[Rezension] Krieg der Welten – H. G. Wells, Hörspiel
Klappentext:
GELESEN VON PETER KIRCHBERGER, TILL HAGEN, SANTIAGO ZIESMER, U.V.A.
1898: Das Team einer Polarexpedition entdeckt im Eis einen brodelnden Krater und geht zunächst von einem Meteoriten aus. Bald aber mehren sich die Einschläge überall auf der Welt – Vorboten eines Vernichtungsfeldzuges, dem die Menschheit nichts entgegenzusetzen hat…
Rezension:
„Krieg der Welten“ – das ist doch der Film mit Tom Cruise. Ja, auch, aber zu erst war das Buch!
Diesen Satz habe ich leider wirklich gehört, als ich erzählte, welches Hörbuch ich gerade im Auto habe. Allerdings muss ich auch zugeben, dass mir zuerst das Hörspiel von Orson Wells ins Gedächtnis kam. Eine gelungene Adaption des Buches von H.G. Wells. Beim Hören schossen mir plötzlich Bilder einer alten Serie durch den Kopf. Die Maschinen sahen genau so aus, wie H.G. Wells sie beschreibt. Da musste ich erst mal recherchieren, was es mit den dreibeinigen Herrschern auf sich hat. Die Serie gab es tatsächlich in den 1980er Jahren unter dem Titel, allerdings basierte sie auf den Büchern eines ganz anderen Autors. Bei der Ähnlichkeit der beschriebenen Maschinen, würde ich jetzt fast behaupten, da wurde erfolgreich abgeschrieben. Jetzt habe ich hier aber eine andere Version vor mir liegen, die direkt auf dem Buch von H.G. Wells basiert ist.
Zur Geschichte selber möchte ich nicht zu viel sagen, das nimmt immer die Spannung. Die Umsetzung als Hörspiel ist sehr gelungen. Die menschlichen und gesellschaftlichen Abgründe, die H.G. Wells beschrieben hat wurden sehr schön herausgearbeitet, ohne aufdringlich zu sein. Das Buch stammt aus dem Jahre 1898. Eine Zeit, in der Rassismus in Europa fast normal war. Die Möglichkeit, dass ein Farbiger überhaupt studieren könnte, war damals fast undenkbar. Obwohl 1865 die Sklaverei in den USA abgeschafft wurde, hieß das noch lange nicht, dass alle die gleichen Rechte hatten. Somit ist die Figur des Astronomen Charles Ogilvy schon etwas besonders der damaligen Zeit. Heute würde glücklicher Weise kein Hahn mehr danach krähen. Der Rassismus der Zeit zeigt sich deutlich während der Flucht von Norma Ogilvy und Cillian McBiggs vor den Invasoren aus dem Weltall.
Ein andere interessanter Aspekt ist die Karikatur der britischen Kolonialpolitik. Ende des 19. Jahrhunderts war das British Empire auf der Blüte seiner Größe. Queen Victoria feierte im Jahr vor der Erscheinung des Romans ihr Diamantenes Thronjubiläum. Das Empire herrschte über die halbe Welt, so war der Eindruck. Nun kommen aber diese Aliens auf die Erde und erobern sie – und damit fangen sie ausgerechnet in einem der größten und wichtigsten Staaten an. Sie verhalten sich wie jede Kolonialmacht. Sie beuten das eroberte Gebiet erbarmungslos aus. Allerdings wird dieses Verhalten nun als unmenschlich empfunden, da die sonst Herrschaftsverwöhnten nun auf der anderen Seite der Nahrungskette stehen. Keine irdische Militärmacht kann etwas gegen die Invasoren ausrichten. Das kleinste und vermeintlich unwichtigste Lebewesen gibt den Ausschlag. Mehr aber nun nicht zum Ende.
Die Hörspielumsetzung hat tolle Sprecher, auch die Musik und Geräuschkulisse ist passend – manchmal allerdings etwas unverhältnismäßig laut. Wenn man sich das Autoradio so eingestellt hat, dass man auch die leisen Passagen gut verstehen kann, haut es einem manchmal fast das Trommelfell raus, wenn es nahtlos brachial laut wird. Das ist aber auch wirklich der einzige, winzige Negativpunkt. Ein spannendes Hörspiel für Teenager und Erwachsene.
Titel: Krieg der Welten
Autorin: Wells, H.G.
Laufzeit: 276 min.
ISBN: 978-3-7857-5513-6
Verlag: Lübbe Audio
Preis: 7,95
Erscheinungsdatum: 24. April 2017
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