Ein Mensch brennt

LITL537 [Podcast] Rezension: Ein Mensch brennt - Nicol Ljubic

In dieser Episode bespreche ich das Buch „Ein Mensch brennt“ von Nikol Ljubic. Der Roman erzählt die Geschichte des Jungen Hanno, der sich nicht nur für Fußball, sondern auch für öffentliche Proteste interessiert. Vor zwei Jahren ist er mit dem politischen Aktivisten Hartmut Gründler in das Haus der Familie Kelsterberg gezogen. Während Hannos Vater Hartmut belächelt, wird seine Mutter immer mehr von ihm fasziniert. Schließlich setzt Hartmut inmitten des deutschen Herbstes 1977 ein flammendes Protestzeichen. In meiner persönlichen Rezension gestehe ich, dass ich Schwierigkeiten mit diesem Buch habe. Anfangs dachte ich, dass Hartmut Gründler eine fiktive Figur ist, aber er war tatsächlich ein Aktivist, der den Bund für Umweltschutz mitbegründet hat. Im Buch trifft er auf die Mutter von Hanno, die ihm im Kampf gegen die Atomlobby hilft. Es fällt mir schwer zu akzeptieren, dass sie den neunjährigen Hanno zu Demonstrationen mitnimmt. Als sie Hartmut in Hamburg besucht und er verbrannt ist, sieht der neunjährige Hanno die Verletzungen. Das hat sicherlich einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen. Der Autor schafft es, den Charakteren so viel Tiefe zu verleihen, dass es sich wie eine reale Familie anfühlt. Es fällt mir immer noch schwer zu entscheiden, was davon fiktiv ist und was real in diesem Roman ist. Das ist das Besondere an diesem Buch. Es lässt einen auch Stunden später nicht los und man lernt viel über deutsche Geschichte, die in meinem Geschichtsunterricht zu kurz gekommen ist. Ich könnte noch viel mehr über das Buch schreiben, aber es ist besser, es selbst zu lesen. Ich würde mich freuen, mehr von diesem Autor zu lesen, da er einen intensiven Schreibstil hat und wichtige Themen in einem guten Roman verpacken kann. „Ein Mensch brennt“ ist im Jahr 2019 im DTV-Verlag erschienen und kann für 11,90 Euro erworben werden. Viel Spaß beim Lesen wünscht euch Markus von literaturlounge.eu.

LITL534 [Autorenlesung-Podcast]Von Königsberg bis 80 - Margitta Sünwoldt

LITL534 [Autorenlesung-Podcast]Von Königsberg bis 80 - Margitta Sünwoldt

In dieser Episode spricht Margitta Sünwoldt über ihre schrecklichen Erlebnisse während des Jahres 1945 in Palmnicken. Sie möchte junge Menschen eindringlich darum bitten, rechten Versprechungen nicht zu vertrauen und Ausgrenzung nicht zu dulden. Margitta erzählt, wie sie als neunjähriges Mädchen sehnsüchtig auf ihren bevorstehenden zehnten Geburtstag und den Eintritt in den Bund Deutscher Mädel gewartet hat. Sie erinnert sich an die Weihnachtsfeier in der Turnhalle, die mit Hakenkreuzfahnen und viel Vorbereitung begangen wurde. Doch dann fiel im Januar 1945 Schnee und Schießgeräusche waren aus der Ferne zu hören. Ihr älterer Bruder erklärte ihr, dass die Russen bald kommen könnten, aber der Volkssturm und die Hitlerjugend sie aufhalten würden. Am 28. Januar schickte ihr Bruder sie zum Bäcker, begleitet von ihrer Freundin Elli. Auf dem Weg bemerkten sie große rote Fußstapfen im Schnee, die sich später als Blut herausstellten. Überall gab es Blutspuren. Als sie mit dem Brot nach Hause kam, erzählte ihr Bruder ihr, dass überall Menschen erschossen werden. Gemeinsam beobachteten sie einen Zug von Menschen, die wie Vieh zusammengetrieben wurden. Plötzlich sah Margitta den Mann mit den glänzenden Augen, der sich aus dem Zug gelöst hatte. Ein SS-Mann erschoss ihn von hinten, während sie und die anderen Dorfbewohner stumm und erstarrt zusahen. Margitta beschließt, diese schreckliche Erfahrung für ihre Kinder und Enkelkinder festzuhalten und sich mit dem Schreiben von Erinnerungen zu befassen. Das Schreiben hilft ihr, die Gräuel von damals zu begreifen und diese Erlebnisse nicht zu vergessen.

