Orchester

[Konzert] Doppelter Musikgenuss mit besonderen Momenten: Preview und Sinfoniekonzert im Rückblick

Diesmal war ich wieder zweimal im Sinfoniekonzert, also einmal im Preview und einmal im normalen Sinfoniekonzert. Was ich dort erlebt habe, war wieder jedes Mal ein besonderes Konzert. Das Previewkonzert ist einfach eine tolle Ergänzung. Ich steige auch gleich mit den Konzerten ein, denn das mit der Einführung klappt mittlerweile einfach gut und ja, man kann da vielleicht noch Kleinigkeiten bemängeln, aber wozu? Christian Förnzler versucht immer, so viel Information wie möglich hineinzupacken. Zuhören muss das Publikum schon selbst.

Diese Vorabinformationen können aber auch Ängste erzeugen. Wie zum Beispiel beim ersten Stück von Raquel García-Tomás, das sie auf eine besondere Art und Weise komponiert hat, nämlich wie beim Malen, wo man nicht auf das Blatt schaut, sondern auf das Objekt, das man zeichnet. Das kann dann auch wirklich Ängste erzeugen insbesondere, wenn direkt auch die Verwendung von Vierteltönen und Geräuschen statt klaren Tönen der Blasinstrumente angekündigt werden. Ich war da etwas entspannter als Heike, da ich ja am Abend vorher die Ausführungen und Erklärungen von Gábor Hontvári dem Dirigenten des Abends und des Previews lauschen konnte. Mein Kommentar dazu war: „Es klingt im ersten Moment schlimmer als es ist.“ Wobei ich sagen muss, dass mir die Komische Oper „Ich, Ich, Ich“ von der selben Komponistin wesentlich besser gefällt als „Blind Contours no. 2“ welches wir in den letzten beiden Tagen gehört haben.

Dieses Stück zeigt aber auch, was man alles aus den Instrumenten herausholen kann. Durch bestimmte Anspieltechniken der Bläser kann man auch Klänge erzeugen, ohne dass man direkt Töne spielt. Bei einer Geige verändert es die Klangfarbe, je nachdem wo man den Bogen ansetzt. Mit solchen Elementen spielt die Komponistin wobei sie keine wirklichen Harmonien oder Melodien verwendet. Es gibt viel Interpretationsspielraum für die Musiker. Es ist einfach ein anderes Stück. Eine andere Art, die nicht mit 12-Tonmusik oder „normaler“ klassischer Musik zu vergleichen ist.

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Ich saß beim Konzert da und muss sagen, was die Musiker dort geleistet haben, war toll, auch wenn ich mir doch mehr Melodie und Harmonie wünsche. Was ich mir aber vorstellen konnte war, dass dies eine besondere Stimmung in einem Film verstärken könnte. Die Leistung des Orchesters war herausragend. Beim Sinfoniekonzert haben mir die Erklärungen von Gábor Hontvári ein wenig gefehlt. Er hat einfach eine lockere Stimmung reingebracht, indem er die Techniken der Musiker erklärt hat. Ich habe nicht ganz das gehört oder gefühlt, was er gefühlt hat, aber das war schon sehr interessant. Das ist ja auch immer das, was ich sage: jeder kann bei Kunst andere Emotionen spüren. Wenn ich ein Konzert höre, dann kann ich etwas anderes empfinden, als die Person, die neben mir sitzt.

Komme ich nun zu dem eigentlichen Highlight des Sinfoniekonzertes: das Marimbakonzert „Prism Rhapsody“ von Keiko Abe. Eine Marimba ist ein Instrument ähnlich wie ein Xylophon nur etwas größer und mit Röhren unter den Klangplatten. In meinen Ohren hat es eine besondere Klangfarbe. Gespielt wurde die Marimba von Simon Etzold, der bei der Sächsische Staatskapelle Dresden spielt und studierter Schlagwerker ist. Ich finde es ja schon toll, wenn man mit zwei Schlegeln dieses Instrument spielt, genial ist es, wenn man vier Schlegel gleichzeitig nutzt. Aber bei diesem Marimbakonzert muss man teilweise mit sechs Schlegeln spielen und das ist, Entschuldigung für meine Ausdrucksweise, abgefahren.

