Ich spüre dich leben

[Rezension] Ich spüre dich leben – Ulla Mothes

Eine emotionale Achterbahnfahrt zwischen Frankfurt und Sansibar

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Der böse Banker und die gute Ehefrau – so einfach ist es selten, und schon gar nicht in dieser Liebesgeschichte. Das Paar ringt um Licht in tiefe Unterströmungen seiner Zweisamkeit und gleichzeitig unserer Gegenwart. In funkelnder Sprache erzählt Ulla Mothes vom Wegschauen und der Ehrlichkeit zu sich selbst. Die Zerrissenheit geht unter die Haut. Unmittelbar vor der Geburt ihres Kindes erhält Stella den Abschiedsbrief ihres Mannes Falk, der sich der Überführung als Betrüger in seinem Job als Investmentbanker entzogen hat. Allein, überfordert mit dem Baby verzweifelt sie an der Frage: Hat er ihre Liebe wirklich verraten? Wie kann das sein? Sie beide, ein Doppelpack seit Kindertagen. Sie meint zu spüren, dass er noch lebt, flüchtet sich in einen Verschwörungsglauben: ihr Mann, abgefischt von Mächtigen, die sein Talent benutzen. Falk hat sich als Fred nach Afrika abgesetzt, um seine Frau und sein Kind vor dem sozialen und finanziellen Absturz zu schützen. Er beschäftigt sich kritisch mit seinem alten Ich als Banker und startet neu. Dann sehen sich die beiden auf Sansibar wieder, aber sie flieht ihn. Das auf der Insel tradierte uralte Wissen der Menschen von überallher bewirkt schließlich, dass beide Versagen und Trauer zulassen. Sie begreifen, was wirklich mit ihnen geschehen ist. Und finden die Kraft, ihre Fluchten aufzugeben und sich einen verantwortungsvollen Umgang miteinander und mit der Welt zu erkämpfen.

Als Ulla Mothes mich anrief, ob ich ihr neues Buch Rezensieren würde, konnte ich nur Ja sagen. Mir gefiel das Thema, mit dem Banker, das Setting teilweise in Frankfurt, oder Vogelsberg, aber auch Sansibar.

Ich stürzte mich also in die Geschichte. Dass mich diese diesmal wirklich richtig fordern würde, war nicht vorherzusehen. Alles startet mit einer Hausdurchsuchung von Stellas Wohnung und der Geburt ihres Sohnes Linus. Ihr Mann ist verschwunden und hat einen Abschiedsbrief hinterlassen. Stella ist Goldschmiedin in Frankfurt und ihr Mann, wie so oft in Frankfurt, Banker, genauer gesagt Investmentbanker.

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Stella ist mit ihrem Mann Falk schon seit Kindesbeinen zusammen. Sie beide sind in einem Dorf auf dem platten Land groß geworden. So ein Dorf, wo jeder jeden kennt und weit ab von der nächsten großen Stadt, wie z.B. Frankfurt. Da die Familien weit weg wohnen und Stella zumindest zum Teil die Schuld für das verschwinden oder den Selbstmord von Falk geben, gibt es da auch keinen engen Kontakt. Zudem interessieren sich Stellas Eltern nicht wirklich für das Enkelkind.

Auch die Freundin von Stella interessiert sich nicht wirklich für die Probleme, die sie mit dem Kind und der Verdächtigungen um ihren Mann hat. Sie kann damit nicht umgehen und ist nicht wirklich für Stella da.

Wesentlich später lernt man dann auch Falk kennen. Da ist bei Stella aber auch schon das Kind richtig in den Brunnen gefallen. Auf der Suche nach ihrem Mann lernt Stella nämlich die „Schwestern“ kennen. Eine Gruppe von vier Frauen, die Verschwörungstheorien anhängen und an den Geldmachtkomplex glauben, also daran, dass ein paar wenige das Sagen in der Welt haben. Die Schwestern bereiten sich immer mehr auf den Weltuntergang vor und Stella ist da mittendrin, da sie die die einzigen sind, die scheinbar für Stella da sind. Deswegen verfängt sich die Verschwörungstheorie immer mehr bei Stella.

