[Konzert] Musikalische Perfektion: Ein Abend mit dem HR-Sinfonieorchester Frankfurt
Es war Zeit mal wieder ein Sinfoniekonzert zu genießen. Diesmal nicht mit dem Philharmonischen Orchester Gießen, sondern wir hatten hohen Besuch. Das HR-Sinfonieorchester Frankfurt gab sich in unserem Theater die Ehre.
Mitgebracht hatte das Orchester Lili Boulanger mit „D‘un matin de printemps“ aus dem Jahr 1922. Lili Boulanger hatten wir diese Spielzeit schon mal und zwar bei dem Orgelkonzert in der Bonifatiuskirche. Daher war ich besonders gespannt, denn dieses Stück in der Kirche hatte mich neugierig auf die Komponistin gemacht.
Wenn man schon in Frankreich ist, kann man von dort auch gleich einen weiteren Komponisten mitbringen: Henri Dutilleux mit „Tout un monde lointain…“ aus dem Jahr 1970. Es wird als eines die bedeutendsten Cellokonzerte des 20. Jahrhundert bezeichnet. Der krönende Abschluss war die „Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36“ von Ludwig van Beethoven.
Wie immer gab es eine Einführung, diesmal von Herrn Förnzler, der einem Lili Boulanger näherbrachte und aufzeigte, wie außergewöhnlich diese viel zu jung verstorbene Komponistin war.
Mit ihr sind wir also auch gestartet und es war schon besonders. Es ist ein Stück, welches ein wenig wie Frühling klingt. Es zeichnet sich in meinen Ohren durch eine besondere Harmonie aus und es ist melodisch, für mich etwas Besonderes. Das Konzert hat einfach das gewisse etwas, was ich bei neueren Stücken oft vermisse. Es war wirklich sehr kurzweilig und von diesen Musikern dargeboten wirklich etwas Besonderes für meine Ohren.
Es war für mich recht schwierig. Dieses Stück ist für Cello und Orchester komponiert und ist von einer besonderen Zartheit. Vor allem, was der Solo Cellist, Peter-Philipp Staemmler, aus seinem Instrument geholt hat, war einfach fantastisch. Ich liebe ja den Klang des Cellos. im Besonderen diese kräftigen Passagen. Heute war es anders und es war für mich im ersten Moment schwierig, da genau das, was ich eigentlich Liebe, nicht da war, sondern eine zarte Melodie, die teilweise kaum zu hören und wahrzunehmen war. Dazu das Schlagwerk, welches teilweise ebenfalls sehr zart daherkam, aber auch kraftvoll. Dieses Zusammenspiel der Musiker miteinander war schon sehr besonders. Es war technisch auf aller höchstem Niveau, sicherlich nahe an der Perfektion. So war es nur folgerichtig, dass der Applaus danach sehr lang und ausgiebig war für einen Applaus vor der Pause. Dass dann der Cellist Peter-Philipp Staemmler noch eine Zugabe gegeben hat, war schon etwas Besonderes. Wie das so ist, manchmal hört man einfach nicht, was es genau für ein Stück ist. Ich habe nur gehört, dass es von Brahms war. Ist aber eigentlich auch egal, es war schön! Alleine für dieses Stück hätte es sich gelohnt, in dieses Konzert zu gehen. Es waren vielleicht nur fünf Minuten, aber die hatten es in sich. Manchmal kommt es nicht auf die Länge eines Stückes an, manchmal reichen nur wenige Minuten, um einen komplett gefangen zu nehmen. Ähnlich ging es mir beim ersten Stück von Lili Boulanger.
So war dann die Pause nun wichtig, um ein wenig runterzukommen, denn der erste Teil war einfach sehr fordernd.
Bei neuerer Klassischer Musik ist es immer wieder schwierig für mich, da die Melodien und Harmonien anders sind, als das was man gewöhnt ist. Was ich aber feststelle ist, je häufiger ich solche Stücke höre, umso besser komme ich damit zurecht. Wobei es nicht funktioniert, wenn ich mir dies zuhause über die Anlage anhöre. Da verliert das alles seine Wirkung. Da bleibe ich doch nur beim Standard hängen.
Man kann nun natürlich auch sagen, dass Ludwig van Beethoven Standard ist, aber die „Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36“ klingt nach Beethoven, aber sie ist trotzdem anders. Ich spürte und hörte Beethoven, aber es war trotzdem eine gewisse Fröhlichkeit zu hören. Ich weiß nicht, wie ich es sonst ausdrücken soll. Es ist einfach anders von meinem Gefühl gewesen, als wenn ich mir die 3., 5. oder gar die 9. Sinfonie anhöre.
Es war ein besonderer Abend mit dem HR-Sinfonieorchester Frankfurt mit einem besonderen Solisten und besonderen Musikstücken, die einen fordern und die man so nur selten hört. Eine wichtige Person habe ich noch gar nicht erwähnt. Delyana Lazarova ist eine Dirigentin, die wirklich das besondere Etwas hat, wobei sie mir teilweise etwas hektisch rüberkam, aber dies kann wohl auch an den Stücken liegen und die Art und Weiße wie sie den Musikern mit ihrer Art eine Hilfestellung bei schwierigen stellen bereit ist zu geben.
Komme ich nun zu meinem Fazit, es ist immer etwas Besonderes, dieses Orchester live erleben zu dürfen. Es ist ein wirklich tolles Niveau welches man dadurch in Gießen erleben darf. Welches wirklich nochmal eine Schippe auf unseres legt.
Irgendwie bin ich trotzdem froh, dass ich bald wieder unser „kleines“ Orchester erleben darf. Bitte nicht falsch verstehen, aber ich fremdel ein wenig mit diesem fantastischen Orchester aus Frankfurt. Ich will dieses Orchester mindestens einmal im Jahr sehen und hören, aber ich will auch unser Orchester erleben, denn ich finde beide haben das gewisse etwas. Und vielleicht, das würde ich mir wünschen, macht auch mal Gießen eine Reise nach Frankfurt. Ich freue mich schon jetzt auf das letzte Konzert in dieser Spielzeit, genauso wie ich mich schon jetzt auf die nächste Spielzeit freue. Auch dann gibt es wieder ein Konzert mit dem HR-Sinfonieorchester Frankfurt. Es wird sicherlich wie beim 7. Sinfoniekonzert etwas Besonderes sein.