Mathilda

[Rezension] Mathilda – Mary Shelley

Ein Jahrhundert im Schatten: Mary Shelleys "Mathilda" – Eine tiefgründige Auseinandersetzung mit tragischen Gefühlen und sprachlicher Schönheit.

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Die junge Mathilda wächst nach dem Tod ihrer Mutter einsam und ohne Zuwendung auf. Erst als ihr Vater aus seinem selbst auferlegten Exil zurückkehrt, wagt sie, auf Glück zu hoffen. Doch nach wenigen gemeinsamen Wochen legt sich ein Schatten über die Beziehung der beiden, und Mathilda droht in einen noch tieferen Abgrund zu stürzen …

Mary Shelley schrieb mit »Frankenstein« einen wegweisenden Roman der Schwarzen Romantik. Auch in dem nachfolgenden Werk »Mathilda«, das erst über hundert Jahre später posthum veröffentlicht wurde, verarbeitete sie Themen wie Obsession, Empfindsamkeit und die Erhabenheit der Natur.

Ich wollte schon immer mal Mary Shelley lesen. Als mir dann Mathilda angeboten wurde, konnte ich nicht widerstehen. Es ist ein Buch, welches erst 1959 seine Erstveröffentlichung feierte und somit über 100 Jahre nach dem Tod der Autorin Mary Shelley. Dies ist nun die deutsche Erstveröffentlichung des Buches in einer Übersetzung von Stefan Weidle.

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Weswegen ich dies schreibe? Weil ich mich dem Buch langsam nähern muss. Es war bewegend und fordernd, dieses Buch zu lesen. Mathilda ist eine Figur, die es in ihrem Leben nicht leicht hat, auch wenn sie in eine reiche Familie geboren wurde.

Ihre Mutter ist früh verstorben. Ihr Vater hat sich dann erstmal auf eine 16-jährige Weltreise begeben und hat sich unterdessen nie blicken lassen, oder auch nur mal einen Brief an seine Tochter verfasst. Sie ist bei ihrer Tante groß geworden, die ihr nicht wirklich Nähe und Liebe entgegengebracht hat. Sie wurde bei die Nanny abgeschoben und sah ihre Tante nur einmal am Tag beim Essen. Auch später als die Nanny dann weg war, hat sich die Tante wohl nicht viel mehr um sie gekümmert. Allerdings war diese Distanziertheit in der gehobenen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts nicht ganz ungewöhnlich und dennoch brutal für ein Kind.

Früh wird klar, dass sie ihren Vater auf einen Sockel stellt und ihn sich als liebevoll und nahbaren Menschen vorstellt, obwohl er sich zu der Zeit, die sie beschreibt, noch nicht mal bei ihr gemeldet hat. Dies ändert sich erst als Mathilda um die 16 Jahre alt ist. Da meldete sich ihr Vater und kümmerte sich auch um sie.

Am Anfang war das auch gut. Erst als sie nach ein paar Monaten einen Verehrer hat ändert sich ihr Vater. Er erscheint eifersüchtig und auf einmal kommt auch der Verehrer nicht mehr zu Mathilda. Das Ganze gipfelt dann darin, dass er vor den Gefühlen, die er zu seiner Tochter hat, flieht und sich ertränkt. Mathilda reist ihm aber hinterher, um dies zu verhindern, da sie wohl ähnliche Gefühle gegenüber ihrem Vater hat.

Es ist ein wirklich harter Stoff, den man da liest. Man bekommt zwar nicht gesagt, was passiert ist, aber man kann es sich aufgrund der Andeutungen von Mary Shelley vorstellen.

Des Weiteren beschreibt sie danach die Depression, die Mathilda ereilt und auch Züge einer bipolaren Störung, wie man es heute nennt. Die Hauptfigur flieht vor ihrer Familie und ihrer Verantwortung vermutlich nach Schottland, so wie sie es beschrieben wird, zumindest in eine sehr einsame Gegend. Dort lernt sie einen Dichter kennen, der seine Verlobte verloren hat.

Wie es endet? Am besten selbst lesen! Wobei das sollte man sowieso, denn das Buch ist sehr bewegend. Es ist auch von der Sprache ganz anders, als man es momentan in der Literatur erlebt. Die Übersetzung klingt teilweise so, als würde man Schiller lesen, da die Sätze doch recht lang sind. Auch Worte, die man so selten liest werden verwendet. Ich muss Stefan Weidle wirklich ein Kompliment machen. Wenn man sich darauf eingelassen hat, ist es einfach gut zu lesen.

Was das ganze aber auch schwer macht, ist das Gefühl, welches einen beschleicht, dass gewisse Dinge in dem Buch auch autobiografisch sind und nicht nur Fiktion. Wie ich darauf komme? Das ist ganz einfach. Es sind bestimmte Probleme, die ein depressiver oder bipolarer Mensch einfach immer wieder hat, welche Mary Shelley dort beschreibt. Wenn ein Autor, eine Depression beschreibt, die er nicht selbst erlebt hat, dann klingt es anders. Es ist die Tiefe dich mich erstaunt, die ich in einem Buch aus dem Jahr 1820 so noch nie erlebt habe.

Das alles zieht sich so durch das ganze Buch. Man hat einfach das Gefühl, Mary Shelley verarbeitet in dem Buch vieles, was sie selbst so erlebt und gefühlt hat. Diese tief verwurzelte Einsamkeit und dieses niemand an einen ranlassen, spürt man in jeder Zeile, in jedem Wort. Für mich ein großes Werk in einer Sprache und Ausdruck, wie ich es mir auf der einen Seite wünsche, aber ich weiß auch, dass ich solche Bücher nicht jede Woche lesen kann. Man sollte sich aber die Zeit nehmen und dieses Buch einer begnadeten Autorin lesen, und zwar genau in dieser Übersetzung, in genau diesem toll gemachten und gebundenen Buch.

Mathilda

Titel: Mathilda

Autor/In: Shelley, Mary
Übersetzer/In: Weidle, Stefan
ISBN: 978-3-86532-870-0
Verlag: Pendragon Verlag
Preis: 22,00€
Erscheinungsdatum: 26. Februar 2025

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