[Rezension] Comeback mit Backpack – Gitti Müller
Klappentext:
Eine Zeitreise durch Südamerika
Zum Reisen ist man nie zu alt
1980 zog Gitti Müller als Backpackerin in die Welt. Mit einem One-Way-Ticket gelangte sie an den Amazonas, erkundete die Anden und lauschte den Wellen am Pazifikstrand. Fünfunddreißig Jahre später schultert sie erneut den Rucksack in Richtung Südamerika … Familie und Freunde halten die Idee für verrückt, doch unbeirrt macht sie sich auf, ihren Traum ein zweites Mal zu verwirklichen. Mitreißend und offenherzig schildert sie, wie sie als 24-Jährige ohne Google Maps und Smartphone ahnungslos in Militärdiktaturen stolperte, sich im Urwald verlief oder Travellerschecks unter die Kleidung klebte, und spiegelt daran augenzwinkernd ihre Erfahrungen von heute. Berichtet von generationsübergreifenden Begegnungen in Hostels und verrät, wie faszinierend das Alleinreisen als Frau immer noch sein kann. Ein leidenschaftlicher Beweis, dass die große Freiheit kein Verfallsdatum kennt.
Rezension:
Fernweh durch ein Buch? Geht das? Also ich sitze nun nach dem Buch hier und ich wünsche mir eine Reise nach Südamerika. Und das mir! Also einem Menschen, der unmögliche Situationen selbst in Europa hervorgerufen hat! Menschen, die mit ihr auf Fahrt waren, können dies bestätigen.
Ich fange jetzt mal bewusst hinten im Buch an und möchte der Autorin eines sagen, klar kann man alleine verreisen, aber es kann auch mit einem guten Freund/Freundin sein, solange sich beide darüber im klaren sind, ob sie sich nun treiben lassen oder alles fest planen. Man kann z.B. eine Woche Wandern in den Vogesen planen und dann Postkarten aus Straßburg aus Paris, Amsterdam oder Brügge verschicken. Wichtig ist dann, das man sich einfach treiben und alles auf sich zukommen lässt – und beide damit einverstanden sind.
Dies kann man dann besonders gut, wenn man sich wie Gitti Müller auf sein Bauchgefühl verlässt. Dann weiß man sehr schnell, was einem gut tut und was nicht.
Komme ich nun zum Anfang des Buches. Die Autorin wird mehr oder weniger von ihrem Vermieter dazu gezwungen, wieder mal nach Südamerika zu reisen. Er möchte neue Rohre in der Wohnung verlegen, und was liegt da näher, als seinen Rucksack zu packen und nach Südamerika in den Urlaub zu fahren. Man bekommt kleine Tipps zum Packen eines Rucksackes und worauf man denn so zu achten hat, was man eigentlich so braucht und was nicht. Und ja, man kommt mit 10 Kilo Gepäck gut über die Runden. Mehr wird es nur dann, wenn man noch Essen, Zelt etc. mitschleppen muss! Und auch die Ausführung was die Größe des Rucksacks betrifft, war zu 100% richtig.
Was das Leben in Hostels betrifft, kann ich nur sagen, das war der erste Fernwehpunkt nach dem Packen des Rucksackes. Ich habe auch schon Hostels erlebt und muss sagen, eine tolle Sache. Wobei auch die Jugendherbergen in Deutschland in den meisten Fällen viel besser geworden sind.
Komme ich nun auf die Länder in Südamerika zu sprechen, in denen sie war. Irgendwie hatte ich das Gefühl, in Bolivien hat sie sich doch am wohlsten gefühlt. Zumindest kommt sie immer wieder in den folgenden Kapiteln auf Bolivien zurück, egal ob dies nun 1980 war oder 2015, La Pas oder der Titicacasee haben es ihr sehr angetan. Wie sie die Landschaften und die Menschen dort beschrieben hatte, war schon irgendwie besonders, und haben das Fernweh in meiner Brust noch mal gesteigert. Es war wirklich egal, ob dies im Heute oder im Früher war, es war immer wieder schön zu lesen.
Richtig toll fand ich auch die Reise nach Costa Rica. Ein Land, in welches ich auch gerne mal reisen würde. Ich fand es aber auch erschreckend, wie sie den Klimawandel anhand eines einfachen Sandstrandes beschrieben hat und welche Auswirkungen dies im kleinen hat, egal ob dies nun die Korallen betrifft oder die Fischer. Irgendwie habe ich das Gefühl, auch wenn nun einige Dinge in Costa Rica und woanders gemacht werden, es ist einfach zu spät und wenn ich an Herrn Trump denke, der sagt es gäbe keinen Klimawandel, sind auch die falschen und mutlosesten Politiker an der Macht.
Apropos Politiker, der wohl coolste und ruhigste Politiker über den ich lesen durfte, war in diesem Buch und zwar der ehemalige Präsident José Mujica auch el Pepe genannt. Einer, der nicht im Präsidentenpalast wohnt, sondern in seinem kleinen Haus und dafür lieber Kinder und Flüchtlinge im Präsidentenpalast leben lässt. Da kann ich nur meinen Hut ziehen, und denke da kann sich so mancher Politiker egal wo eine Scheibe abschneiden.
Ich könnte jetzt stunden und seitenweise das ganze weiter ausschmücken und erzählen, was ich in diesem Buch gelernt und gelesen habe, denn es hat mich beeindruckt, wie einfach und klar Gitti Müller ihre Reiseerlebnisse schildert. Es ist für mich ein Buch, das für das Reisen auch im Alter spricht. Warum nicht den Rucksack packen und mit 58 noch mal eben nach Südamerika reisen, die Komfortzone verlassen und einfach das tun was man will? Sich treiben lassen. Denn, und dies sollte man nie vergessen, es war nie so einfach und so friedlich zu verreisen – zumindest was Südamerika betrifft. Was dieses Buch noch ganz toll macht, ist die Vorteile von heute einfach auch einmal herauszuarbeiten und nicht nur zu sagen früher war alles besser. Beides, das Früher und das Heute, hat seine Vorteile. Vielleicht sollte man auch einfach einmal versuchen, beides zu verknüpfen, so wie es die Autorin auch in dem Buch gemacht hat. Mich hat es inspiriert und ich hoffe, dass es anderen Menschen mindestens genauso geht.
Titel: Comeback mit Backpack
Autor/In: Müller, Gitti
ISBN: 978-3-89029-142-0
Verlag: Malik Verlag
Preis: 14,00 €
Erscheinungsdatum: 2. Mai 2017