Taxi Drivers
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[Rezension] Taxi Drivers – Written in their faces – Klaus Maria Einwanger

Klappentext: Klaus Maria Einwanger captured critical moments of urban life just before the Covid-19 pandemic hit. His tribute to the taxi drivers is both personal and universal — and, as he points out, „written in their faces.“ In each city, Einwanger explores a very different microcosm. The daily worries of New Yorkers, the intrepidity of…

Moppelkotze und Stacheldraht

LITL519 [Autorenlesung-Podcast] Moppelkotze und Stacheldraht - Marion Veidt

In dieser Folge geht es um das Buch „Moppelkotze und Stacheldraht“, das Geschichten aus West-Berlin erzählt und den typischen Berliner Dialekt zum Ausdruck bringt. Vor Beginn der eigentlichen Geschichten erklärt der Autor, wie er Interviews mit Zeitzeugen geführt hat und diese Geschichten festgehalten hat, um sie nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Die erste Geschichte handelt von einem bedrohlichen Grenzübergang in West-Berlin, an dem die West-Berliner ihre Pässe vorzeigen mussten. Kinder wurden angewiesen, nicht zu sprechen oder Faxen zu machen, da ihre Gespräche über Richtmikrofone belauscht wurden. Nach der Passkontrolle mussten die Familien geduldig in der Warteschlange bleiben, während die Soldaten die Autos kontrollierten, sogar die Verkleidungen der Fahrertüren wurden abmontiert. Es gab Gerüchte über intensive Kontrollen und das Ausbauen der Sitze. Schließlich war es an der Reihe für die eigentliche Passkontrolle. Als der Kontrolleur nachfragte, ob alle Kinder zum Fahrer gehören, passiert etwas Ungewöhnliches: Die jüngere Schwester des Sprechers platzt heraus und erzählt dem Grenzer, dass der Sprecher adoptiert ist. Panik breitet sich aus, da alle nun in der Gewalt des Grenzers zu sein scheinen und nicht wissen, was passieren wird. Die Angst wird größer, als der Grenzer die Familie auffordert, rechts ranzufahren und den Motor auszuschalten. Glücklicherweise entpuppt sich die Situation jedoch als harmlos. Der Grenzer fragt den Kontrolleur nur kurz nach den Pässen und lässt sie schließlich passieren. Es gibt auch lustige Begebenheiten an der Grenze, wie die Geschichte eines Nachbarn, der sich in die falsche Spur einordnet und dadurch länger warten muss. Es wird klar, dass es bestimmte Verhaltensregeln gab, um zusätzliche Wartezeiten zu vermeiden. Es war bekannt, dass man einen bestimmten Radiosender einschalten oder ironische Antworten vermeiden sollte. Eine Erklärung wurde nie gefordert. Eine weitere Geschichte handelt von einem Freund, der aufgrund einer politischen Zeitung Probleme an der Grenze hatte. Die Grenzbeamten lassen keine Diskussion zu und erklären nur knapp, dass die Zeitung an einem bestimmten Tag nicht mitgeführt werden darf. Die Sprecherin erzählt auch von den Besuchen in Ostberlin und der DDR, für die ein Passierschein beantragt werden musste. Die Verwandten in der DDR hatten immer eine Liste von gewünschten Geschenken aus dem Westen. Ein Besuch in der DDR war mit vielen Ausnahmen und Besonderheiten verbunden, wie dem Zwangsumtausch von D-Mark in Ostmark und dem Verbot, Westprodukte mitzubringen. Oft wurden leere Verpackungen von Westprodukten aufbewahrt oder mit DDR-Produkten gefüllt, um den Besitz von Waren aus dem Westen zur Schau zu stellen. Die Werbung im Westen erzeugte bei den Menschen in der DDR ein Verlangen nach den bevorzugten Marken. Die Bewohner West-Berlins entwickelten eine eigene Mentalität und zeigten stolzen Widerstand gegen den Kommunismus. West-Berlin war eine Stadt der Freiheit, umgeben von Stacheldraht und Selbstschussanlagen. Die Bewohner richteten sich auf ihrer kleinen Insel ein und glaubten, dass sie die Aufmerksamkeit der Welt verdient hätten, da sie an der Front zum Klassenfeind lebten. Die heutige Lesung endet mit der Feststellung, dass das Berliner Lebensgefühl am besten durch die Berliner Schnauze eines Taxifahrers während einer Fahrt durch West-Berlin zum Ausdruck kommt.