Im Sturm der Macht

[Rezension] Im Sturm der Macht – Tuomas Oskari

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Helsinki 2028: Bei einem Staatsempfang wird die finnische Ministerpräsidentin von einem Scharfschützen aus dem Hinterhalt erschossen. Die politische Lage im Land hatte sich schon zuvor zugespitzt, als die Regierung Flüchtlinge auf einer stillgelegten Kreuzfahrtfähre interniert hatte. In dieser dramatischen Lage kehrt Leo Koski, der Ex-Ministerpräsident, nach Helsinki zurück, zunächst nur als Spielball mächtiger Männer. Doch bald erkennt er, dass ein Staatsstreich geplant ist. Und den muss er mit allen Mitteln verhindern!

Die Leo Koski Reihe ist echt sehr fordernd für mich. Emma Erola und Leo Koski sind ja im ersten Band in einem Nobelort untergekommen, in dem nur die Reichsten der Reichen unterkommen können.

Emma ist allerdings wieder nach Finnland gefahren und wurde wegen Hochverrat verklagt, weswegen dann auch Leo Koski nach Helsinki fliegt, um eine Begnadigung für seine Freundin zu erreichen. Aber er will unerkannt einreisen und wird daher von Emmas Anwalt am Flughafen abgeholt. Als er sich mit dem finnischen Präsidenten treffen will, wird seine Nachfolgerin bei einem Staatsempfang erschossen.

Wir lernen auch Sara kennen, eine Historikerin, die sich einer rechten Gruppe anschließt, um sie zu infiltrieren. Sie soll mit einem LKW irgendwohin fahren. Da sie kurz vor der Abfahrt enttarnt wird, weiß sie noch nicht, wohin sie fahren soll. Nur mit Mühe und Not kann sie fliehen.

Dazu gibt es noch einen machthungrigen italienischen Politiker, der seinen Ministerpräsidenten steuert, genauso wie einen Politiker in Finnland, der hinter dem Präsidenten und der Ministerpräsidentin die Fäden in der Hand hält.

Der Autor beschreibt, wie man Flüchtlinge auf einer Kreuzfahrtfähre gefangen hält, was recht befremdlich ist. Dann gibt es noch eine linksgerichtete Vereinigung von Anwälten und eine Schafschützin aus Kuba. Man könnte denken, man habe einen Thriller der einen sicherlich überfordert.

Recht schnell wurde mir klar, dass dieses Buch über ein extremes Tempo verfügt und über Charaktere, die man gerne liest. Es ist so ganz ohne den psychisch erkrankten Polizisten, Politiker oder ähnliche problembeladene Charaktere, sondern nur mit Leo Koski, der um seine große Liebe kämpft. Dabei gerät er vollkommen zwischen die Fronten, obwohl er einfach nur das Richtige machen möchte. Er gerät aber noch mehr unter Druck, als er feststellt, dass seine Emma auch noch von ihm schwanger ist. Er wird auch von der Geheimpolizei noch unter Druck gesetzt, da Fotos von ihm auftauchen, die ihn mit dem Mord an seine Nachfolgerin in Verbindung bringen. Diese Bilder geraten durch die sozialen Medien und Fakeprofile an die Öffentlichkeit.

Dann gibt es wie gesagt noch die Historikerin Sara, feststellt, dass sie sich nirgendwo mehr hinwenden kann, nachdem sie aufgeflogen ist, da die rechte Gruppe auch mit der Polizei zusammenarbeitet. Somit wendet sie sich an Emmas Anwalt. Sie zeigt Leo und dem Anwalt Parallelen zwischen den Nazis im dritten Reich zu denen jetzt in Helsinki auf.

Tuomas Oskari entwirft also eine Story, die teilweise extrem schnell ist, weil sich alles auf wenige Stunden konzentriert. Es gab viele Situationen in dem Buch, wo ich dachte, das ist mir too much, das geht in eine vollkommen falsche Richtung. Dann musste ich das Buch erstmal beiseitelegen und eine Nacht darüber schlafen.

Das Problem war nie, dass es zu blutig war, oder zu abgedreht, sondern alles ergab immer Sinn. Es gab einmal eine Situation, da dachte ich, jetzt wird Leo Koski doch zu John McClane, aber dies war vielleicht eine halbe Seite. Es gibt auch Situationen, da muss man über Leo ein wenig lachen, wie z.B. wie mietet man einen E-Roller, als er überlegt, wie man auf das Schiff kommt, oder als er plant mit einem Helikopter auf das im Hafen liegende Schiff zu gelangen. Aber im Allgemeinen fesselt das Buch durch Logik. Es könnte genauso sein und alleine deswegen kommt Leo nicht mit einem Helikopter aufs Schiff.

Man hat immer das Gefühl, genau so könnten die Politiker, oder die Polizei, handeln und auch genau so kann man den Staat oder Europa im Allgemeinen noch weiter nach rechts driften lassen. Natürlich nur dann, wenn bestimmte Faktoren auch so eintreffen, wie es ja auch damals war mit dem Brand des Reichstags in Berlin.

Es ist für mich ein Thriller, den man lesen muss, aber den man auch aushalten muss. Er zeigt so unwahrscheinlich viele Grauschattierungen in einem jeden Menschen auf, wie nur selten zuvor in einem Buch. Und dabei schreibe ich noch nicht mal über das Ende des Buches, welches mich so fertiggemacht hat, dass ich das Schreiben der Rezension abbrechen, und erstmal darüber schlafen musste.

Für mich ist es ein Buch, welches ich auf der einen Seite nicht lesen wollte, da mich der erste Band schon mental sehr gefordert hatte. Auf der anderen Seite war ich neugierig und ich wollte sehen, ob der Autor das noch besser kann. Ich weiß nicht, ob ich mir einen dritten Band wünschen sollte, da es mich wirklich psychisch angreift. Ich weiß nur, ich würde ihn wieder lesen! Ich würde ihn bestimmt wieder vor mir herschieben, weil ich Angst habe, dass er mich zu sehr fordert, aber das ist irgendwann auch egal, denn gute Bücher sind einfach gute Bücher und mit Tuomas Oskari bin ich gerne im „Sturm der Macht“, auch wenn es einen fast umhaut.

Im Sturm der Macht

Titel: Im Sturm der Macht

Autor: Oskari, Tuomas
Band: 2
ISBN: 978-3-7857-0046-4
Verlag: Bastei Lübbe
Preis: 24,00€
Erscheinungsdatum: 27. Oktober 2023

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