Taxi Drivers

[Rezension] Taxi Drivers – Written in their faces – Klaus Maria Einwanger

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Klaus Maria Einwanger captured critical moments of urban life just before the Covid-19 pandemic hit. His tribute to the taxi drivers is both personal and universal — and, as he points out, „written in their faces.“ In each city, Einwanger explores a very different microcosm. The daily worries of New Yorkers, the intrepidity of Londoners, and the distinguished pride of Tokyo drivers form the backdrop for his exploration with the camera. What will the future hold? Transportation analysts expect that the traditional taxi industry will not be able to survive alongside ride-sharing apps and the promises of platform capitalism. This leads the photographer to explore what happens if one must die for the other to survive.

„Ein Taxi ist ein Verkehrsmittel zur gelegentlichen Personenbeförderung, dessen Fahrer den Fahrgast gegen Bezahlung direkt zum gewünschten Zielort befördert (Gelegenheitsverkehr])“ [Quelle Wikipedia]

Ein Taxi ist viel mehr als das!

Eine Verbindung von Start und Ziel, dazwischen das Zeitfenster der Fahrt herausgelöst aus dem Trubel der Großstadt, ein kurzer Augenblick der Ruhe oder eines individuellen Gesprächs zwischen Fahrer und Fahrgast.

Es entsteht ein kurzer Zeitabschnitt, der einander fremde Personen in der Intimität innerhalb des Taxis in eine Beziehung setzt.

In der Abgeschlossenheit des Raums bietet das Taxi zudem Schutz und einen kurzen Moment des Innehaltens. Der Fahrgast kann getrost die Zielführung dem Fahrer überlassen.

Die eigenen Probleme verlieren unter Umständen an Wichtigkeit, wenn man den Trubel und die Hektik der Stadt aus dem Inneren des Taxis von „Außen“ betrachtet.

Dabei handelt es sich bei einer Taxifahrt doch eher um einen eher unbedeutenden Teil des Alltages, dem wir üblicherweise wenig Beachtung schenken.

Wer sind diese Menschen in Ihren individuell geprägten Mikrokosmen innerhalb der Großstadt eigentlich?

Der vielfach ausgezeichnete Fotograf Klaus Maria Einwanger, sonst eher im Bereich der Food- und Lifestylefotografie unterwegs und renommiert, hat sich in seinem Buch „Taxi Drivers“ diesem Thema auf völlig neuen Pfaden fotografisch gewidmet.

Er porträtierte mit Herzblut und Detailtreue Taxifahrer auf drei unterschiedlichen Kontinenten – in New York, London und Tokio – und damit die Metropolen selbst, in einem hochwertigen Bildband mit Texten.

Die Taxifahrer dieser Städte verbinden wir mit ikonischen Fahrzeugen: den Yellow Cabs in New York City, den schwarzen Limousinen in London und den glänzend polierten Tokioter Taxen.

Es gelingt ihm ausnahmslos die Persönlichkeiten und ihre Emotionen eindrucksvoll in einer Momentaufnahme festzuhalten, und dem Betrachter damit einen Eindruck ihres Wesens, ihres Alltages und der jeweiligen Metropole zu vermitteln.

Einwangers Motivation ist es, vordergründig darauf aufmerksam zu machen, was im gesellschaftlichen Alltag weitestgehend unsichtbar bleibt, es ist ein Kampf ums Überleben in einer Zeit der Veränderung, die vergleichbar mit den Umbrüchen der Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts scheint, weil neue internetbasierte Plattformgeschäftsmodelle die traditionellen Taxigewerke großer Metropolen und die dahinterstehenden Individuen in diesen Überlebenskampf zwingen.

Dies stellt sich in den drei Metropolen durchaus unterschiedlich dar und spiegelt sich in den fotografierten Gesichtern individuell wieder.

Die Darstellung der New Yorker Taxifahrer lässt zu einem großen Teil auch ihre gegenwärtige Resignation und Endtäuschung erkennen.

In New York ist ein Taxi eher als individuelles Allein- oder Familienunternehmen zu betrachten. Die kostspielige Lizenz zum Betrieb eines solchen Unternehmens fordert den Fahrern alles ab, so dass viele Familienmitglieder das Taxi im Schichtbetrieb fahren müssen.

Die erworbenen Lizenzen dienen auch als Investition in die kapitale Alterssicherung, durch die internetbasierten Konkurrenten verlieren sie jedoch erheblich an Wert und gefährden die individuelle wirtschaftliche Sicherheit langfristig.

Mit seiner New Yorker Portraitserie gelingt es Herrn Einwanger eindrucksvoll die Sorgen, die Resignation, aber auch den unverkennbaren Stolz und das Selbstbewusstsein der Taxifahrer einzufangen.

Der Hintergrund der Aufnahmen ist farblich mit Ausnahme der typischen gelben Taxen deutlich reduziert, zentrale Figur ist der Portraitierte.

Hierdurch konzentriert sich der Blick des Betrachters mit großer Intensität auf das Gesicht des Taxifahrers. Ein hoher Kontrast und eine gleichermaßen reduzierte Farbigkeit in diesem Bereich sorgen für eine weitere Steigerung des Ausdrucks.

