[Autoren] Zum Tod von Ingvar Ambjørnsen – Die Stimme der Außenseiter ist verstummt
Am 19. Juli 2025 verstarb der norwegische Schriftsteller Ingvar Ambjørnsen im Alter von 69 Jahren. Eine Nachricht, die viele Leserinnen und Leser tief berührt. Denn Ambjørnsen war mehr als ein Erfolgsautor – er war ein literarischer Chronist der Unsichtbaren. Ein Erzähler für jene, die sonst selten gehört werden. Nun ist seine Stimme verstummt.
Vom Aussteiger zum Bestsellerautor
Geboren 1956 im norwegischen Tønsberg, fand Ambjørnsen seine literarische Berufung früh – getrieben von einem tiefen Sinn für soziale Gerechtigkeit und Außenseiterthemen. In den 1980er Jahren ließ er sich in Hamburg nieder, seine Bücher aber reisten längst weit über Landesgrenzen hinaus. In Deutschland wurde er vor allem durch seine Jugendromane und die „Elling“-Reihe bekannt – ein literarischer Meilenstein, der ihm auch eine Oscar-Nominierung für die gleichnamige Verfilmung einbrachte.
Seine Sprache war rau, klar, manchmal bitter, aber immer durchdrungen von Mitgefühl. Figuren wie Elling, ein sensibler, neurotischer Ex-Psychiatriepatient, oder die beiden jungen Ermittler Pelle und Proffen standen nie für Heldentum, sondern für das Recht auf Dasein – mit all ihren Makeln, Ängsten und Träumen.
Ein Leben für das Wort – trotz Krankheit
Ambjørnsen lebte über vier Jahrzehnte in Deutschland, kehrte jedoch Anfang 2025 nach Norwegen zurück. Nicht aus Unzufriedenheit, sondern – so schrieb er selbst – „um Abschied zu nehmen“. Seit Jahren litt er an einer schweren Lungenerkrankung (COPD), doch das Schreiben ließ er sich bis zuletzt nicht nehmen. Noch im Juni kündigte er sein letztes Werk an: „Sorgen i St. Peter Ording“, eine Sammlung von Kurzgeschichten, die nun posthum erscheinen wird.
Diese letzte Veröffentlichung ist mehr als nur ein literarischer Schlussstrich – sie ist sein Vermächtnis. Eine letzte Liebeserklärung an die Sprache, die Menschen, die er porträtierte, und an die Orte, an denen seine Figuren Zuflucht suchten.
Ein Autor, der hörte, was andere übersahen
Ingvar Ambjørnsen wird bleiben – in Regalen, auf Bühnen, in Filmrollen. Aber vor allem im Herzen seiner Leserinnen und Leser. Denn was ihn so besonders machte, war nicht nur sein schriftstellerisches Talent, sondern seine Haltung. Er glaubte daran, dass Literatur ein Zuhause sein kann für Menschen, die in der Welt kein Zuhause finden.
In einer Zeit, in der viele nach Lautstärke und Wirkung streben, war Ambjørnsen leise – aber eindringlich. Und genau das machte ihn so unverwechselbar.
Lesetipp: Wer Ambjørnsen neu entdecken möchte, sollte zu „Elling – Ich habe Angst“ greifen. Wer seine Jugendromane mag, wird mit „Weiße Nigger“ oder „Der letzte Deal“ eindringliche Literatur über Freundschaft, Drogen und Rebellion finden.
Ruhe in Frieden, Ingvar Ambjørnsen. Danke für deine Geschichten. Für deine Menschlichkeit.
[Lesung] Der Trick mit Emanuel Bergmann in Gießen
Zwischen Wort und Klang: Emanuel Bergmanns fesselnde Lesung aus "Der Trick" in Gießen
Am 02.09.2016 war ich bei uns in Gießen in der Stadtbücherei auf der Lesung von „Der Trick“ des Autoren Emanuel Read more
Der Höhenflug geht weiter: „Lindbergh“ zum Kinder- und Jugendhörbuch des Jahres 2016 gewähltFür die Jury der hr2-Hörbuchbestsenliste ist die Hörspiel-Umsetzung Read more
Also manchmal sitze ich wirklich hier und beiße in die Tischplatte. Warum? Dieses Gefühl überkommt mich wegen meiner Timeline bei Read more
Name: Eva Völler Titel des Buchs: „Time School – Auf ewig Dein“ Lieblingssatz aus dem Buch: „Es gab nur einen Read more