[Rezension] Ehrlich währt am längsten – Dwyer Murphy

Klappentext:

Ein aufstrebender junger Anwalt wird von einer Frau namens Anna Reddick beauftragt, den Beweis dafür zu liefern, dass ihr Ehemann Newton, ein Antiquar, ihre Sammlung seltener Prozessschriften gestohlen hat und verkaufen will. Er geht davon aus, dass der Fall einfach und rasch erledigt sein wird. Tatsächlich kann er Newton Reddick überführen, er erhält ein außergewöhnlich hohes Honorar und der Fall scheint abgeschlossen. Als kurz darauf die echte Anna Reddick auftaucht, eine attraktive Frau Mitte dreißig, stellt sich allerdings heraus, dass er aufgrund seiner mangelnden Recherche Opfer einer Intrige geworden ist und den Ruf Newton Reddicks zerstört hat. Er beginnt auf eigene Faust zu ermitteln, um zu retten, was möglicherweise noch zu retten ist. Doch Newton Reddick ist spurlos verschwunden. Einige Wochen später erfährt er aus der Zeitung von dessen Tod. Er wurde erhängt aufgefunden.

Diesmal engagiert ihn die echte Anna Reddick, die Wahrheit über das Ableben ihres fast dreißig Jahre älteren Mannes, von dem sie sich scheiden lassen wollte, herauszufinden. Seine Schuldgefühle zwingen ihn dazu, auch diesen Auftrag anzunehmen. Inwieweit hat die Sache mit den gestohlenen Prozessschriften zu tun? Von wem und aus welchem Grund wurde die falsche Anna Reddick zu ihm geschickt? Und warum ist Newton Reddick tot? Die Spuren führen im Laufe der Recherchen auch zu Annas einflussreichem Vater.

Die Ereignisse überschlagen sich und verwickeln ihn in eine fesselnde Geschichte, in der sich Wahrheit und Täuschung in einer stilvollen Hommage an das Noir-Genre zu einem dunklen Ritt durch das heutige Brooklyn und New York vereinen.

Rezension:

Momentan habe ich einen Lauf. Kennt ihr das, ihr sucht immer das richtige Buch für eure Stimmung aus? Im Moment klappt das richtig gut. Diesmal begab ich mich nach New York und lernte einen jungen Anwalt kennen, der wohl früher für eine große Kanzlei gearbeitet hat und nun selbstständig unterwegs ist. Er vertritt sehr gerne Künstler und bekommt auch immer wieder neue Fälle vermittelt. Wie diesmal, wo Anna Reddick ihn beauftragt herauszufinden, ob ihr Mann, von dem sie sich scheiden lassen will, seltene Prozessschriften verkauft. Er bekommt sogar ein wirklich hohes Honorar und alles scheint sehr leicht von der Hand zu gehen. Schnell stellt er fest, dass der Mann die Schriften verkauft und erhält auch das Resthonorar rasch.

Alles scheint klar, bis auf einmal Anna Reddick vor seiner Tür steht und diesmal ist es die echte. Sie ist eine der wichtigsten jungen Autorinnen Amerikas und als ihr Mann tot aufgefunden wurde, beauftragt sie ihn die Wahrheit herauszufinden.

Kurze Zeit später zieht sie den Auftrag wieder zurück, doch der Fall lässt ihn nicht wirklich los. Er will wissen was und wer wirklich hinter dem Ganzen steht.

Es klingt sehr verworren und ist es irgendwie auch, es lässt einen aber nicht wirklich los. Man taucht in die Kunst- und Literaturwelt in New York ein, lernt halbseidene Menschen kennen und auch lieben, verliebt sich auf der einen Seite vielleicht ein wenig in Anna Reddick, wird aber auch irgendwie immer wieder von ihr abgestoßen. Das Ganze hat etwas Düsteres aber auch Melancholisches. Dwyer Murphy zieht einen zum einen an, stößt einen aber gelegentlich auch etwas ab.

Manchmal war es so, dass ich da saß und ich das ganze nicht so wirklich greifen konnte. Ich war immer wieder am überlegen, kann das sein, oder was sind die dunklen Geheimnisse, die diese Person gerade hat. Ich kam mir teilweise vor wie in einem alten Hitchcock: nichts ist wie es scheint, aber es ist wie es auch diesem jungen Anwalt geht, es lässt einen nicht los. Es ist wie in einem klassischen Noir Film, alles ist dunkel, man muss immer wieder nachdenken, sich hinterfragen.

Es sind fast 300 Seiten, die einem auf der einen Seite traurig stimmen, dass sie vorbei sind, aber ich des Buches noch beschäftigen. Mich stimmt es sehr froh, dass man als kleiner Verlag, wie der Septime Verlag, den Mut hat, so ein Buch rauszubringen, es zu übersetzen. Auch wenn es einerseits ein klassischer Krimi ist, so ist es aber auch wie ein Brennglas auf die Stadtmenschen in New York gerichtet, den Kunst- und Literaturbetrieb in dieser Stadt, im Besonderen auf die normalen Künstler, Autoren oder Büchersammler, der nicht nur besondere Bücher sammelt, sondern auch als Abschreibungsobjekt für die Steuer nutzt. Alles scheint möglich im positiven wie im negativen Sinne. Ich wünsche mir ganz ehrlich, dass man oft so einen Mut findet wie in diesem Fall und Buch.

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