toll sind dieses Musiker, da ist es auch egal, ob es Hans Glawischnig an seinem Bass ist, Jean-Paul Hochstädter wenn er Schlagzeug spielt, Heinz-Dieter Sauerborn oder wer auch immer. Jeder dieser Musiker hat mit seinem Solo immer dem Ganzen eine besondere Note gegeben. Da sitzen diese Musiker vor einem und spielen teilweise bis zu drei oder vier verschiedene Instrumente und alle in einer Perfektion, dass man es nicht so wirklich glauben kann. Während ich es schreibe, fällt mir da noch Sebastian Scobel am Klavier ein, der virtuos mit seinem Instrument das Ganze abrundet.

Dazu diese Arrangements von Guillermo Klein, der auch mal kurz den Überblick verloren hatte, als er die Noten suchte und in dem Stapel nicht fand und die Noten erst nach dem Stück wiedergefunden hatte.

Es wurde immer wieder auf der Bühne untereinander gescherzt und gelacht. Auch wenn man es nicht gehört hat, war es doch so, dass man die gute Stimmung untereinander erleben durfte. Camila Meza sagte, sie wünschte sich, ein paar Mal mit diesen Musikern auftreten zu dürfen und sich eine Tournee mit dieser Bigband gewünscht hat.

Ich kann mich diesem Wunsch anschließen. Camila Meza zusammen mit der hr Bigband ist mehrere Aufführungen wert, auch wenn es für mich schwer wird, wenn es wie bei einem Stück in diesen Free Jazz übergeht. Das ist für mich wie 12-Tonmusik in der Klassik. Es ist immer wieder eine Herausforderung, so auch gestern, aber so lange es nur ein Stück ist, kann ich damit leben. Ich wünsche mir noch viele Konzerte mit eben dieser Bigband und freue mich auf die nächste Spielzeit, hoffentlich wieder mit einem Bigband Konzert. Ich bin mir sicher, dass ich auch dann wieder dastehen und applaudieren werde. Dann vielleicht auch mit ihnen als Gast im Stadttheater Gießen.

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