Wobei es diese Theorie schon länger gibt. In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts waren es schon mal die Juden, die die Welt beherrscht haben. In den letzten Jahren sind diese Theorien wieder hoch im Kurs bei einigen Menschen. Wer die Welt gerade angeblich beherrscht variiert dabei ein wenig.

Stella selbst ist auch etwas esoterisch unterwegs und glaubt an die Kraft der verschiedenen Edelsteine. Auch das ist für mich immer etwas schwierig, da ich solche Dinge nicht wirklich greifen und verstehen kann. Wobei ich ja auch an Gott glaube und das kann man auch nicht wirklich greifen.

Zwischendurch, switcht man aber auch immer wieder nach Sansibar wo man Falk kennenlernt, der sich jetzt Fred nennt und ein Stück Land an der Küste in ein kleines Urlaubsresort umwandelt. Es gehört seiner Oma und er hat es sich auf seinen neuen Namen umschreiben lassen. Er macht dies aber zusammen mit den Einwohnern von Sansibar, so dass diese dort ihr Geld verdienen können. Das Geld dafür verdient er durch das Traden an Börsen. Er bekommt einen Kredit von einer Bank, die sich auf solche Kleinprojekte spezialisiert hat.

Immer wieder bekommt man auch einen Einblick, warum Falk verschwunden ist, nämlich wegen Insiderhandel. Er wird von seinem Chef, der angeblich nichts davon wusste, als der Buhmann dargestellt, dabei hat er das alles mit eingefädelt. Man bekommt als Leser mit, wie das alles entstanden ist und warum Falk/Fred da mitmacht, was ihn am Traden so reizt.

Durch einen Zufall kommt auch Stella mit ihren Sohn Linus nach Sansibar und natürlich treffen sie aufeinander. Auch Stella muss sich erst mal über einiges klarwerden. Und dabei helfen ihr auch die Einwohner, vor allem eine Heilerin.

Ich könnte nun noch viel mehr über das Buch schreiben. Es werden sehr viele Themen angefasst. Und ja, ich habe mir schwergetan, nicht damit das Stella gespürt hat, dass ihr Falk noch lebt, das kann ich mir gut vorstellen. Auch nicht die Esotherikschiene, sondern diese Verschwörungsmythen, da ich jeden Tag damit zu tun habe und ich über diese Themen gerne abends nicht noch lesen möchte.

Es ist aber ein tolles Buch mit interessanten Personen und einer besonderen Wärme. Ich finde auch den Mut, den der Verlag beweist, so ein Buch herauszubringen, toll, da einige heikle Themen angefasst und miteinander kombiniert werden. Ich bin mir nämlich auch noch nicht sicher, wie ich dieses Buch nun einsortiere. Ist es etwas Familiäres, Wirtschaftskrimi, ein esoterischer Thriller? Es sind wirklich immer wieder besondere Momente und Geschichten, die dieses Buch kreiert.

Für mich war es ein Buch, welches mich nicht wirklich losgelassen hat, welches gut zu lesen ist. Frau Mothes zeigt auf, wie schwierig es in unserer heutigen Gesellschaft ist Es ist nicht alles schwarz oder weiß, sondern es ist immer etwas grau dabei in unterschiedlichen Schattierungen und gerade dies macht das Buch so wichtig und auch brisant.

ich spuere dich leben

Titel: Ich spüre dich leben

Autor/In: Mothes, Ulla
ISBN: 978-3-96258-203-6
Verlag: PalmArtPress
Preis: 29,00€
Erscheinungsdatum: 02. Mai 2025

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URL: https://literaturlounge.eu/2025/06/rezension-ich-spuere-dich-leben-ulla-mothes/

Autor: LiteraturLounge

Name: Ich spüre dich Leben

Autor: Ulla Mothes

ISBN: 9783962582036

Veröffentlichungsdatum: 2025-05-02

Format: https://schema.org/Hardcover

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