Das Nest

[Rezension] Das Nest – Sophie Morton-Thomas

Atmosphärisch, beklemmend, unvergesslich: Ein Roman über die Last der Geheimnisse

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Fran führt ein ruhiges Leben in einem einsamen englischen Küstenort, wo das Marschland auf den Ozean trifft. Sie kümmert sich um ihren Sohn Bruno, betreibt eine Wohnwagensiedlung und beobachtet Vögel. Dann verschwindet Brunos Lehrerin und der Ort gerät in Aufruhr: Hat Frans Schwager Ellis etwas damit zu tun? Welche Rolle spielen die Roma, die in der Nähe ihr Lager aufgeschlagen haben? Warum findet Fran mehrere tote Vögel, und was wissen Bruno und seine Cousine Sadie? In einer hypnotischen Prosa erzählt die Autorin die Geschichte einer Frau, die ihre Geheimnisse zu schützen versucht.

Puh, das war fordernd! Dabei kam dieses Buch gar nicht so hart daher. Man lernt Fran, eine aufopfernde Mutter und Betreiberin einer Wohnwagensiedlung kennen. Die mit ihrem Mann Dom und ihrem Sohn Bruno an der Küste Englands lebt. So weit so schön. Sie haben ihrer Schwester Ros mit ihrem Lebensgefährten Ellis und ihrer Tochter Sadie einen Platz zum Wohnen in einem der Wagen gegeben.

Auf das Feld nebenan ziehen Roma, oder wie sie sich selbst nennen die „Reisenden von Tad“. Tad ist quasi ihr Anführer. Gleichzeitig bekommen Sadie und Bruno eine neue Lehrerin in der Grundschule. Sie ist zum einen sehr streng, aber auch jünger und etwas flippiger in ihrem ganzen Auftreten. Wie das in kleinen Gemeinden immer so ist, wird darüber schnell getuschelt.

Bruno und Sadie passen schon sehr aufeinander auf und sind in der Schule Außenseiter. Fran ist so etwas wie eine Helikoptermutter. Sie hat am liebsten ihren Sohn immer um sich herum. Die beiden Kinder zieht es aber auch immer mehr zu Tad und seinem Bruder Charlie. Wie das immer so ist: Kinder sind neugierig und da ist egal, was Eltern so sagen. Kinder wollen ihre eigenen Erfahrungen machen.

Wobei sich auch Fran mit Tad anfreundet, da er auch sich sehr für Vögel interessiert. Je länger das Buch dauert, umso mehr spürt man, dass mit Fran etwas nicht stimmt, genauso wie mit ihrer Beziehung. Es ist aber nicht greifbar, was da nicht stimmt. Sie zieht sich immer mehr zurück. Bei Vogelbeobachtungen und beim Beobachten ihres Umfeldes finde ich sie teilweise übergriffig.

Als dann Dom und Tad die Lehrerin in Frans Vogelbeobachtungshütte tot auffinden, verdächtigen alle Ellis, die Lehrerin getötet zu haben. Dies wird befeuert, da Ellis verschwunden ist und sich Sadie mit der Lehrerin verkracht hatte. Ellis ist ein jähzorniger Mensch, besonders wenn es um seine Tochter geht, und vor allem wenn er mal wieder betrunken ist.

Wie immer könnte ich nun noch vieles schreiben. Das Ganze kommt ganz langsam rüber. Es passiert nicht viel, aber mich hat diese Sprache und Geschichte nicht losgelassen. Ich wollte immer wieder wissen, wie sich die Figuren entwickeln, wie die Familien miteinander interagieren. Dieses Buch hatte auf mich eine Sogwirkung. Immer wieder war das Verlangen da, dass ich noch ein Kapitel mit Fran oder Tad lesen wollte.

Ständig hat man das Gefühl, dass etwas unter der Oberfläche brodelt. Ich kann nicht beschreiben, woher genau die Spannung kommt, die zwischen den Personen im Buch stetig vorhanden ist. Dieses ständige Misstrauen zwischen den Familienmitgliedern und den Reisenden auf dem Feld neben der Wohnwagensiedlung von Fran sind so etwas wie ein Ankerpunkt vor allem für Bruno, Sadie und Fran, die sich laufend auf diesem Feld bewegen.

Wie das Ganze dann endet, ist selbst für mich, der nun oft Spannungsbücher liest, überraschend. Ich werde sicherlich noch ein paar Tage brauchen, um das Gelesene zu verarbeiten. Es ist ein schleichender Spannungsbogen, der sicher für einige schwierig sein wird, aber die Sprache dieses Buches ist ungewohnt intensiv.

Ich bin mir nicht sicher, ob es an der Autorin liegt, der Übersetzerin Lea Dunkel oder am Lektorat. Ich bin von der Sprache von Anfang an gefordert, aber auch angezogen worden. Gleichzeitig war es ein Setting, welches mich doch ein wenig überrascht hat. Hier hat wohl jeder eine tolle Arbeit geleistet.

Dies alles in einem Buch mit gerade einmal 300 Seiten war genau auf den Punkt und so, dass ich nun bestimmt in den nächsten Tagen noch die ein oder andere atmosphärische Störung haben werde, denn die Dichte und die Vorurteile in dem Buch waren wirklich sehr fordernd. Es würde mich freuen, wenn dieses Buch noch viele Fans finden würde.

Das Nest

Titel: Das Nest

Autor/In: Morton-Thomas, Sophie
Verlag: Pendragon Verlag
ISBN: 978-3-86532-909-7
Preis: 22,00 €
Erscheinungsdatum: 02. Juli 2025

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Atmosphärisch, beklemmend, unvergesslich: Ein Roman über die Last der Geheimnisse

Fran führt ein ruhiges Leben in einem einsamen englischen Küstenort, wo das Marschland auf den Ozean trifft. Sie kümmert sich um ihren Sohn Bruno, betreibt eine Wohnwagensiedlung und beobachtet Vögel. Dann verschwindet Brunos Lehrerin und der Ort gerät in Aufruhr: Hat Frans Schwager Ellis etwas damit zu tun? Welche Rolle spielen die Roma, die in der Nähe ihr Lager aufgeschlagen haben? Warum findet Fran mehrere tote Vögel, und was wissen Bruno und seine Cousine Sadie? In einer hypnotischen Prosa erzählt die Autorin die Geschichte einer Frau, die ihre Geheimnisse zu schützen versucht.

URL: https://literaturlounge.eu/?p=31028

Autor: LiteraturLounge

Name: Das Nest

Autor: Sophie Morton-Thomas

ISBN: 978-3-86532-909-7

Veröffentlichungsdatum: 2025-07-02

Format: https://schema.org/Hardcover

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