[Rezension] In Zeiten des Verbrechens – Max Hellers erster Fall – Frank Goldammer
Klappentext:
1917 kehrt der 21-jährige Max Heller verletzt und traumatisiert aus dem Ersten Weltkrieg zurück. Im von Hunger, Gewalt und politischen Unruhen geprägten Dresden sucht er nach einem Weg zurück ins Leben, nach Ablenkung, nach Liebe und nach einer Aufgabe. Die Konfrontation mit brutaler Bandenkriminalität, sein großer Gerechtigkeitssinn und der Rat seines Großvaters Gustav Heller, einem Kriminalrat a.D., führen ihn in den Polizeidienst. Als frischgebackener Schupo verliebt sich Heller bei einem Elbdampferausflug in die junge Karin. Doch der Standesunterschied scheint eine Beziehung unmöglich zu machen …
Die bewegende Vorgeschichte von Max Heller und ein eindringlicher Blick auf ein erschüttertes Deutschland und seine Menschen.
Rezension:
Bei diesem Buch tue ich mir ein wenig schwer. Es ist die Vorgeschichte zu Max Heller, also das Buch beginnt da, wie Max Heller seine Verletzung am Fuß bekommen hat. Frank Goldammer schafft es, die Schatten des Krieges zu schildern wie es nur wenige schaffen. Er beschreibt, wie Max Heller als Versehrter nach Dresden zurück kommt, wie er beobachtet wird, wie er sich im Zug fühlt oder in der Stadt, wie er von seiner eigenen Mutter nicht erkannt wird.
Man stellt fest, dass er die andere Seite des Gesetzes nicht nur kennengelernt hatte, sondern auch fast mitgearbeitet hat, wie er aber durch seine Eltern, und besonders durch seinen Großvater Gustav Heller, immer wieder auf den rechten Weg zurück geschubst wird. Man merkt, Heller will einfach das Richtige machen, für seine Eltern da sein, und er probiert so einiges aus. Er hat als Schmuggler gearbeitet, war bei einer Gruppe dabei, die sich politisch nach außen hin eher Links bewegt hat, aber doch auch Dreck am Stecken hatte.
Heller selbst hatte dabei aber auch so seine eigenen Probleme. Zum einen wusste er nicht, was er machen mit seinem Leben sollte, war aber sicher, dass er anderen helfen wollte. Mir war zumindest klar, dass sein Herz am rechten Fleck ist. Er hilft auch relativ schnell der Polizei und er steht auch für seine wirklichen Freunde ein.
Irgendwann lernt er auch seine Karin kennen, da hat er schon als Schupo bei der Polizei angefangen. Das Problem war allerdings, dass sie aus anderen Kreisen kommt. Während seine Eltern mehr schlecht als recht mit ihrem Laden über die Runden kommen, gehört Karins Vater zu den Reichen der Stadt Dresden. Es ist ein richtig schönes hin und her, bis sich die beiden dann doch bekommen. Man erkennt sehr schnell, was für ein Arsch Karins Vater so ist, vorne nett, aber hintenrum ein richtiges Arschloch. Aber lest es selbst, es lohnt sich.
Hellers erster Fall sind in meinen Augen mehrere Fälle, denn sonst wäre er auch mit der Hilfe seines Großvaters oder dem Kriminalinspektor Pohl wohl nicht zu dem geworden, zu dem er letztendlich geworden ist. Es gibt immer wieder Situationen, wo man denkt, dass ist nun der Fall, oder er stolpert nun in den oder den Fall hinein. Und nun komme ich zu dem Problem, von dem ich am Anfang erzählt habe, oder warum ich mir mit dem Buch schwer tue. Es liegt glaube ich nicht an dem Buch oder der Story, denn „In Zeiten des Verbrechens“ ist eine tolle Geschichte darüber, wie es wohl den Menschen während dem ersten Weltkrieg oder danach ergangen ist. Das Buch zeigt, wie nah man immer wieder am Abgrund war, oder wie nah man daran sein konnte, ein Verbrecher zu werden. Das Verbrechen hat im Endeffekt überall gelauert. Dazu noch die Probleme, die man einfach als Soldat hatte und wahrscheinlich noch immer hat, wenn man von der Front nachhause kommt. In ein Zuhause, welches so anders ist, als man es verlassen hat. Frank Goldammer ist ein Buch gelungen, welches mir sehr gut gefallen hat und trotzdem war da immer wieder dieser Stachel, der mich gestört hat und zwar wurde es mir erst jetzt beim Schreiben der Rezension klar. Der eigentliche erste Fall von Max Heller war mir zu kurz. Ich war immer auf der Suche nach dem ersten Fall, der im Buchtitel ja „beworben“ wird. Ja, es ist die Geschichte zu dem ersten Fall, aber „In Zeiten des Verbrechens“ ist eher ein Max Heller Roman, wie er zu dem geworden ist, der er war und dies in einer Zeit, die komplett anders war, viel gefährlicher für die Richtung, die er eingeschlagen hat. Man lernte Hellers Familie kennen und auch Freunde und kann dadurch vieles vielleicht besser begreifen, Menschen einfach besser verstehen. Es ist spannend, wie Frank Goldammer die Zeit von 1917 – 1924 beschreibt, wie Max Heller bestimmte Dinge immer wieder hinterfragt, wie er seinen Weg geht und wie er in so einige Situationen gekommen ist, wo manche vielleicht nicht lebend rausgekommen wären. Letztlich ist aber das Hauptaugenmerk wie es zu Max Hellers erstem Fall gekommen ist, und nicht der Fall selbst.
Ihr merkt, es ist ein tolles Buch, aber ich hätte vielleicht den Untertitel etwas anders gewählt, denn diese Zeit bietet so vieles. Das ganze Buch ist so vielschichtig, nur habe ich immer wieder auf dem ersten Fall gewartet, der auch auf Seite 300 noch nicht anwesend war. Deswegen sage ich einfach folgendes, es ist in tolles Buch, mit vielen Facetten, aber einen mich irreführenden Untertitel. Ich bin gespannt, wie es weitergeht, wie es endet ist ja bekannt, aber der Anfang kann interessant sein, wobei ich auf der anderen Seite dann wieder sage, wenn man eine Reihe beendet hat, sollte man sie vielleicht auch beendet lassen, wobei es schon interessant ist, wie das alles begann und welche Geschichte Max Heller und seine Karin haben. Wie gesagt, ich bin gespannt wie es weitergeht und wo uns das alles noch hinführt und ich hoffe, ihr seht es genauso.
Titel: In Zeiten des Verbrechens – Max Hellers erster Fall
Autorin: Goldammer, Frank
ISBN: 978-3-423-26364-1
Verlag: dtv Verlag
Preis: 17,00 €
Erscheinungsdatum: 13. Juli 2023