Es entstehen hierdurch Portraits von starker Intensität und Ausdruckskraft.

Während in New York Resignation, Aggression und ein anklagender Ton vorherrschend scheinen, geben sich die Londoner Cab Driver eher optimistisch kämpferisch.

Geschlossen und öffentlichkeitswirksam versteht man sich darauf mit englischer Mentalität durch gezielte gemeinsame Aktionen im Straßenverkehr auf die Problematik aufmerksam zu machen.

Die Darstellung der Londoner Taxifahrer ruft Assoziationen mit Darstellungen historischer Arbeitsaufstände wach.

Hier spiegeln sich in der heroischen Körperhaltungen und den Gesichtern Stolz, Unbeugsamkeit neben Leidenschaft, Lebenserfahrung und Würde wider.

Der historische Hintergrund auf den Fotografien und vor allem das ikonische Aussehen der schwarzen Limousinen unterstreichen hierbei die lange Geschichte und besondere Bedeutung des Londoner Taxiverkehrs.

Gestärkt durch den starken Verbund der Londoner Cab Driver und die langlebigen historischen Traditionen, gepaart mit englischer Eleganz und einer breiten Lobby, lohnt sich hier der Kampf um die traditionellen Werte im Londoner Taxigewerbe noch, die sich durch die besondere Qualifikation und das große Wissensspektrum der Fahrer um den schwierigen Londoner Straßenverkehr besonders auszeichnet.

Auch hier nutzt der Fotograf eine stark reduzierte Farbigkeit mit Ausnahme einzelner Elemente, wie zum Beispiel typischer Londoner Busse, Telefonzellen in rot und der Taxibeleuchtung in Orange.

Diese Technik wurde durchgängig perfekt eingesetzt, ohne sie zu überreizen, um die Aussage und den Ausdruck der Fotografien zu verstärken.

Die Darstellung der Taxen ist neben ihren eher zweckmäßig gekleideten Fahrern durch die besonders ins Bild gesetzten Spiegelungen in Lack und Glas annähernd glamourös.

Auffällig ist, dass neben den in New York ausschließlich, und in London vorwiegend, portraitierten Männern, hier auch eine Frau fotografiert wurde.

Diese Fotos assoziieren neben den männlichen Charakteren eine unerwartete Jugend und Leichtigkeit. Sie wirken damit auf den Betrachter auch vorsichtig optimistisch.

Gleiches Genre gleicher Beruf – anderer Ort – völlig andere Welt: Tokyo!

Die hier entstandenen Portraits spiegeln Stolz, Leichtigkeit, Eleganz und eine völlig einzigartige Verspieltheit wieder.

In Tokyo genießen Taxifahrer ein hohes Ansehen in der Gesellschaft.

Sie zeigen auf den präsentierten Fotos ein unerschütterliches Selbstbewusstsein, Entspanntheit und Würde.

Gekleidet wie man sich einen englischen Buttler vorstellen würde, präsentieren, neben den abgebildeten Männern, auch zwei Frauen stolz ihre hochglänzend gepflegten Taxen.

Mit Anzug, Krawatte und weißen Glacéhandschuhen, in gerader Haltung mit einem verbindlichen Lächeln laden sie ein, die quirlige Metropole Tokyo mit ihren Sehenswürdigkeiten kennen zu lernen.

Von Arbeits- und Überlebenskampf keine sichtbare Spur.

Eine Stadt voller Lebendigkeit, gut dargestellt mit einer etwas stärkeren Farbigkeit im Hintergrund.

Mitten in der Unüberschaubarkeit von unzähligen Fußgängern ein kleiner edler Mikrokosmos – Taxi – und damit die Möglichkeit, geschützt und in beruhigter Atmosphäre zum Ziel zu gelangen.

Eine wundervolle anspruchsvolle Aufgabe, die zu Recht mit Respekt und Ansehen in der Öffentlichkeit bedacht wird.

Es handelt sich um ein sehr eindrucksvolles Fotobuch, das ich persönlich empfehlen kann.

Die begleitenden Texte bieten ergänzend neben den Fakten und Denkansätzen auch viele atmosphärische Einblicke in den Alltag der Metropolen, ihrer Taxifahrer und Fahrgäste.

Als Fotografin bin ich sehr beeindruckt von der Nähe und Intensität der gezeigten Aufnahmen, die dazu einladen, sich auch über die aufgegriffenen Themen Gedanken zu machen.

Das 2000 Gramm schwere Buch kommt in der Größe von 240 mm x 320 mm x 27 mm in einem stabilen Kartonschuber daher, der Druck ist hochwertig auf festem, mattem Papier.

Die englischen Texte werden in einem mitgelieferten Booklet ins Deutsche übersetzt.

Besonders positiv hervorheben möchte ich, dass durch die genähte Bindung ohne Buchrücken auch eine komfortable Betrachtung von Bildern möglich ist, die über die Mitte des Buches, also formatfüllend über beide Seiten gedruckt sind.

Taxi Drivers

Titel: Taxi Drivers – Written in their faces

Autorin: Eiwanger, Klaus Maria
Verlag: KME GmbH
ISBN: 9783000738036
Preis: 72,00 €
Erscheinungsdatum: 3. April 2023

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