Beim Previewkonzert hat Simon Etzold noch nebenbei gezeigt, wie sich die unterschiedlichen Härtegrade und Materialien bei der Marimba auswirken. Ich denke, dies ist sowieso ein Stück, welches das Schlagwerk komplett fordert, also nicht nur den Solisten. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, sind es elf unterschiedliche Instrumente, die das Schlagwerk bei diesem Stück nutzt. Bei dem Previewkonzert wurde jedes dieser Instrumente kurz vorgestellt und Gábor Hontvári hat wirklich jedes einzelne erwähnt und anspielen lassen. Nebenbei wurde noch erläutert, dass die Komponistin eine bedeutende Marimbaspielerin ist und sie die Technik mit sechs Schlegeln entwickelt hat, aber auch, dass sie am 18.04. ihren 88. Geburtstag hat. Aufgrund der Zeitverschiebung zu Japan fiel die Gießener Premiere mit ihrem Geburtstag zusammen. Dies ist eine besondere Fügung. Ich finde, ja es ist moderne Klassik, aber „Prism Rhapsody“ sollte jeder mal live und in Farbe erleben. Ich würde Simon Etzold wirklich empfehlen.

Aber nicht nur deswegen. Die Zugabe beim Preview Konzert im Foyer mit der kleinen Trommel und auch das Stück mit den Maracas sollte man sich wirklich anhören. Dieses Konzert mit der kleinen Trommel war einfach genial. Was er für Klänge aus der kleinen Trommel geholt hat war WOW! Ich schwärme auch zwei Tage später noch davon. Und da ist es wieder, jedes Instrument, mag es noch so einfach erscheinen, kann mit dem richtigen Musiker einfach genial sein.

Beim Sinfoniekonzert hat Simon Etzold noch eine Zugabe auf der Marimba gegeben. Ich glaube, er hatte die letzten beiden Abende richtig Spaß seine Instrumente so zu präsentieren. Einfach auch mal zu zeigen, Schlagwerk kann so vieles mehr. Wobei ich dieses Gefühl auch immer wieder bei unseren Schlagwerkern im Stadttheater habe.

So bin ich in einer richtig positiven Stimmung in die Pause gegangen. Nach der Pause standen noch drei Stücke an. Den Anfang machte Dmitri Schostakowitschs „Scherzo Nr. 1 fis-Moll op. 1“, welches er im Alter von 13 Jahren komponiert hat. Ganz ehrlich, mit 13 habe ich andere Sachen gemacht, als so ein tolles, wenn auch kurzes, Stück zu komponieren. Das sind fünf Minuten Kino für die Ohren.

Kino für die Ohren ist für viele vielleicht auch Pjotr Tschaikowskis Fantasie-Ouvertüre „Romeo und Julia“. Für mich war es eine Erinnerung an eine Hausarbeit und einen Vortrag vor der Klasse über dieses Stück. Ich habe es vollkommen verdrängt, aber die Ausführungen beim Preview Konzert von Gábor Hontvári haben es mir wieder in Erinnerung gerufen. Es ging dabei um die Stimmungen, die Pjotr Tschaikowski in diesem Werk erzeugt und auch die verschiedenen Interpretationen von unterschiedlichen Orchestern. Die Ausführungen von Gábor Hontvári haben es zwar wieder hervorgeholt, und es war nicht nur positiv, aber ich konnte es trotzdem genießen. Dies lag aber auch wieder mal an den besonderen Musikern des Stadttheaters Gießens.

Abgeschlossen wurde der Abend von Dmitri Schostakowitschs „Scherzo Nr. 2 Es-Dur op. 7“. Dies war einfach ein gelungener Abschluss für einen besonderen Abend.

Bei Gábor Hontvári würde ich mich sehr freuen, ihn noch mal zu erleben. Ich kann aufgrund des Preview-Konzertes sagen, er ist der geborene Entertainer. Er kann sehr gut erklären und man merkt ihm genauso wie den anderen Dirigenten bei den Previewkonzerten an, dass sie für diese Musik brennen, und zwar lichterloh.

Ich denke auch, dass er die Musiker immer wieder beim Dirigieren unterstützt und von ihnen Hochleistung erwartet. Es war sicherlich eine gute Wahl, ihn die Vertretung von Herrn Schüller bei diesem Konzert machen zu lassen.

Was den Solisten an diesem Abend betrifft, auch ihm würde ich den ein oder anderen weiteren Auftritt in Gießen gönnen. Zumindest hatte ich das Gefühl, dass beide die Zeit in Gießen genossen haben und auch ich habe die gemeinsame Zeit wirklich sehr genossen. Danke für diese tolle Zeit!

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