Der Verrat

LITL656 [Podcast] Am Zorn festhalten ist wie Gift trinken – Reflexionen zu Der Verrat von Ellen Sandberg

In der heutigen Episode widme ich mich der ausführlichen Rezension von *Der Verrat*, einem packenden Roman von Ellen Sandberg, der geradezu zum Nachdenken anregt. Der Klappentext zieht uns in die Welt eines Weinguts an der Saar, wo ein altes Verbrechen und unausgesprochene Schuld die Protagonisten lähmen. Nane, die nach zwanzig Jahren Haft entlassen wird, sieht sich sofort der drückenden Last ihrer Vergangenheit gegenüber und wird in ein Spannungsfeld zwischen ihr und ihrer Schwester Pia gezogen. Ein faszinierendes und herausforderndes Beziehungsgeflecht entfaltet sich, das sowohl Intrigen als auch Möglichkeiten zur Versöhnung enthält.

In meiner persönlichen Rezension reflektiere ich über die Charaktere und ihre Dynamiken. Zu Beginn hatte ich einige Schwierigkeiten, mich mit Pia anzufreunden. Ihre Kälte und das ständige Streben nach persönlichem Vorteil erinnerten mich an eine Eisbergmetapher, bei der wir nur die Spitze sehen, während der Großteil verborgen bleibt. Thomas, Pias Ehemann und erfolgsverwöhnter Winzer, erscheint als eine Figur, die von Pias Ambitionen geblendet wird. Hier sehe ich Parallelen zu meinen eigenen Erfahrungen in der Jugend, in denen ich mich oft ebenfalls naiv und auswählend in Beziehungen stürzte.

Nane, die etwas exzentrische Schwester, begeistert mich hingegen mit ihrer Energie und ihrem Bedürfnis nach Kontrolle – ein Tribut an die familiären Wurzeln. Die dritte Schwester, die als Vermittlerin zwischen den extremen Persönlichkeiten agiert, bringt eine weitere Ebene in das komplizierte Verhältnis. Die Hintergründe des Todes von Henning, der zum lebenslangen Urteil gegen Nane führten, erhöhen die Intensität und Komplexität des Geschehens. Pias Widerstand gegen Nanes Rückkehr in ihr Leben ist sowohl nachvollziehbar als auch tragisch, verstärkt durch die Tatsache, dass Nane einst die Ex-Partnerin ihres Mannes war.

Ein zentrales Thema wird im Roman klar: der Kampf um das Weingut. Pias ständige Erinnerungen an familiäre Verpflichtungen spiegeln eine tiefere Angst wider, die ihr Handeln und ihre Entscheidungen dominiert. Vergebung scheint für sie ein unerreichbarer Begriff zu sein. Durch Ellen Sandbergs feinsinnige Herangehensweise spürt man den unterschwelligen Zorn, der die Beziehungen vergiftet. Ein eindringlicher Satz eines Obdachlosen, den ich im Roman entdeckte, fasst dieses Gefühl brilliants zusammen: „Am Zorn festhalten ist wie Gift trinken und erwarten, dass der andere daran stirbt.” Diese Botschaft ist nicht nur für die fiktiven Charaktere relevant, sondern auch ein Appell an alle, die in unserer eigenen Realität durch ähnliche Konflikte gehen.

Das Buch ist gut geschrieben und obwohl es einige Längen hat, dienen diese dazu, die Charaktere näher zu beleuchten und sie nachvollziehbarer zu machen. Sandberg thematisiert auf intelligente Weise, wie negative Emotionen uns lenken können und lädt zum Reflektieren ein. *Der Verrat*, veröffentlicht im Penguin Verlag im Jahr 2018, ist ein Roman, der sowohl unterhaltsam als auch lehrreich ist und für 11 Euro in jeder Buchhandlung erhältlich ist. Es ist ein Werk, das viele wichtige Fragen aufwirft, während es uns in eine fesselnde Geschichte eintauchen lässt.

Die Vergessenen

LITL576 [Podcast] Rezension: Die Vergessenen - Ellen Sandberg

In dieser Podcastfolge stelle ich das Buch „Die Vergessenen“ von Ellen Sandberg vor. Das Buch spielt im Jahr 1944 und erzählt die Geschichte von Katrin Mendler, einer Krankenschwester, die sich in den Arzt Karl Landmann verliebt, bis sie bemerkt, dass seine Arbeit das Leben vieler bedroht. Gleichzeitig wird die Geschichte von Manolis erzählt, der geheime Akten aufspüren soll und dabei auf ein Verbrechen stößt, das Generationen überdauert hat. Als ich das Buch begann, suchte ich nach etwas Leichtem zur Entspannung, wurde jedoch von den Themen Euthanasie und dem Massaker von Distomo im Zweiten Weltkrieg überrascht, die in der Handlung vorkommen. Die Autorin schafft es, die Leser in die deutsche Geschichte mit einem aktuellen Bezug zu ziehen und Fragen zur Gerechtigkeit aufzuwerfen. Das Buch behandelt die Schwierigkeiten der Gesetzgebung und die Herausforderungen von Gutachten im Zusammenhang mit grausamen Taten, die nicht vergessen werden sollten.

Ellen Sandberg konfrontiert uns mit einer dunklen Seite der Geschichte, die oft verdrängt wird, und regt dazu an, über den angemessenen Umgang mit der Vergangenheit nachzudenken. Das Buch bietet überraschende Wendungen und bringt immer neue Aspekte ein, die den Leser fesseln. Es zeigt, wie nah die Vergangenheit noch immer an unserer Gegenwart ist und wie die Fragen nach Gerechtigkeit und Erinnerung weiterhin relevant sind. „Die Vergessenen“ ist ein aufrüttelndes Buch, das dazu einlädt, sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen und wichtige Punkte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Für alle, die an deutscher Geschichte interessiert sind und sich von spannenden Büchern fesseln lassen möchten, ist „Die Vergessenen“ eine Empfehlung. Es ist ein Werk, das gegen das Vergessen ankämpft und immer wieder zum Nachdenken anregt. Das Buch ist im Jahr 2017 im Penguin Verlag erschienen und ist weiterhin erhältlich. Taucht ein in diese fesselnde Erzählung und lasst euch von den tiefgründigen Themen und der packenden Handlung mitreißen. Viel Spaß beim Lesen und Entdecken wünscht euch Markus von literaturlounge.eu.

Der Verrat
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[Rezension] Der Verrat – Ellen Sandberg

Klappentext: Ein Weingut an der Saar. Ein altes Verbrechen. Und eine Schuld, die nie verjährt … Als Nane nach zwanzig Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen wird, hat sich vieles verändert. Nicht aber die Schuld, die weiter auf ihr lastet. Nicht die Erinnerung an die Nacht, die ihr Leben zerstörte und schon gar nicht das…